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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 140
(PDF, 39 MB)
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5. Der Traum von den lebenden Fischen beim Gastmahl in Basel 20).

Dieser Traum wirkt wie eine harmlose Doublette von Nr. 4. Er folgt in den Aufzeichnungen
auch unmittelbar darauf, liegt aber nach Hebels Datierung ca. 20 Monate
später. Aus der Hölle ist ein Basler Kaffeehaus geworden, die Fische werden zum
Essen aufgetragen. Die Erquickung der Tiere geschieht diesmal durch weichgekochte
Eier, von einer Reaktion wird nichts berichtet.

In zwei weiteren Träumen spielen Tiere eine, allerdings nur untergeordnete
Rolle. Oft ist ihre Erscheinung mit Ekel oder Schrecken verbunden. Störche
werden zertreten, ein Löwe hat einen eklen Hautausschlag, Fische einen entsetzlichen
Gesichtsausdruck. Nur die Gestalt der weiblichen Maus bleibt ganz
rein. Die folgenden Träume lassen sich thematisch nicht mehr zusammenfassen,
ihnen gemeinsam ist nur das phantastische Bild oder Geschehen.

6. Der Traum vom brennenden Eichbaum 21).

Hebel liegt zu Hause in seiner Kammer In ihrer Mitte steht ein Eichbaum, der
Feuer fängt, ein Bild, das der Träumer als sehr schön empfindet. Das Feuer ergreift
den Dachstuhl, kann aber gelöscht werden. Häßliche grüne Käfer erscheinen.

7. Der Traum von den gläsernen Eichbäumen 2:3).

Dieser nur ganz kurz angedeutete Traum wirkt wie eine harmlose Doublette zu Nr. 6.
Aus dem brennenden Eichbaum werden solche mit durchsichtigen Blättern, an die
Stelle der grünen Käfer tritt das entfernte Brüllen eines Bären. Der durchsichtige
wie auch der brennende Baum weisen in den Bildbereich des Märchens.

8. Das lebende Portrait -4).

Das Erwachen eines Bildes oder einer Statue zum Leben ist ein altes Motiv. Hier
erwacht unter den prüfenden Blicken Hebels das Portrait eines Mannes zum Leben
und verfolgt ihn mit dem Wunsch, ihn auf die Brust küssen zu dürfen. Der Träumer
verweigert die Bitte aus Angst, danach sterben zu müssen.

9. Die lebendigen Mumien 2S).

Wieder fürchtet der Träumer den Kuß von Toten. Allerdings wird das Motiv bereichert
durch das des Vampirismus, denn die Toten sind erwachte Mumien; eine
sexuelle Komponente erhält der Traum dadurch, daß es sich um zwei schöne, junge,
weibliche Mumien handelt, in deren eine der Träumer verliebt ist. In beiden Träumen
finden wir tief verwurzelten Aberglauben und Motive aus der Schauerballade.

10. Das Weltrad26).

Diese Aufzeichnung ist die geschlossenste Traumschöpfung Hebels, von einer Geschlossenheit
allerdings, die auf eine deutliche allegorische Ausgestaltung des Traumkerns
zurückzuführen ist. Der Eingriff des wachen Hebel ist so stark, daß eine
konsequente Interpretation möglich ist. Die Welt erscheint als ein Riesenrad, auf
dessen Rand sich das Menschentreiben abspielt. Ein Bogen des Rades wandelt sich zur
Basler Rheinbrücke. Der enge Bezirk der Heimat ist eine große Welt im Kleinen. Auffallend
ist, daß diesem Weltbild ein heidnisch-cyklischer Zeitverlauf zugrunde liegt,
nicht das eschatologische Denken des Christentums.

11. Samson im Fluß 27).

Samson, ein Jude, vollführt in diesem Traum einen Tanz unter Wasser „mit größter
Leichtigkeit und Grazie". Diese Traumphantasie ist wohl durch die damals beliebten
Tauch- und Schwimmkünstler angeregt28). Der Held ist ein Jude der Karlsruher
guten Gesellschaft 29).

12. Die Weltschöpfung30).

Das ist der einzige Traum Hebels, der in seiner Stimmung und im Vorstellungsbereich
an die Alemannischen Gedichte erinnert. Der liebe Gott erscheint als alter
Sämann, der mit Heublumen die gerade geschaffene Erde verschönern will 31).

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