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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 69
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-01-02/0075
berg, über d Marggrafe vo Bade bis ane zuem letsdite Großherzog unsi Wald-
buure an ihri Untertanepflichte bunde hän.

Unsi Vorfahre im Waldland hän aber nit numme Pflichte, sie hän au Rechte
gha, vor allem e alt Sonderrecht us de Rodungszit her, nämlich des vo de Heuzehntfreiheit
.4) öbs d Waldecker oder d Roteberger gsi sin, wo unse Siedler Muet
und Uftrieb gee hän: „Rodet de Wald, no sin d Matte uf ewig zehntfrei", cha
me hüt nümmi feschtstelle. Ein vo dene Rodungsherre isch es uf jede Fall gsi und
die nochfolgende Herrschafte hän des Wörth „ewig" so ernscht gno, daß unsi
Buure im Waldland im Gegesatz zue de andere Landstrich und Nochbertäler bis
in s letscht Johrhundert ine, genau gsait bis 1833, ihr Heu zehntfrei, also stüür-
frei, nutze hän chönne. De 10. Schoche Heu, wo überall zue de Abgabe ghört het,
hän unsi Waldbure dank ihre rodungsfreudige Vorfahre, dank däm Wörtli
„ewig" dank ihre rechtskundige Waldvögt und dank ihre rechtsfüehlende Herre
über 500 Johr ihrem eigene Vieh verfuettere chönne, was wirtschaftlich ganz
wichtig gsi isch.

Nooch em Tod vom Roteberger het kein vo de Herre meh bi sine Buure im
Waldland glebt. D Roteburg isch zwei Menschealter verwaist, im große Basler
Erdbebe anno 1356 endgültig zämmekeit und vom Wald iikreist worde und unsi
Vorfahre vo Bürchau, Elbeschwand, Holl, Langesee, Hohnegg sin pflichtschuldigst
mit de Dägernauer zämme, als bravi Untertane zue ihre Herre in s vorder
Groß Wiesedal vüre, um im Heuet die herrschaftliche Matte z Steine und z Brombach
z maihje, um im Herbscht die herrschaftliche Truube vo ötlige und Haltige
in d Trotti und in Wiicheller z füehre, um im Früehlig ihre 2000 Rebstecke und
ihre Quantum Faßreif, wo sie de Winter dure in de Fron ghaue und zuegrichtet
hän, in „des Küfers Hus" uf em Röttler-Schloß abzliefere,3) während dNeuwägner
numme nach Bedarf zuem Frone, amtlich heißts „zur Bauung der Schlösser und
anderer zufälligen Geschäfte"6) ins offe Land gruefe worde sin. Au no, wo
d Herre scho lang us de Ferni ihre Land regiert und numme no in de Akte „von
unsern Bauren in den Waldvogteien Tegernau und Neuenweg, so in unserem
Oberamt Röttelen gelegen" gschwätzt hän.

Soviel zue de weltliche Herre. Die Usfüehrlichkeit isch leider Gottes notwendig
gsi, will allewil wieder e Hufe historische Unsinn über unseri Jubiläumsdörfli
verzapft würd, wo hinte und vorne nit stimmt.

D Gschicht isch jedoch kei Roman, sondern beinhaltet s Lebe vo dene, wo vor
uns gsi sin und das het sich, wie hüt, nit noch em Welle elei grichtet, sondern vor
allem noch em Chönne mit sine Chrenze bim jewilige Herr!

In de Gesamtakteübersicht cha me aber sage, daß unsi Vorfahre im Waldland
im Große und Ganze ihri Herrschafte allewil akzeptiert und respektiert hän.
Ufständ, Huldigungsverweigerige, wie sie in de st. bläs. und chlöstereigene Nochbertäler
gang und gäb gsi sin, sin keini bekannt. Au im Buurechrieg und in de
1848-Revolution isch es do hinte verhältnismäßig ruehig gsi.

Unsi Waldbuure hän ihri Revolutione johrhundertilang im Wald, und ab em
16. Jhdt. mit oder gegenenander um de Wald gfüehrt. Sie hän temperamentvoll
unter sich sälber um Holz, Weid, Allmend, Bannchrenze und Markstei gstritte,
mit de Nochberdörfer um Sachkompetenze prozessiert — elei hi Bürchau, hi
Neuwäg — gäb e dicke Band-, an de Förschter und Pfarrer als personifizierti
Sündeböck ihre Müetli gchüehlt, doch wenn sie in ihre Stritsache nümmi witer
gwüsst oder gmeint hän, s gieng unrecht zue, drno hän sie ein gsuecht, wo
schriebe het chönne und sin mit ihre Sach nit zuem Schmiedli uf s Oberamt, sondern
zuem Schmied in d Residenz, wie unsi Bürchauer mit ihre Brandbrief per
Adress: „An unsern Markgrafen in Carlisrueh, zu überbringen durch einen
Bott."

Do isch de Neuwägner Schuellehrer scho ne bizzeli eleganter gsi, won em d Lüt
de Winter duure emol kei Schuelholz gee hän, het er uf Karlsrueh gschriebe:

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