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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 317
(PDF, 31 MB)
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Man schuf den schlichten, doch gefälligen und angemessenen Rokokobau, wie er
uns heute bekannt ist. Statt der großen, infolge der evangelischen Umgebung
funktionslos gewordenen Propsteikirche schuf man eine kleine Kapelle im nördlichen
Flügel. 1764 war der Neubau vollendet worden.

Während des Ersten Koalitionskrieges war Bürgeln (1796) eine mehrmals umkämpfte
Stellung zwischen Franzosen und Österreichern. Die Propstei fiel in der
Folge einer gründlichen Plünderung durch die Franzosen anheim.

Mit dem Preßburger Frieden (1805) wurde Bürgeln dem badischen Staat zugesprochen
. Nach der vollzogenen Säkularisation blieb der letzte Propst Martin
Schmidt als einfacher Geistlicher (bis 1816) in Bürgeln wohnhaft; er war als
Seelsorger der Katholiken in der näheren und weiteren Umgebung der Propstei
tätig. Schon 1813 war hier ein zunächst von Liel abhängiges Pfarrvikariat errichtet
worden, später als eigene Kuratie selbständig; 1876 wurde es in die neuerrichtete
Pfarrei Kandern überführt.

In Ergänzung zu diesen nüchternen Geschichtsfakten und -angaben noch einige
Zitate aus dem „Badenweiler"-Band des Dr. med. Gustav Wever („. . . mit
seinen Umgebungen . . . Fünfte umgearbeitete Auflage", Badenweiler, Fabel'sche
Buchhandlung, 1880): „Das Jahr 1806 hätte Bürgeln beinahe gänzlichen Untergang
gebracht; es sollte auf Abbruch versteigert werden; allein eine mildere
Ansicht gewann die Oberhand. Es erhielt nämlich das Gotteshaus die Bestimmung,
auch fernerhin den umwohnenden Katholiken zur Erbauung [!] zu dienen . . .
Zwar wurde 1809 das Propsteigebäude mit einigen Gütern an einen Privatmann
verkauft. . . allein im Jahr 1822 wurde die Hälfte der Propstei samt der
Kirche und einigen Gütern vom Religionsfond wieder angekauft . . . Das Innere
wie das Aeussere des Schlosses ist sehr gut erhalten . . . [der eine] Flügel ist die
Wohnung eines Privatmannes, der diesen Theil der Probstei käuflich an sich gebracht
hat, das Wirtschaftsrecht besitzt und freundlich die Fremden aufnimmt, die
des Sommers schaarenweise hier einziehen. Gute Wirthschaft und Pension. Nicht
selten nehmen Kurgäste für einige Wochen ständigen Aufenthalt hier . . Im
Folgenden wird eine Beschreibung des damaligen Zustandes der Gebäulichkeiten
gegeben (u. a. „lange und weite Hausgänge . . . durchweg mit Oelgemälden behangen
. . . grosser Saal, bemerkenswerth durch die dicht und in buntem Gemenge
aneinander gereihten zahllosen Oelgemälde . . ."), alsdann wird die
Natur, der „Locus amoenus" der Lage und Umgebung gefeiert; was indes ein
wenig irritiert, ist die Tatsache, daß der gute Doktor, nachdem er die Landschaft
„göttlich schön vor den trunkenen Blicken ausgebreitet" liegen sieht, zum Abschluß
nicht etwa Hebel, sondern Schiller dahergesagt! Soweit die kompetente Sichtweite
im letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts.

Bürgelns Blütezeit lag vor der Reformation. Das ansehnliche Besitztum sicherte
der Propstei einen erheblichen und gewinnbringenden Zehnten, um den es freilich
nach 1560 immer wieder erheblich zu kämpfen hatte. Beim Übergang der
Propstei an den badischen Staat (1805) wurde als Besitzstand verzeichnet: an
Liegenschaften (ohne die Propsteigebäude) 29 459 Gulden und an Fahrnissen weitere
3 107 Gulden, Verschuldungen lagen kaum vor, hingegen gab es noch einen
stattlichen Waldbesitz von 349 Juchert.

Hätte die Propstei Bürgeln nicht in mannigfaltiger Hinsicht unter dem Patro-
nat des Klosters St. Blasien gestanden, wäre es um ihr Besitztum und um ihre
Existenz weit schlechter bestellt gewesen, ja es darf angenommen werden (vgl. o.),
daß die Propstei inmitten markgräflich-protestantischen Landes sich nicht auf
Dauer hätte halten können.

Die Geschichte Bürgelns ist, so gesehen, zwar im Zusammenhang mit dem
Gesamtgeschehen bewegt genug, um aufgerollt und betrachtet zu werden, indes
kann man nicht von einer wesentlich überregionalen Bedeutung der Propstei
sprechen. Verwunderlich ist u. a. auch, daß man anläßlich der Übernahme in

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