Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 343
(PDF, 31 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-03-04/0147
die von Nichtwissenschaftern, von Geschichtsfreunden getragen wird, nicht förderlich
.

Noch wirkt in manchen Köpfen nach, was im 17. Jahrhundert der Franzose
Nicolas de Malebranche in seiner höchst bemerkenswerten „Recherche de la verite"
vertrat: Er hielt das historische Wissen für überflüssig, da ja auch Adam keine
Geschichte hatte: Und der in Basel, gleichzeitig mit Jacob Burckhardt, als Universitätsprofessor
wirkende Friedrich Nietzsche, schockierte das als das historische
in die Weltgeschichte eingegangene 19. Jahrhundert mit seiner der herrschenden
Meinung über den Wert der Geschichte kategorisch widersprechenden Schrift:
„Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben" — nebenbei übrigens
das Thema, das ich vor 30 Jahren für meinen Maturitätsaufsatz gewählt hatte:
Für Nietzsche ist die Geschichte brutal und sinnlos, und er übt scharfe Kritik
am Geschichtsbetrieb seiner Zeit: „Der junge Mensch wird durch die Jahrtausende
gepeitscht, und die Masse des Einströmenden läßt schließlich nur Stumpfsinn
oder Ekel zurück." Es fehlt indessen nicht an gewichtigen, eindeutig positiven
Stellungnahmen zur Geschichte. Für Karl Jaspers ist sie das, was Kommunikation
bedeutet und die Existenz aus der Isolation herausnimmt. Und da uns Juristen
die Geschichte unentbehrlich ist, darf ich Friedrich Karl von Savigny zitieren:
„Die Geschichte ist der einzige Weg zur wahren Erkenntnis unseres eigenen Zu-
standes". Wohl am treffendsten hat Huizinga den Wert der Geschichte für uns
Menschen formuliert: „Geschichte ist die geistige Form, in der sich eine Kultur
über ihre Vergangenheit Rechenschaft gibt". Ich weiß, daß ich gerade Sie nicht
von der Notwendigkeit des Geschichtsstudiums überzeugen muß. Entscheidend
ist, daß Ihre Vereinigung das Geschichtsverständnis hinausträgt und mithilft, zu
verhindern, daß Geschichte von den hochspezialisierten Universitätsinstituten
monopolisiert und so nur wenigen Professionellen zugänglich wird. Daß sich just
die Geschichte der engeren Heimat — für das geschichtsreiche Markgräflerland gilt
dies in besonders hohem Maße — hervorragend eignet, um den Geschichtssinn
zu wecken, ist unbestritten.

Wir wollen es mit dem Mainzer Humanisten Schöfferlin halten, dem Inhaber
des ersten deutschen Lehrstuhls für Geschichte: „Was einem weltlichen Manne
allermeist zur Weisheit diene, so ist nichts nützlicher und fruchtbarer, als fleißig
Historien und alte Geschichten zu lesen".

IL

So gibt mir einesteils Schöfferlin, anderseits die wohl nächstliegende Interpretation
Ihrer liebenswürdigen Einladung an ein Mitglied der Basler Regierung,
daß Sie nämlich den Beziehungen zwischen dem Markgräflerland und Basel eine
wichtige Bedeutung zumessen, den nötigen, vom Basler Staatsarchivar Professor
Staehelin kräftig geförderten Mut, über „Basel und das Markgräflerland" zu
sprechen. Gerade an den gegenseitigen Beziehungen läßt sich aufzeigen, wie die
Geschichte stets auch in die Gegenwart wirkt, freilich oft untergründig und den
Zeitgenossen nicht bewußt.

III.

Wenn kürzlich in Basel das Volkshaus „Burgvogtei" renoviert und einer neuen
Zweckbestimmung zugeführt wurde — es beherbergt heute das Radiosymphonieorchester
und Zweige der staatlichen Verwaltung — so haben wohl nur wenige
darüber nachgedacht, woher der Name des Hauses stammt. Als die Franzosen
anno 1678 das Schloß Rötteln, den Sitz des Landvogtes oder eben Burgvogtes
der gleichnamigen Herrschaft, zerstörten, flüchtete sich dieser nach Basel und

343


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-03-04/0147