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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 341
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-03-04/0145
Fest-Ansprachen zum 50. Geburtstag der Arbeitsgemeinschaft Markgräflerland
in der Aula des Hans-Thoma-Gymnasiums in Lörrach

Grußwort

von Landrat Otto Leible

Das 50jährige Bestehen der Arbeitsgemeinschaft Markgräflerland ist ein Ereignis
, an dem der Landkreis Lörrach nicht wortlos und auch nicht tatenlos vorübergehen
darf. Deshalb danke ich für die Gelegenheit, daß ich Ihnen heute die
besten Grüße und Wünsche des Landkreises übermitteln kann.

Seit fünf Jahrzehnten stellen Sie nun in Ihren Schriften und Beiträgen diese
Landschaft in ihrer Geschichte und in ihrer Gegenwart dar. Sie treten ein für
die Pflege der Sprache und Kultur im alemannischen Raum, und Sie wecken in
weiten Kreisen unserer Bevölkerung das Interesse an dem, was er vor uns war, und
erklären damit so vieles, was heute ist. Sie legen die Wurzeln frei und verschaffen
dadurch Einsichten, die sonst verborgen blieben. Und trotzdem läßt sich
nicht alles aufdecken und erklären. Oft genug empfinden wir gerade im Grenzland
Geschichte auch als Schicksal und als Zumutung. Aber auch damit müssen
wir uns auseinandersetzen.

Andererseits ist nicht alles, was zeitlich hinter uns liegt, Geschichte. Geschichte
ist vielmehr nur jene Vergangenheit, die wir uns bewußt machen, die also im
Wissen der Menschen weiterlebt. Dabei kommt es sehr darauf an, wie dieses
Wissen vermittelt wird und in welchem Geist dies geschieht. Wenn ich z. B. an
meine Schulzeit denke, so erinnere ich mich, wie man uns Geschichte aus nationaler
Sicht lehrte. Es war dies nicht immer die objektive Wahrheit und auch nicht der
Geist der Toleranz. Es war vielmehr die Darstellung jener Mächtigen und Kräfte,
die diese Welt durch Eroberung, durch Kriege und durch Revolutionen verändert
haben. Es war dies oft ein Gemälde von Gewalt und von Drangsalen, wobei
die große Menge der friedfertigen und unschuldigen Menschen fast immer im
Hintergrund blieb. Dabei waren es also gerade sie, die von den jeweiligen
Ereignissen ganz unmittelbar und am stärksten betroffen wurden. Diese Erfahrung
mußten auch unsere Vorfahren im Markgräflerland und drüben im Elsaß
viel zu oft machen.

Die Heimatkunde, die solche Erfahrungen hätte aufhellen können, blieb ein
Stiefkind im Unterricht. Es gab nur wenig Lehrer, die bereit und in der Lage
waren, ihren Schülern den Blick für solche Nebenschauplätze im großen Welttheater
zu öffnen. Umso verdienstvoller ist es, wenn es unter uns Menschen gibt,
denen daran liegt, den Lebensumständen jener nachzuspüren, die in dieser Landschaft
die Freuden und Leiden ihrer Zeit als Randfiguren miterlebten. Sie sind
ja unsere Vorfahren und uns viel mehr verbunden als jene Mächtigen, die dieses
Grenzland immer wieder mit Krieg überzogen.

Wie haben die Menschen, die vor uns hier waren, in solchen Zeitläuften oder
auch in Friedenszeiten gelebt, was hat sie bewegt, wie haben sie empfunden? Ich
meine auch, daß es sehr wichtig ist, diesen Fragen nachzugehen. Auf solche Weise
können wir viel unmittelbarer und persönlicher unserer Vergangenheit begegnen;
hier bekommen wir ein viel griffigeres Verhältnis zu den Uberlieferungen und
zu den Dingen, die uns von alters her umgeben. Mit solchen Erfahrungen wird uns
auch die Antwort auf manche Frage nach dem Wert oder Unwert unserer Tradition
oder nach der Schutzwürdigkeit des Überkommenen leichter fallen.

Es ist das große Verdienst der Arbeitsgemeinschaft Markgräflerland, daß sie
ein heimatkundliches Arbeitsfeld aufgetan hat, das neben den großen Zusammenhängen
auch dem vermeintlich Nebensächlichen, den kleinen und unscheinbaren

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