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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 3/4.1977
Seite: 403
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-03-04/0197
Bücher und Zeitschriften

Ingeborg Krummer-Schroth: Alte Handwerkskunst und Gewerbe im Schwarzwald. Verlag
Karl Schillinger, Freiburg, 1976, 144 S., 144 Abb., 38,— DM.

Seit der XIII. Band der Reihe „Deutsche Volkskunst" vergriffen ist, in dem H. E. Busse
den badischen Raum behandelt hat, fehlt eine Zusammenschau all dessen, was unter dem
Begriff Volkskunst im Raum des Schwarzwaldes in vielen Einzelabhandlungen auf dem
Büchermarkt und in Zeitschriften erschienen ist. Frau Krummer-Schroth hat sich, angeregt
durch Dr. Ernst Frdr. Majer-Kym, dieser Aufgabe unterzogen, ohne ein wissenschaftliches
Werk, fundiert durch eigene archivalische Forschungen, schaffen zu wollen.

In neun Kapiteln wird der Leser an Hand vieler farbiger und schwarz-weißer Abbildungen
durch die Vielfalt der Erscheinungsformen geführt, die Handwerk und Gewerbe
im Schwarzwald hervorgebracht haben. „Hof und Haus" sind im ersten Kapitel der Ausgangspunkt
, und so erscheint das Schwarzwaldhaus als erstes Kunstwerk, bei dem Zimmermann
und Dachdecker jahrhundertelang ihr Können unter Beweis gestellt haben. Aber
auch im Inneren der Zweckbauten hat sich vieles angesammelt, das nicht nur handlich
ist, sondern auch künstlerischen Wert hat. So werden „Gerät und Hausrat" im zweiten
Kapitel vorgestellt. Wesentliche Förderung fand die Herstellung all dieser Gegenstände
durch den Faktor Zeit. „Aus Kapelle und Herrgottswinkel" führt das dritte Kapitel viele
Elemente der Volkskunst vor, die der tiefen Frömmigkeit der Schwarzwälder Bauern
Ausdruck verleihen. Geschnitztes und Gemaltes, Ertüfteltes und Dekoratives bilden einen
bunten Reigen und zeigen, daß Hof, Haus und Kapelle unter göttlichem Schutz stehen.
Im Kapitel „Waldgewerbe" wird darauf eingegangen, daß der Schwarzwald nicht nur
den großen Hofbauern kennt, sondern auch den Häuslebauern, der sich neben kleinster
Landwirtschaft einen anderen Broterwerb suchen muß. Da werden Holzfäller und Flößer,
Köhler, Harzer, Schnefler, Geigenbauer und Bürstenbinder, Bergleute, Gießer und
Schmiede wieder lebendig, die heute nur noch in ganz wenigen Ausnahmefällen ihrer
Arbeit nachgehen und teilweise in Form der Souvenir-Industrie Schwarzwälder Volkskunst
in moderner Form weitertragen. Glasmacher und Glasbläser stellen sich im Kapitel
„Die Glashütten und ihre Gläser" vor. Sie haben den Schwarzwald in der Welt bekannt
gemacht, noch ehe der Fremdenverkehr Millionen von Besuchern in die Täler brachte.
„Trachtennäherei und Textilien" sind Inhalt des nächsten Kapitels. Die Vielfalt der Trachten
bezeugt die eigenständige Entwicklung in den einzelnen Gegenden des Schwarzwaldes.
Das Hineingreifen städtischer Elemente etwa auf dem Gebiet des „Zeugledrucks", der
blaubedruckten Baumwoll- und Leinenstoffe, beweist, daß der Schwarzwälder Bauer sich
den Einflüssen von außen nicht verschlossen hat. Das zeigt sich auch im Kapitel „Stroh-
flechterei". Ursprünglich der Frauentracht zugeordnet, fand der Strohhut in Form des
Strohzylinders im 19. Jahrhundert Eingang auch in die Männertracht. Es fehlte nicht
an Versuchen, die Strohflechterei als Mittel zur Bekämpfung der Armut einzusetzen,
denn Dorf- und Gewerbeschulen wurden angewiesen, sich dieses Gewerbes anzunehmen
und bessere Verfahren aus der Schweiz und aus Oberitalien den Hirtenbuben und Mägden
beizubringen.

In dem Kapitel „Bauerntöpferei und Bildergeschirr" geht die Verfasserin dem uralten
Gewerbe des Hafners nach. Neben der Gebrauchsware ist vor allem auf diesem Gebiet
viel Künstlerisches geschaffen worden, besonders auch in den Steingut- und Fayence-
Manufakturen.

Das letzte Kapitel ist der „Uhrmacherei" gewidmet, dem erfolgreichsten Gewerbe des
Schwarzwaldes. Um 1640 soll die erste mechanische Uhr in den Schwarzwald gebracht
worden sein, wo ein tüftelnder Wälder den Nachbau mit Holzrädern erfolgreich versuchte.
Rund hundert Jahre später entstand die erste Kuckucksuhr, Vorstufe zum Lieblingskind
der Schwarzwälder Uhrenindustrie, der Figuren- und Musikuhr, als deren Gipfel das
Orchestrion vorgestellt wird.

Demjenigen, der auf dem Gebiet der Handwerkskunst und des Gewerbes im Schwarzwald
mehr wissen will, ist Frau Ingeborg Krummer-Schroth mit einem ausführlichen
Literaturverzeichnis behilflich. Als umfangreicher Uberblick und als Ein- und Hinführung
wird das kleine Werk von jedem, der an diesen Lebensäußerungen des Schwarzwälders
nicht achtlos vorübergehen will, begrüßt werden. In dankenswerter Weise hat der Verlag
Karl Schillinger, Freiburg, die Ausstattung des Buches in Druck, Papier und Einband
hervorragend gelöst.

(J. Helm)

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