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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 245
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-03-04/0049
Die Fürsten von Heitersheim

Alfred Graf v. Kagencck

Über Heitersheim im Rahmen der Landesgeschichte und über die Entwicklung
des Johanniterordens liegen zahlreiche Veröffentlichungen vor. Dagegen ist wenig
publiziert worden über die Geschichte der Ordensherrschaft in Heitersheim und
über die Persönlichkeiten, die dieses Staatswesen bildeten. Noch weniger ist bekannt
von jenem halben Dutzend Ritter, die am Ende einer Epoche mit allen
Mitteln versuchten, ihre Welt zu retten. Das liege zumeist an der Ungunst der
Archivlage. Im riesigen Archiv von La Valetta ist über deutsche Ritter wenig zu
finden, da die Deutschen in Malta längst nicht die Bedeutung der Franzosen.
Italiener und Spanier hatten. Im Generallandesarchiv in Karlsruhe, wo die Bestände
des deutschen Großpriorats liegen, fehlen weitgehend die Personalakten
und die Kapitelsbeschlüsse; ihre Spur verliert sich in Frankreich. Aber dort wie in
Freiburg, Modena, Wien und namentlich in Mülhausen im Elsaß ist doch
noch so viel zu finden, daß einiges Licht auf die Heitersheimer Fürsten und ihr
Staatswesen fällt.

Dem Kreuzzugsorden der Johanniter wurde von Karl V. die Insel Malta übertragen
, deren Namen die katholischen Ritter übernahmen, während sich der protestantische
Zweig bis heute weiterhin als Johanniter bezeichnet. Der Orden war in
8 Zungen geteilt, von denen die deutsche in die Großpriorate Deutschland, Böhmen
, Dacien Dänemark, Ungarn und Bailei Brandenburg zerfiel. Von Dacien und
Ungarn erhielten sich infolge von Reformation und Türkenkriegen nur die
Honorartitel der Priore. Brandenburg bildete nach der Reformation einen selbstständigen
Zweig, der jedoch den Zusammenhang mit Malta nie ganz verlor. So
blieben Deutschland und Böhmen übrig, die nun abwechselnd das Haupt der
Deutschen Zunge stellten, den Großbailli in La Valetta, der dort die Aufsicht
über die Befestigungen führte, Mitglied der Ordensregierung war und in der Au-
berge d'Allemagne, — sie ist leider im letzten Krieg zerstört worden, — die
militärische Ausbildung der jungen deutschen Ritter überwachte. Abgesehen von
einer bescheidenen Summe, welche die beiden Großpriorate zum Unterhalt der
Auberge beisteuerten, war das Amt des Großbailli senza frutti, wie es in der
italienischen Ordenssprache heißt. So erschien das mit 18.000 Fl. im Jahr ausgestattete
Amt des Großpriors wesentlich erstrebenswerter, das aber lediglich auf
Grund der Anciennität verliehen wurde. Es war also ein Seniorat, dessen Inhaber
Ordensoberhaupt in Deutschland mit einem weitverzweigten Besitz von 34 Kommenden
, Souverän des Fürstentums Heitersheim und zugleich der größte Grundherr
seines Staates war.

1272 übergab Gottfried v. Staufen dem Orden seinen Heitersheimer Frohnhof;
1297 schenkten die Markgrafen von Hachberg den Rittern das ganze Dorf, das
zunächst verwaltungsmäßig zu Freiburg gehörte. Durch Kauf und Schenkung kamen
die Dörfer Schlatt, Grißheim, Bremgarten, Gündlingen, St. Georgen und
später noch Eschbach dazu, so daß Heitersheim zum Mittelpunkt der Administration
wurde. Ein Visitationsbericht von 1495 ') erwähnt das Castrum pulcher-
rimum, das 1505 unter dem Großprior Johann Heggenzer zum Sitz des Großpriors
aufstieg. Er selbst begann bereits mit den notwendigen Erweiterungen, die
in den folgenden Jahrzehnten vollendet wurden. Sein Nachfolger war Johann v.
Haustein, ein Rheinpfälzer, dessen Kenotaph sich in der Heitersheimer Kirche
befindet. In seiner Jugend war er 1480 bei der berühmten Belagerung von Rhodos
durch die Türken gewesen, seit 1519 war er kaiserlicher Kammerpräsident, und
mit fast 80 Jahren nahm er noch 1529 an der Verteidigung von Wien teil. Als
er mit fast 100 Jahren gestorben war, wurde der ebenso bedeutende Schwabe Georg
Schilling v. Canstatt sein Nachfolger, — Jörg Schilling, wie er sich selbst unter-

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