Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 266
(PDF, 31 MB)
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lebensnah, köstliche Kunde alemannischen Wesens, alemannischer Art, tiefgründig
und schwer. Er packte frisch zu und gefiel sich nicht in der äußerlichen
Nachahmung des idyllisch beschaulichen Meisters Hebel. Burte erwies sich als
ein Nachkomme, aber als ein kräftig selbständiger, der seine Art wies, seine
vollsaftige, drastisch unbekümmerte Art, der alles in seine meisterlichen Verse
zu binden wußte, sogar die Fabriken, die sausenden Maschinen mitsamt den
Weberinnen daran. Aus der Berufung, aus dem notwendig zu Tuenden heraus,
geht der Gang über das Volk hin zum Weib, steigt auf zu Gott, und all das
spiegelt sich im Schluß im Ich, im Sein aus jenen allen, aus der Berufung, aus
dem Volk, aus dem Weibe, aus Gott, dem Gipfel der Dinge. Manchmal ist die
diesseitige Seite gezeigt, manchmal weist er die ,ähnedra'. Die ,Madlee' ist ein
Baum, gewachsen frei aus der Heimaterde in einen Raum, in dem das Unendliche
west. Es ist prometheisches Lichtbringen, Kunde vom Sein in dessen vielen Seiten,
Ausdruck des Gehaltes. Da ist das Kleinste und das Größte gesagt, betrachtet, dargestellt
, bewegt im Herzen und im Geiste. Bewegt und offenbarend gezeigt aus
Liebe, denn nur wer liebt, kann Heimweh haben und aus diesem Heimweh heraus
so etwas natürlich Gesagtes schaffen."

2. Alban Spitz

Die Vorfahren väterlicher- wie mütterlicherseits waren Bauern, Waldhüter und
Handwerker in Minsein am Dinkelberg. Die Bewohner nannten ihr Dorf
„Meisele". Der Vater war Schmied, Freigeist und Materialist. Nur was greifbar und
nützlich war, galt. Alles andere war dummes Zeug. Die stille Mutter war eine
geborene Lützelschwab. Man sagt, daß während einer Epidemie fünf Brüder Lützelschwab
von ennet dem Rhein herübergekommen seien, von denen drei sich
in Minsein eine neue Heimat suchten. Die beiden anderen aber sollen sich in
Nollingen und Riedmatt niedergelassen haben. Die Spitz jedoch stammten aus
Todtmoos-Au, wo es heute noch die langen, mageren und die kurzen, dicken
Spitz gibt. Alban gehörte sichtlich zum Stamm der langen, mageren. Die Erbmasse
bestimmt Gestalt und Geschick des Menschen. Das ist eine alte Wahrheit.

Alban Spitz schreibt selbst: „Am 6. April 1906, morgens um 7 Uhr, soll ich
es scheint's, laut Aussagen und Urkunden, riskiert haben, in diese schöne, bucklige
Welt einzutreten mit lauten Kundgebungen. Die Sonne stand im Zeichen Widder,
und am Aszendent stand Stier. Daher mag es kommen, daß ich etwas bockig und
hörnelnd veranlagt bin. Und der vielseitige April hat anscheinend auch auf mich
abgefärbt, bald regnet es, bald schneit es, und manchmal donnert es gar, und
irgendwann blinzelt auch noch die Sonne dazu. Da in Freiburg gerade Alban Stolz
gestorben war, gab man mir in der Kirche und auf dem Rathaus den Namen
Alban."

Früh regte sich der Drang zur Kunst. Der älteste Bruder Hugo, der technisch
sehr begabt war und gerne zeichnete, wurde zum Vorbild. Er schickte — bis er
auf dem Schlachtfeld fiel — bunte Karten nach Hause, die der jüngere Bruder abzeichnete
. Besonders gut gelungen schien ihm das Porträt des Feldherrn Ludendorff.
Mit einem Schulkameraden focht Alban einen Wettbewerb aus: Wer in einer
Woche am meisten Bilder fertig brächte, wäre Sieger. Alban holte sich den l. Preis.

Der junge Lehrer Eckert förderte das Talent, führte ihn zur Einsicht der
Perspektive und nahm ihn mit nach Säckingen zum Einkauf von Kunstmappen
und Farben. Nun war der Maler Spitzweg das große Vorbild.

Als es nach der Schulentlassung zur Berufswahl kam, sollte Alban in die Fußstapfen
des Vaters treten und Schmied werden oder Elektriker, da könne er sein
Brot verdienen. Künstler zu werden, davon konnte keine Rede sein. Das seien
Firlefänze, meinte der Vater, Kunst ist überflüssig, unnötig, und Künstler blieben
alle Hungerleider ihr ganzes Leben lang.

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