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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 332
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-03-04/0136
Es ist doch auf jeden Fall erstaunlich, daß die drei Jungfrauen sowohl
als Helferinnen der Frauen wie auch als Bauernheilige, als Beschützerinnen
der Haustiere gelten, genau wie vor mehr als anderthalb Jahrtausenden
die Matronen . ..

Die Namensgebung ist sogar für denselben Ort und Bildnisse gleicher
Art und Ausführung durchaus uneinheitlich. In Thum z. B. spricht die
Kirche von Fides, Spes, Caritas, das Volk von den umliegenden Orten dagegen
von Krieschmerge, Schwellmerge und Pellmerge. In Auw und Bitburg
wird eine Darstellung mit dem Namen Irmina, Clotildis, Adela belegt. In
Luxenburg im Petrustal wird ein Bildwerk genau gleicher Ausführung mit
den Namen Fides, Spes, Caritas verbunden. Alle diese Namen sind dem
Volk nicht geläufig. Selbst auf die Befragung konnte man die Namen nur
nach Uberlegen und mit Mühe angeben. Man spricht einfach von den drei
Jungfrauen . ..

Die im Rheinland vorkommenden Namen, die, unter sich ganz uneinheitlich
, in den verschiedenen Gegenden die gleichen Gestalten benennen, sind
wahrscheinlich erst spät, von bestimmten kirchlichen Kreisen ausgehend
einer ursprünglich einheitlichen, älteren, volkstümlichen Gruppe beigegeben
worden, die vorher volkstümliche Namen trugen . . .
oder eher einfach die drei Jungfrauen genannt wurden."

Soweit Zender. Daß der Drei-Jungfrauenkult der Nachfolgekult des Matronenkults
ist, ist also wohl mit einer an Gewißheit grenzenden Wahrscheinlichkeit
anzunehmen28). Ob er an altgewohnten Orten früheren Matronenkults geübt
wurde, läßt sich natürlich nicht nachweisen, mit einer bezeichnenden Ausnahme:
In Metz war nämlich ein alter Matronenstein bis ins 18, Jahrhundert hinein
Gegenstand des Drei-Jungfrauen-Kults 29).

Aber der Drei-Jungfrauen-Kult schlug natürlich auch Wurzeln an Natur- und
Kulturdenkmälern, die die Dreizahl versinnbildlichen, also etwa an drei Gräbern,
drei Kirchen usw. Das Gebiet der Dichte seiner Kultplätze umfaßte das Gebiet
der Dichte des Matronenkultes30). Sie wurden am Niederrhein Krieschmerge,
Schwellmerge, Pellmerge genannt31 32). Damit waren die drei Marien, nämlich
die Mutter Gottes mit ihren zwei gleichnamigen Halbschwestern gemeint. Weiter
südlich herrschten die Bezeichnungen Einbet, Wilbet, Werbet33), die bis heute
nicht befriedigend erklärt sind. Von ihnen haben eine Kultstätte in Gengenbach,
zwei in Freiburg weiter eine in Arth, Kanton Schwyz, und eine in Adelwil bei
Luzern ihren Namen 34). Diese Namen wurden häufig unter kirchlichem Einfluß
später durch Heilige ersetzt, die allgemein anerkannt waren, so wie schon
Heiligendorff erwähnt, vom Rheinland bis Tirol durch die Heiligen Fides, Spes,
Caritas, Glaube, Hoffnung, Liebe 35). Selbstverständlich gab es auch Drei-Jungfrauenkulte
, die von ihrer Entstehung an andere Heilige verehrt haben, so die
drei Nothelferinnen Katharina, Barbara, Margaretha36) und die sogenannten
Volksheiligen 37), zu denen auch die Christiana = Chrischona und Odilia gehört
haben s8). Nach der von Medard Barth über die heilige Odilie wiedergegebenen
Kultnachweisen gibt es etwa 26 Drei-Frauenkultstätten, an denen die heilige Odilie
verehrt wurde 39). Dazu ist zu bemerken, daß sie selbstverständlich an sehr viel
mehr Orten allein, gemeinsam mit einer anderen Heiligen oder gemeinsam mit
mehr als zwei Heiligen verehrt wurde. Am interessantesten und deshalb am
gründlichsten bearbeitet ist die Dreiergruppe Einbet, Wilbet, Werbet, so von
Barth, Drinkuth, Heiligendorff, Schöll, de Vries, Zender, Zoepfl. Es ist wohl
unbestritten, daß unter den drei Jungfrauen jeweils eine die Vorrangstelle innehatte
40), etwa daß zu ihr die Wallfahrten in erster Linie gemacht wurden, daß
nur eine an vielen Orten genannt wird, so die Einbet41), oder die Borbet, Werbet,
Gewerbeta, Querre 42), die auf einer Votivtafel aus Alberns bei Brixen ans Kreuz

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