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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 324
(PDF, 31 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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Aufschlüsse geben, Sozialwissenschaft, Geschichte und Erdkunde hingegen schon.
Deshalb habe ich aus meiner Arbeit nicht nur eine rein sprachwissenschaftliche
Untersuchung gemacht. Meine Dissertation bietet etwas mehr, denn schon in der
Einleitung, in der ich einen geographischen, geschichtlichen und politischen Überblick
gebe, konnte ich behaupten, und unsere Gegend ist ein geradezu treffendes
Beispiel dafür, daß man heutzutage die Sprachwissenschaft nicht mehr absondern
kann, sondern daß sie andere Wissenschaftszweige zu berücksichtigen hat.

In unserem Falle muß man wissen, daß gewisse Ereignisse von größter Bedeutung
für unsere Mundart waren: die Landnahme des Bereichs Oberrhein
durch die Alemannen, die Reformation und Gegenreformation, die französischen
Einmärsche, die eine Annektierung zur Folge hatten, und später die beiden Weltkriege
. Geschichte, Politik und Geographie haben unserer Gegend den Stempel
aufgedrückt; die außerlinguistischen Angaben geben meinen Schlußfolgerungen
deshalb mehr Gewicht, weil sie sie unterstützen oder ergänzen.

So kam ich zu dem Schluß, daß beide Zonen der Regio, die deutsche und die
schweizerische, nur deswegen mehr Dialektausdrücke aufweisen (je 316 und 371),
weil sie eben den Konflikt zwischen offizieller Sprache und einer Mundart, die
ihr völlig fremd ist, nie gekannt haben. Im Elsaß, der französischen Zone der
Regio (282 Dialektausdrücke), war er jedoch sehr stark und führte sogar zu
Spannungen, die heute gelegentlich noch zu spüren sind. Obwohl die Zahlenspanne
nicht sehr groß ist: 34 — vergleicht man den Kanton Hüningen mit der
Markgrafschaft Rötteln und 89 — vergleicht man ihn mit dem Kanton Basel-Stadt
und dem Bezirk Arlesheim, spiegelt sich diese Realität doch in den genannten
Zahlen wider. Und da die Zahlen schon einmal sprechen, möchte ich noch darauf
aufmerksam machen, daß die schweizerische Zone der Regio die deutsche in dieser
Hinsicht übertrifft, weil die Eroberungschancen der deutschen Hochsprache in
Baden viel größer sind als in der Schweiz, wo das „Schwyzer Dütsch", also die
Mundart, überall als Umgangssprache anerkannt ist und die Hochsprache nur in
offiziellen Schriften vorkommt.

Der erste Teil meiner Dissertation begnügte sich mit der sprachlichen Beschreibung
der Dialektausdrücke und ihrer Aufzählung sowie ihrer geographischen oder
räumlichen Verteilung. Eine quantitative Untersuchung führt unvermeidbar zu
einer qualitativen. Der zweite Teil meiner Arbeit drängte sich von selbst auf. Er
sollte eine Antwort auf die Frage sein, ob, gerade in der Regio, einer Mannigfaltigkeit
der dialektalen Formen gegenübergestellt werden kann. Diese Frage
konnte bejaht werden und wurde durch die Geschichte und Geographie bestätigt.
Die Formen, die für Nomina am häufigsten vorkommen, sind: zusammengesetzte
Formen aus zwei Lexemen ') bestehend, indem das eine das andere bestimmt und
gleichzeitig eine lokale Besonderheit anzeigt2).

Die Formen, die am häufigsten für Verben, Adjektive und Adverbien vorkommen
, sind einfache Formen, aus einem Lexem bestehend. Im Bereich der
Verben, Adjektive und Adverbien sind keine zusammengesetzten Formen vorhanden
. Man findet diese Formen bei den dialektalen Varianten einer lexikalischen
Einheit und bei den dialektalen Konstanten einer Einheit. Auf Grund der Beschreibung
der Dialektwörter (Lexeme) der Dreiländerecke und des Inventars
der qualitativen Unterschiede, die es für eine lexikalische Einheit geben kann (in
unserer Gegend sind die Formen einfaches Lexem + einfaches Lexem, wie zum
Beispiel hochdeutsch), kehren im Dialekt als Wische und faage -wieder, und
einfaches Lexem + zusammengesetzte Lexeme aus zwei Wörtern bestehend, wie
zum Beispiel Schaufel sich im Dialekt als Schuufle, Drägschuufle und Wischede-
schuufle wiederfindet, am stärksten vertreten. Natürlich sind noch andere Kombinationsmöglichkeiten
vorhanden. Im großen und ganzen habe ich zehn verschiedene
Arten von sprachgeographischen Varianten einer lexikalischen Einheit entdecken
und ausfindig machen können. Danach war ich im Stande, zum dritten Teil der

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