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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 222
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-03-04/0026
Glauben schenken dürfen, die gerade aus der Regierungszeit Hartmanns von der
Tann eine ganze Anzahl Argumente für die österreichische „hohe Obrigkeit"
bringt. Danach arbeitete der Johannitermeister einträchtig mit den übrigen
Ständen zusammen. Stand sein Vorgänger tatsächlich mehr auf schwedischer Seite,
so hatte Heitersheim unter Hartmann von der Tann von den Kaiserlichen nicht
mehr zu befürchten als die anderen österreichischen Gebiete. Der Großprior
führte den Vorsitz bei den prälatenständischen Zusammenkünfte, die er selber
gemeinsam mit anderen Prälaten wie dem Abt von St. Blasien oder St. Peter
einberief.75) Als z. B. 1645 die Gläubger auf Befehl der Erzherzogin Claudia die
verpfändeten prälatenständischen Güter auf dem Schwarzwald in Besitz nehmen
wollten, setzte er sich mit den Äbten von St. Blasien und St. Trudpert beim
Geheimrat von Erlach „damahligen Gubernator in diesen Vorlanden" für die
Befreiung der Güter ein, was er auch erreichte.

Im Jahre 1647 starb Hartmann von der Tann, über 80 Jahre alt. Während
seiner Regierungszeit erlebte der Breisgau schwere Zeiten, aber man lebte mit
dem nächsten Nachbarn in Frieden. Selbst der Unterschied zwischen katholisch und
evangelisch war überwunden und man half sich gegenseitig. 76) Die Landeshoheit
ruhte ganz. Doch schon unter seinem Nachfolger änderte sich das Verhältnis zum
Prälatenstand und zu Österreich vollständig.

7.

Der Großprior Kardinal Friedrich Landgraf von Hessen und der Vertrag von 1665

Zunächst gab es Schwierigkeiten bei der Nachfolge Hartmanns von der Tann.
Von Rechts wegen hätte der rangälteste Komtur von Schauenburg Großprior
werden müssen. Aber von Rom aus hatte man die Ernennung des Landgrafen
Friedrich von Hessen durchgesetzt. Friedrich war der jüngere Sohn des Landgrafen
von Hessen.77) Während eines Aufenthaltes in Rom war er katholisch
geworden, hatte sich nach Malta begeben und ein paar Raubzüge gegen die Türken
angeführt. 1638 war er auf dem Ordenskonzil durch den Großmeister zum
Koadjutor des deutschen Großpriors ernannt worden. Seine Gönner, besonders
die Barbarini, Verwandte des Papstes Urban VIII. (1623—1644), setzten sich
dann mit Erfolg für seine Ernennung zum deutschen Großprior ein. Während
Friedrich in Rom weilte, schuf von Schauenburg vollendete Tatsachen, indem
er sich in Heitersheim huldigen ließ. Der Heitersheimer Kanzler Metternich
und wohl auch die übrigen Ritter unterstützten die Sache Schauenburgs, denn
Friedrich von Hessen verdankte seinen Ruf vor allem seinem „fürstlichen
Naturell", d. h. seiner großzügigen, verschwenderischen Lebensführung.

Schauenburg mußte auf Befehl von Rom und Malta zurücktreten, sollte aber die
Verwaltung im Namen des Landgrafen weiterführen. Sein Einspruch nützte
nichts, da Friedrich die Machthaber, besonders in Rom, auf seiner Seite hatte.

Der neue Fürst von Heitersheim traf das Priorat am Rande des Ruins an. Durch
den Westfälischen Frieden hatte das Großpriorat große Besitzungen in den Niederlanden
verloren. Erst 1668 wurden dem Orden in einem Abkommen mit den
Niederlanden jährlich 150 000 Gulden als Entschädigung zugesichert.

Friedrich dacht nicht daran, für sein neues Fürstentum die österreichische Hoheit
anzuerkennen. So brach der Streit von neuem aus. Er begann, als der Erzherzog
Ferdinand Karl im Oktober 1650 den Ständen auftrug, für den Unterhalt der
Garnisonen in Freiburg, Rheinfelden, Laufenburg und Villingen weiter zu sorgen,
und die Stände sich damit einverstanden erklärten. Nur Friedrich bzw. sein
Kanzler Metternich — Friedrich kam erst im März 1652 zum ersten Mal nach
Heitersheim — lehnte mit der Begründung ab, der Großprior sei kein Glied des
vorderösterreichischen Prälatenstandes und kein Landsasse.

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