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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 3/4.1977
Seite: 297
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0091
Zur Geschichte der Steingewinnung im Markgräflerland

bis zum 19. Jahrhundert

Otto Wittmann, Lörrach J)

1 Prähistorische Steingewinnung
1.1 Neolithischer Jaspis-Bergbau

Es ist bemerkenswert, daß „das älteste Gewerbe des Menschen" (Schmid), der
Silex-Bergbau, auch im Markgräflerland nachgewiesen ist. Bei dem gewonnenen
Silex („Kiesel") handelt es sich um den grauweiß gebänderten oder gezeichneten
Jaspis im Splitterkalk des Mitteloxfordien (Malm) am Isteiner Klotz. Diese
mikrokristallinen Knollen sind aus Kieselgelen entstandene Quarzsubstanz, wobei
man die marinen Gallerten wahrscheinlich von kieselskelettführenden Organismen
abzuleiten hat. Die Knollen findet man im mittleren Teil des Profils der um 25 m
mächtigen Splitterkalke in vier Schnüren mit im wesentlichen auch auf weitere
Erstreckung etwa gleichbleibenden Abständen (Kabelac 1955, S. 41 für Istein: 80—
100—50 cm, S. 44 für den Pfirter Jura: 100—150—50 cm; Schmid für die
Kachelfluh bei Kleinkems: 40—110—70 cm). Die Gesamtmächtigkeit der jaspisführenden
Schichten umfaßt etwa 4 m.

Der den Splitterkalk unterteufende Korallenkalk bildet am Isteiner Klotz am
Westrand weithin sichtbare Felsflühen, die heute großenteils Steinbrüchen zum
Opfer gefallen sind. Im Mittel- und noch im Jungpleistozän (Eiszeitalter) hat der
Rheinstrom immer wieder diese Felswände angeschürft, so daß auch die Jaspisknollen
aus dem verwitternden Gestein des Hangenden in den Hangschutt und
aus diesen Halden auch in die nahen Geröllfelder des Stromes gerieten. Aus
ihnen haben die Leute der Jungsteinzeit die Knollen ausgesucht, denn der Jaspis
erwies sich als ein ausnehmend guter Rohstoff zur Herstellung verschiedenster
Steinwerkzeuge. Nachdem Halden und Geröllfelder weithin abgelesen waren,
gingen die Jungsteinzeitleute zum Bergbau über.

1939 wurde bei Bahnbauarbeiten östlich vom Bahnhof Kleinkems im Felshang
der Kachelfluh von F. Kuhn eine „Höhle" entdeckt, die sich im Verlauf der
weiteren Untersuchungen (G. Kraft, F. Kuhn, R. Lais, H. Stoll) als ein Bergbau
auf Jaspis erwies. Die Befunde sind durch Lais (1948) publiziert worden. Der
Abbau gehört zeitlich in die Jahrhunderte vor 2000, also 4000 Jahre vor heute.

Den Bergleuten kam bei der Gewinnung der Knollen aus dem harten Kalkstein
die nahezu lotrechte, eng gescharte, hangparallele, NNW streichende
Klüftung (Plattung) zu Hilfe. Zudem wurde das Gestein durch Feuersetzen (Vortriebsfeuer
) und Abschrecken mit Wasser in einen mürberen Zustand versetzt. Wo
dies nicht angezeigt schien, wurden die Wände durch Bearbeiten mit Steinschlägeln
zermürbt. Als Gezähe dienten geschäftete Schlägel aus geeigneten Rheingeröllen.
Die Höhlenmaße waren durch Verlauf und Abstand der Jaspisbänder vorausbestimmt
und damit auch die Abbauterrassen, die Strossen. Die unterste Jaspislage
wurde zur Sohle, die oberste zur Firste des Abbaus.

Schon Lais hat weitere Abbaue an der Wand vermutet, einige Bergwerkshöhlen
auch noch nachweisen können. Seit 1949 hat sie dann E. Schmid 12 m über dem
Bahnkörper und auf 200 m Wandlänge hin weiter verfolgen können (Schmid
1951, 1952). Grabungen erfolgten 1951 mit Hilfe und Einsatz des Bergbaumuseums
in Bochum. Die Oberkante der Felswand zeigte sich durchweg zugleich
als unterste Abbauterrasse und sie entspricht der tiefsten Jaspislage (vgl. Abb. 12
in Schmid 1969, S. 59). Zwischen den einzelnen Abbauen hatten die Bergleute
Sicherheitspfeiler stehen lassen. Der Abbau begann jeweils mit einem Tagebau

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