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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 329
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-03-04/0133
Drei-Jungfrauenkult am Rheinknie

von Friedrich Vortisch, sen.

Gegenstand meiner Ausführungen ist die Frage des Drei-Jungfrauenkults am
Rheinknie und das Sagengut, das damit zusammenhängt.

I.

Sagen bilden sich dort, wo der Wissensdrang des Menschen nicht durch Erkenntnis
befriedigt wird. Sie sind, im Gegensatz zu den Märchen, Erzählungen, an
deren Inhalt zum Zeitpunkt ihres Entstehens die Menschen glauben Sie können
ihre Ursache in Vorgangen und Ereignissen haben, die selbst längst vergessen sind.
Sie können wirkliche, eingebildete, erlogene Erlebnisse von Menschen wiedergeben.
Sie können anknüpfen an Denkmäler der Natur und Kultur, an Quellen, Grabstätten
, Felsen, Kirchen, Bildwerke und auch an Reliquien, die alle die Phantasie
der Menschen beschäftigen. An ihren Standorten schlagen häufig Motive Wurzeln,
die wie Flugsamen in der Luft schweben, man denke an die weiße Frau, an die
hilfreichen Erdmännlein, die Irrlichter als Seelen betrügerischer Landmesser.
Solche Motive und Gestalten waren 2) und sind ganz allgemein die Dreizahlfrauen.

II.

Daß unsere Vorfahren an drei Schicksalsfrauen geglaubt haben, ist bestritten.
Der Glaube an die drei Schicksalsfrauen läßt sich aber nachweisen, bei romanischen
Völker, den Slaven und Germanen, den Griechen und bei den alten
Römern 3). Man hat die Dreizahl der Nornen auf Übernahme der Vorstellungen
von den altgriechischen Moiren und römischen Parzen zurückgeführt. Die
nordische Urd, die westdeutsche Wurt4) sind in der Uberlieferung häufig allein
genannt, ihre Gefährtinnen Werdandi und Skuld treten dort, wo sie genannt
werden, an Bedeutung hinter ihr zurück5). Auch wird der Glauben an die
schicksalsbestimmenden drei Schepfen im ganzen Mittelalter in Deutschland bekämpft
6), hat sich aber bis in unsere Zeit in der alemannisch-bayrischen Enklave
Gottschee in Jugoslawien erhalten. Dort herrschte der Glaube, daß die „Schöpfer-
lein" bei der Geburt das Los des jungen Erdenbürgers verkünden7). Hierher
gehören natürlich die sprachgeschichtlich vom Fatum der schicksalsbestimmenden
Fatua stammenden, im Mittelalter bei uns eingewanderten Feen oder Feien 8), die
Erzählungen über sie sind aber nicht gegen den Verdacht „gefeit", daß sie mit
ihnen aus Frankreich bei uns eingewandert sind. An die schicksalsspinnenden
Nornen erinnert die Sage von den drei Spinnerinnen in Oberlarg bei Mörsberg;
sie spinnen in einem unbewohnten Haus unaufhörlich so schnell, daß ihre Spinnräder
glühen. Die mittlere von ihnen ist, größer als die beiden anderen, durch
lange, wallende Haare ausgezeichnet9).

Nun erscheinen, wie in ganz Deutschland, im Elsaß zwecks Bestimmung des
Schicksals von Neugeborenen drei Jungfrauen, die sich als Spinnerinnen dadurch

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