Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 234
(PDF, 31 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-03-04/0038
wann die Obrist Meister per legatos die Landtäg haben besuchen lassen, selben
indisputabiliter das praesidium competiret hätten. Daraus ergebe sich, daß die
Johannitermeister auf den Landtagen und bei Huldigungsakten erscheinen könnten
, wenn ihnen das Präsidium eingeräumt werden würde.

Das Streitgespräch ging noch weiter, bis man sich schließlich dahin einigte, daß
der Heitersheimer Kanzler der Kommission eine Protestschrift vorlegen — mündlich
könne er wegen der kurzen Zeit nicht mehr berichten — nicht aber unter die
Stände verteilen solle, da sonst Unruhen entstehen könnten. Man werde dann
noch in Wien einen Bericht darüber abfassen.

Darauf begab er sich zum dritten Kommissar, Baron von Girardi, der aber
über die Einzelheiten keinen Bescheid wußte. Er werde jedoch den Orden
empfehlen.

Der Johanniter verfaßte darauf eine Protestschrift und ließ sie dem vorderösterreichischen
Kanzler übergeben, der sie nach einigem Zögern annahm.

Am Montag, dem 28. August 1741, als die Huldigung noch nicht angefangen
hatte, begab sich der Johanniterkanzler nach Heitersheim. Die Sache hatte keine
weiteren Folgen. Auf österreichischer Seite scheint man sich über den Anspruch
der Johanniter auf die Landeshoheit nicht mehr viel gekümmert zu haben, solange
von Heitersheim nur schwache Proteste kamen. Die Johanniter versuchten
zwar noch ein paarmal, die Verhandlungen wieder in Gang zu bringen, so 1747
der Großprior von Malta aus, nach dem der Wiener Hofkanzler Sinzendorf gestorben
war, aber das Gesuch kam gar nicht bis an die österreichischen Stellen in
Wien. 107) 1751 verfaßte man ein umständlich geschriebenes Memorial für die
Kaiserin und 1758 eine Promemoria zwecks Aufhebung des Kirchzartener Sequesters
. Man war jedoch inzwischen so vorsichtig geworden, daß man dieser
Promemoria hinzufügte, man wolle sich wegen des eben ausgebrochenen Krieges
zurückhalten, „damit in denen König-Preußischen publiquen Impressis, auch von
dessen adhaerenten solche Johannitermeisterl. gravamina zum Beweis derer dem
allerdurchläuchtigsten Haus Österreich vorgeworfener Unterdrückung minder-
mächtigern Reichsständen nicht mißbraucht werden könnten." 108) Man sprach
nun die Hoffnung aus, daß nach dem Krieg das Kirchzartener Sequester aufgehoben
und auch in puncto Territorial-Differenz eine Entscheidung gefällt werde.
Noch im Jahr 1763 am 15. April wandte sich der Großmeister von Malta an den
deutschen Großprior Baron von Schauenburg (1755—1777) mit der Bitte, ihm
mitzuteilen, welches wohl die besten Mittel wären, um die Aufhebung einer
Steuer zu erreichen. Ein gewisser Reichshofrat-Agent A. Vacano wurde beauftragt
, ein Gutachten über die Möglichkeiten und die Lage in Wien anzufertigen.
Das Gutachten zeigt die völlige Aufgabe energischer Ansprüche. Vacano schlägt
nun vor, eine Memoria in Form eines Placet an die Kaiserin zu schicken und
gleichzeitig die Umgebung der Kaiserin zu gewinnen versuchen.

Ob die Vorschläge Vacanos noch tatsächliche Bedeutung erlangten, ist aus den
Akten nicht ersichtlich. Die Faszikel über den Landeshoheitsstreit in der Regierungszeit
Maria Theresias werden spärlicher und vor allem dünner.

1765 wandte sich der Orden auch an Friedrich IL, den man aber nur um
Unterstützung „zu Erlangung der Moderation des Matricular Anschlages" 109) in
Regensburg bat. Friedrich wies seinen Bruder Prinz Ferdinand von Preußen an,
sich der Sache des Ordens anzunehmen.

Die Johanniter von Heitersheim hatten im 18. Jahrhundert ihre Steuern im
allgemeinen regelmäßig an die vorderösterreichischen Stellen in Freiburg bezahlt.
Nach dem Siebenjährigen Krieg begegnen uns keine offenen Proteste mehr über
irgendwelche österreichische Verordnungen. Daraus kann man schließen, daß sich
die Johanniter mit der österreichischen Landeshoheit abfanden. Daß die Groß-
prioren trotzdem nicht an den Land- und Ausschußtagen erschienen, hatte keine
weitere Bedeutung. Sie hielten sich auch fast ausschließlich auf Malta auf. Daß

234


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-03-04/0038