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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 1/2.1978
Seite: 204
(PDF, 40 MB)
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AG Markgräflerland im 1200jährigen Heitersheim

Eine erfreulich große Zahl Teilnehmer konnte in Heitersheim Vorsitzender Vortisch
bei der ^Eröffnung der Herbsttagung der AG Markgräflerland begrüßen. Im Gasthof
„Löwen" hörten die Mitglieder und Freunde Vorträge zu Heitersheims Geschichte und
Gegenwart. W. Werth berichtete, daß neueste Funde an der Bundesstraße, nordwestlich
der Stadt, eine Besiedlung der Gemarkung schon im 6. Jahrhundert beweisen, z. B. eine
Adlerfibel aus dem Räume zwischen Donau und Drau. Ein römisches Landhaus mit Bad
stand schon etwa 100 nach Christi Geburt ostwärts in Richtung Ballrechten; von dort
stammen römische Münzfunde. Uber die Geschichte der Stadt und des sie lange hindurch
prägenden Ritterordens sprach Alfred Graf Kageneck anhand der Wirksamkeit besonders
hervorragender Großprioren und Fürsten, deren Grabmale zum großen Teil im Schloß
oder in der Pfarrkirche noch gesehen werden. Es ist schwer, die Geschichte des Ordens
gründlich zu erforschen, da die benötigten Urkunden weit in vielen Archiven in ganz
Europa verstreut sind, ein Beweis für die einstige internationale Bedeutung des Johanniter/
Malteserordens, übrigens in politischer, kultureller und militärischer Beziehung. Die Ritter,
alle adliger Abkunft, waren ein homogener Kreis und blieben ihrer Hauptaufgabe, der
Krankenbetreuung, durch alle Zeiten treu. 1428 war Heitersheim endgültig Sitz des
Großpriors der Johanniter in Deutschland geworden. Nach der Reformation trennte sich
der Orden in den evangelischen Zweig der Johanniter und den katholischen der
Malteser. Dieser hatte dann seinen Mittelpunkt in Deutschland in Heitersheim. 1548
wurde der Großprior Schilling von Cannstatt Reichsfürst. Bis ins 18. Jahrhundert zog sich
der Streit mit Vorderösterreich über die Landeshoheit hin. Lange waren der Orden
und sein Staat von den geistigen und politischen Bewegungen des 18. Jahrhunderts unberührt
geblieben, doch konnten in den großen Veränderungen der Zeit der französischen
Revolution und Napoleons L die verschiedenartigsten Bemühungen und der Einsatz
aller internationalen Beziehungen das kleine Fürstentum, das im alten Reiche hatte
gut bestehen können, nicht erhalten. In der Rheinbundakte von 1806 wurde es dem
Großherzogtum Baden zugesprochen. Aber der Gedanke der Nächstenliebe und Fürsorge
, der den Orden getragen hatte, lebt heute weiter in den Hilfsdiensten der Malteser
und der Johanniter. Leider ging beider Übernahme durch die neue Herrschaft viel wertvolles
Inventar aus dem Schlosse verloren, dazu auch Bilder und Urkunden. Und die
Schloßgebäude begannen zu verfallen. Stücke von ihnen wurden bei Bauten in der Stadt
wiederverwendet. Die sehr vielseitigen und wirkungsvoll vorgetragenen Ausführungen des
Grafen fanden reichen Beifall.

Im Anschluß an die Beiträge zur Geschichte der alten Siedlung sprach Bürgermeisterstellvertreter
Rück über die Stadt in der Gegenwart und ihre Aufgaben für die Zukunft.
Sie hat heute 4 000 Einwohner gegenüber 1 800 im Jahre 1946. Ein neuer Stadtteil ist
Gallenweiler. Zahlreiche Wohngebiete wurden neu erschlossen; über 60 Prozent der
Wohnungen heute sind nach dem zweiten Weltkrieg gebaut. Der Anteil der Landwirtschaft
an der Wirtschaft geht zurück; aber es werden doch über 100 ha Reben bewirtschaftet. Die
örtliche WG ist an die Zentralkellerei in Breisach angeschlossen; es gibt aber auch
mehrere eigenständige Weingüter am Orte. Die Schließung des Kaliwerkes vor einigen
Jahren bedeutete den Verlust von Arbeitsplätzen. Jetzt scheuen Betriebe die Niederlassung
in Heitersheim, da sie Bergsenkungen fürchten. Die Ansiedlung einer Brennelementefabrik
hätte vielleicht vorübergehend Gewinn gebracht, wurde aber wegen der
mit ihr verbundenen Gefahren abgelehnt.

Die öffentlichen schulischen Einrichtungen sind stark erweitert worden, doch bestehen
auch auf diesem Gebiete noch Probleme. Sie werden von fast 1 000 Schülern besucht. Der
Realschulzug soll in Bälde eine selbständige Anstalt werden. Straßen sind schon viele
verbessert oder neu angelegt worden; aber auch da ist noch viel zu tun.

Die vorgesehene Ortsbegehung führte zu interessanten alten und neuen Gebäuden;
leider war die Ubersicht über die ganze Stadt vom Schulhause aus nicht möglich, da
starker Nebel herrschte.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen gab es eine Besprechung von Verschiedenem. Zur
Ehrung der jüngst verstorbenen Mitglieder erhoben sich die Anwesenden von ihren
Plätzen. Auf Vorschlag des Vorstandes findet die Frühjahrstagung 1978, am 23. April in
Schliengen statt; unter Umständen wird Bad Bellingen einbezogen. Die Tagung zum
50jährigen Bestehen 1979 findet in Lörrach statt. Das Ortssippenbuch Kleinkems kommt

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