Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 3/4.1977
Seite: 344
(PDF, 36 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0138
Gedanken über den Kirchenneubau in Laufen

vor 120 Jahren

von Walter Füsslin

Meine beiden Großväter (Ernst Füßlin und Friedrich Schlumberger, geboren
1826 und 1833) standen vor 125 Jahren in zwei verschiedenen politischen Lagern.
Der Jüngere war 1848 zu seinem Glück erst 15 Jahre alt. Der ältere hielt als Sohn
des Bürgermeisters zum Großherzog.

Einig war man in der Gemeinde darüber, daß die 7—800 Jahre alte Kirche —
sie stand östlich vom Pfarrhaus und nördlich vom Schloßgebäude — zu klein und
baufällig, also unbedingt erneuerungsbedürftig war.

Die großzügige Stiftung des Schloßherrn an geeignetem Baugelände und Geld
ermöglichte in den sonst so schwierigen Fünfzigerjahren den Neubau eines
wesentlich größeren Gotteshauses am benachbarten „Bergsmeister"-Hang, der die
„Laufener Bucht" nach Norden abschließt.

Dort konnte man die Kirche allerdings nicht in jede Richtung stellen. Man
wählte die Süd-Nord-Richtung in Verlängerung der Dorfachse und ließ den
Turm gegen das Dorf schauen. Leider wechselte man den Turmcharakter. Der
schwerste Teil des Neubaus, die Fundierung des Turmes, gab nach und rutschte
dorfwärts. Das Fundament mußte erneuert und unter Wegschaffung der dort
mächtigen Lößdecke auf Fels gegründet werden. Der Maurermeister Güntert
stand nahe am Bankrott, als Turm und Kirchenschiff endlich der Vollendung
entgegen gingen.

Bei Wahl der Ost-Westrichtung wären die Schwierigkeiten am Ende noch größer
geworden, weil ja nicht nur die Schmalseite des Gotteshauses auf dem Hartgestein
hätte fußen müssen. Am wenigsten geht den späteren Generationen ein, warum
man das bewährte Satteldachvorbild für den nur wenig über die Firstlinie hinausragenden
Turm nicht beibehielt. An Stelle einer währschaften Markgräfler Kirche
entstand ein Gebilde ohne echten Charakter. Innen sah sie vor der Erneuerung
durch Pfr. Teutsch auch stillos aus. die klassische, gute Orgel, Uhr und Glocken,
vielleicht auch Teile des Gestühls, entstammten der abgerissenen, alten Kirche.

Diese hatte zwei weitere Grundrisse kleinerer Kapellen und Gotteshäuser umschlossen
, was man nach verschiedenen Quellenangaben hätte vermuten können.
Der reiche Schloßherr hatte im Laufe der Fünfziger jähre sein Ziel erreicht: Der
Schloßhof war mit Hilfe der Kirchentrümmer teilweise höhergelegt worden. Aus
dem Friedhof entstand ein Garten. Der Wingertenweg, der früher zwischen Kirche
und Schloßgebäude, z. T. der Kirche entlang geführt hatte, verlief danach südlich,
einer Gartenmauer entlang; um fast 120 m wurde er verlegt und um die Schloß-
Nebengebäude herumgeführt.

Da der Haupteingang jetzt nur etwa 5 Treppenstufen höher lag als der Schloßhof
, war das schmiedeeiserne Geländer für (früher) zwei Treppenaufgänge entbehrlich
. Mein Urgroßvater hat es erwerben und an seinem neuen Haus gegenüber
dem „Wilden Mann" anbringen können. Es ist heute noch eine Zier. Der Schloßherr
erweiterte sein Hauptgebäude nach Westen und Norden und schuf eine großzügige
Gartenanlage, wo früher Kirche und Friedhof lagen, bzw. den höchsten
Punkt des Dorfes einnahmen und den Blick beherrschten. Letzteres blieb dem
neuen Gotteshaus vorbehalten.

In einem in Karlsruhe erschienenen, reich bebilderten Werk sah ich einmal
einen schmucklosen Kupferstich vom alten „Lauffen". Das schöne Buch über das
„Großherzogthum Baden" war um 1830 in „Carlsruhe" gedruckt worden. Der Stich
vernachlässigte den malerischen Hintergrund. Unzweifelhaft waren aber Schloßgebäude
, Kirche, Pfarrhaus mit Mauer und Nebengebäuden einschließlich Pfarr-
scheuer zu erkennen. Leider konnte ich das Buch nicht erwerben und es inzwischen
auch in keiner Bibliothek ausfindig machen.

344


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0138