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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 345
(PDF, 31 MB)
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netz deutlich wird. Nur der Luftverkehr, für den andere geographische Bedingungen
gelten, kann Basel vernachlässigen.

Dieser hervorragenden Verkehrslage Basels entsprach denn auch seit jeher eine
große Aktivität seiner Bewohner im Bereich von Handel und Verkehr. Sie dachten
— und denken vielleicht heute noch — weniger in territorialen, als in verkehrstechnischen
und kaufmännischen Kategorien Dabei kann man sich natürlich
fragen, was Ursache und was Folge ist: Ist Basel eine Handelsstadt geworden,
weil sich die territorialen Grenzen schon früh von allen Seiten her nahe an die
Stadt herangeschoben und der Erwerb eines größeren Territoriums rings um die
Stadt gar nicht möglich war — wie beispielsweise bei Bern oder Zürich —, oder
waren die Basler Kaufleute, seit dem 13. Jahrhundert allem Anschein nach die
politisch führende Schicht der Bürgerschaft, an der Entfaltung territorialer Macht
gar nicht interessiert? Oder mangelte es ihnen einfach am Willen, an der Kraft
zum kecken Zupacken; haben sie es gar versäumt, ihre Grenzen in den Sundgau
oder in den Breisgau vorzuschieben?

Auf solche Fragen erteilt uns die Geschichte die Antwort. Sie kennen die
Territorial- und Grenzbildung im deutschen Südwesten und am Oberrhein besser
als ich. Basel ist nicht politischer Kristallisationspunkt der Landschaften geworden,
die es, gev. graphisch gesehen, miteinander verband. Für die spätere Zeit ist vor
allem wichtig, daß es den Bischöfen von Basel — und der Bischof war ja im
Mittelalter der Stadtherr — nicht gelang, einen größeren Territorialstaat sowohl
rheinaufwärts als auch rheinabwärts zu bilden. Denn der Sundgau, einst Besitz
der Herren von Pfirt, wie auch der Breisgau, das Fricktal und die Waldstädte
am Rhein kamen an das Haus Habsburg. Im Norden fiel die Herrschaft Rötteln
nach dem Aussterben der Herren von Rötteln an die Markgrafen von Hachberg-
Sausenberg. Immerhin mag bemerkt werden, daß Basel noch in den Jahren 1500
und 1518 versuchte, die Herrschaft Rötteln kauf weise zu erwerben, jedoch ohne
Erfolg. Der südöstlich von Basel gelegene Sisgau, das heutige Baselland, war
territorial zersplittert, wobei sich auch Solothurn, offenkundig eine Stadt mit
stärkerem politischem und militärischem Temperament, relativ nahe an Basel
heranschieben konnte. So entstand nur im Südwesten der Stadt, in den abseits
von den großen Straßen gelegenen Juragebieten ein geschlossener bischöflicher Staat,
das alte Fürstbistum Basel, dessen Schicksale und Probleme, wie Sie wissen, noch
die Gegenwart beschäftigen.

Als in der Stadt Basel selbst die Bürgerschaft sich von ihrem Herrn, dem
Bischof, emanzipierte und eine eigene, städtische Politik zu betreiben begann,
waren die territorialen Würfel schon gefallen. Nur im Sisgau gelang es der Stadt,
teils von verarmten Adligen, teils vom finanziell ebenfalls schwachen Bischof,
das Gebiet des heutigen Baselland zu erwerben. Es war wichtig für die Sicherung
der Straßen und der beiden Pässe über den Hauenstein. Das rechtsrheinische
Kleinbasel war von Bischof Heinrich von Thun im Anschluß an den Bau der
Rheinbrücke von 1225 planmäßig angelegt worden. Um ein Umfahren der neuen
Stadt zu verhindern, kaufte Basel schon 1262 vom Kloster Wettingen den Grenz-
acher Hornfelsen zu ewigem Lehen hier signalisierte ein Wächter, der „Mann
am Horn", während Jahrhunderten das Nahen von Kaufmannsgut. Am Ende
des Mittelalters kaufte Basel noch die rechtsrheinischen Dörfer Riehen und Bettingen
, das erstere vom Bischof, das letztere vom Geschlecht der Truchseß von Wol-
husen. Nun mußte die rechtsrheinische Landstraße in jedem Fall über das
Territorium der Stadt führen. Durch den Kauf Kleinhüningens von den Markgrafen
von Baden-Durlach im Jahre 1640 rundete Basel diese typische Politik
einer Handels- und Verkehrsstadt ab, denn damit gewann es auch die volle
Kontrolle über die Wiesenbrücke.

Diese Grenzlage hat sich im 16. Jahrhundert, zu dessen Beginn die Stadt
der Eidgenossenschaft beitrat, endgültig fixiert. Mit dem Ubertritt der Stadt zur
Reformation trat noch ein neuer Faktor hinzu, der die Grenzlage verschärfte.

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