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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 255
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schien sich von seinen vorderösterreichischen Interessen trennen zu wollen. Fürst
Ignaz versuchte, durch Sparmaßnahmen überflüssige Ausgaben zu beschneiden.
Die Heitersheimer Regierung und Verwaltung war aber an sich nicht überbesetzt
und bestand neben dem Kanzler aus einem Geheimen Hofrat, einem Hofrat, einem
Oberamtmann, einem Regierungssekretär mit 2 Hilfskräften, einem Kammerrat mit
2 Kanzlisten, einem Amtmann und dem Leibarzt. Dazu kamen noch der Verwalter
mit den landwirtschaftlichen Hilfskräften sowie die Dienerschaft im Schloß 51).

Durch den Frieden von Luneville entstand in der Nachbarschaft der Ordensregierung
eine neue Situation. Endgültig wurden nun die Bestimmungen des
Friedens von Campo Formio bestätigt, durch die der Herzog von Modena für
seine Verluste mit dem Breisgau entschädigt worden war. Noch zögerte aber der
Herzog Hercules, diesem Tausch zuzustimmen, da die Frage der zu säkularisierenden
breisgauischen Klöster ungeklärt war. Gegen den Widerstand des Großpriors
52) setzten sich namentlich die beiden Vettern Pfirt dafür ein, diese Klöster
als Entschädigung für die linksrheinischen Verluste des Kapitels zu fordern und
entfalteten alsbald eine rege diplomatische Tätigkeit. Die Unterstützung durch den
Zaren schien gewiß, und der Bailli de Ferrette versuchte als Ordensgesandter in
Paris durch seinen Freund Talleyrand das Wohlwollen Napoleons für diese Pläne
zu erreichen.

Mitten in diese erfolgsversprechenden Verhandlungen hinein platzte die Nachricht
, daß am 11. März 1801 Paul L ermordet worden war. Aus Ittners Briefen in
diesen Wochen wird der ganze Ernst der Situation deutlich, denn alle Pläne für
den Fortbestand des Ordens waren auf die Unterstützung durch den Zaren gegründet
, und man sah voraus, daß sein Nachfolger Alexander I. sich wenig für das
Schicksal der Malteser interessieren werde. Aber der Kanzler war der Lage gewachsen
und arbeitete sofort neue Pläne aus, um die internationale Stellung seines
Kapitels zu stärken. Als der neue russische Kaiser bald nach seiner Thronbesteigung
erklärte, das Großmagisterium nicht annehmen zu wollen und lediglich einen
Statthalter bis zur Wahl eines Großmeisters einsetzte, traf Ittner sogleich Vorbereitungen
, um Heitersheim zum offiziellen Sitz des internationalen Ordens zu
machen. Im Schloß sollte das Generalkapitel abgehalten werden, und hier sollte
dann der neue Großmeister residieren 53). Es war vorgesehen, daß jedes Priorat
einen Kandidaten aufstellen sollte, aus denen dann der Papst den würdigsten
auswählen würde. Pfirt-Blumberg galt als aussichtsreicher Kandidat. Dann aber
beschloß der Sacre Conseil, daß dieser Wahlmodus undurchführbar sei, und die
Benennung eines Großmeisters wurde dem Papst direkt übertragen. Ernannt wurde
schließlich von Pius VII. der Bailli Giovanni Batista Tommasi aus Cortona M).

Da auch dieser Plan mißlungen war, konzentrierten sich die führenden Männer
in Heitersheim nunmehr auf die Entschädigungsfrage. Zunächst mußte erreicht
werden, daß die beiden Ritterorden nicht etwa selbst als Entschädigungsobjekte
für andere geschädigte Fürsten verwendet würden. In Regensburg trat die Reichsdeputation
zusammen, um mit Hilfe der vermittelnden Großmächte die Verteilung
vorzunehmen. Ferrette in Paris und namentlich Pfirt-Blumberg und Müller
in Regensburg setzten erhebliche Geldmittel ein, um die fremden Botschafter an
ihrem Schicksal zu interessieren. Auch der Deutsche Orden überwies dem französischen
Vertreter 10 000 Fl. 55). Der Erfolg blieb nicht aus, und im Februar 1803
bestimmte der § 26 des Reichsdeputationshauptschlusses, daß die Orden nicht
säkularisiert würden und eine Entschädigung erhalten sollten. Die breisgauischen
Klöster wurden den Maltesern zugeschlagen. Die Erleichterung in Heitersheim
war groß.

Wieder kam alles ganz anders. Inzwischen hatte nämlich Herzog Hercules im
Dezember 1802 durch die sog. Convention von Paris erreicht, daß ihm der Breisgau
, abgesehen vom Fricktal, „sans restriction" abgetreten wurde. Er ernannte
daraufhin seinen Schwiegersohn, Erzherzog Ferdinand zum Administrator, der

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