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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 1/2.1978
Seite: 57
(PDF, 40 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-01-02/0059
Brandstiftung in der Stegmühle bei Schlechtbach

von Max Keser

Vor 80 Jahren ging das ca. 200 Jahre alte Anwesen in Flammen auf

Wer von Gersbach dem Haselbach entlang in Richtung Glashütten wandert,
kommt auf halber Strecke an die Weggabelung nach Schlechtbach. An dieser
Stelle stand einst die Stegmühle, sie gehörte zu dem ca. 2 km oben auf dem Berg
liegenden Ort Schlechtbach, der damals zur Gemeinde Raitbach zählte.

Wann und von wem die Stegmühle erbaut wurde, läßt sich leider nicht mehr
feststellen.

Laut Gerichtsprotokoll der Vogtei Raitbach verkaufte im Jahre 1768 Hans Jörg
Blum von Schlechtbach die Stegmühle mit über 200 Jucherten Umland an Hans
Jörg Rüssli aus Glashütten zum Preis von 1700 Pfund, bei einer Anzahlung von
700 Pfund, die restlichen 1000 Pfund in sechs gleichen Jahresraten.

Dieser Rüssli war in Glashütten der erste, der um diese Zeit seinen Anteil
am Gemeinbesitz verkaufte, trotzdem konnte er die obige Anzahlung nicht leisten,
denn am Kaufvertragstag der Stegmühle verpfändet er diese für ein Darlehen
über 600 Pfund an die hochfürstliche Burgvogtei Rötteln. Auch die Jahresraten
konnte er offenbar nicht aufbringen, denn schon 3 Jahre später, am 3. 3. 1771,
verkauft Blum, Schlechtbach (zusammen mit Rüssli) die Stegmühle an den gewesenen
Schulmeister Johann Jakob Weniger von Wiesleth, diesmal um 1600
Pfund und gegen bar. Wie lange Weniger die Mühle betrieben hat, weiß man
nicht. Sein Nachfolger ist Michel Oswald. Ein Kaufvertrag ist nicht vorhanden.
Wohl erscheinen im Protokollbuch im Jahre 1786 in einem anderen Zusammenhang
erstmals die Namen Weniger und Oswald. Es könnte vielleicht sein, daß
Oswald ein Schwiegersohn von Weniger war.

Das Geschlecht der Oswald hat die Mühle über 100 Jahre bis zuletzt betrieben.
Die Letzten von der Stegmühle waren 3 Brüder: Friedrich Oswald, der Müller,
der später in der Lochmühle in Gersbach und in der Jost-Mühle in Hasel als solcher
tätig war, Hans Ulrich Oswald, zuletzt Bahnhofsvorsteher der Nebenbahn Müllheim
-Badenweiler, Gotthilf Oswald hat als letzter Müller die Stegmühle, die
offenbar stark verschuldet war, betrieben. Er hatte die Tochter von Ühlin Andres
aus Schlechtbach zur Frau. Ein gutes Verhältnis zwischen Ühlin und Oswald muß
der Erzählung nach nicht bestanden haben. So kam Uhlin einmal von Schlechtbach
in die Stegmühle und es kam in der Stube zwischen den beiden zum Zweikampf
. Während sich beide am Boden wälzten, bemerkte Uhlin unter dem Schrank
ein Zimmermannsbeil, mit dem er Oswald erheblich verletzte.

Neben der Müllerei — man holte das Getreide mit vier Stieren selbst aus dem
Kandertal herbei — wurde natürlich auch die Landwirtschaft an den Steilhängen
betrieben, und zwar vom frühen Morgen bis in die späte Nacht. So wird erzählt,
wenn es im Herbst bei der Kartoffelernte schon dunkelte und man die rotfarbenen
Kartoffeln vom Erdboden nicht mehr unterscheiden konnte, wurden weiße Setzkartoffeln
gepflanzt, weil man diese in der Dunkelheit besser erkennen konnte.

Im Jahre 1894 mußte wohl Andres Ühlin mit der Übernahme der verschuldeten
Stegmühle zu rechnen haben. Um dem zu entgehen, kam er eines Nachts von
Schlechtbach herunter, steckte die Mühle in Brand und wanderte bei Nacht und
Nebel nach Amerika aus.

Wegen der soliden Bauweise brannte die Mühle nicht total ab, die Trümmer
rauchten jedoch tagelang. Selbst der Müller von der Sattelhofer-Mühle fuhr mit

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