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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 346
(PDF, 31 MB)
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Sundgau, Breisgau, Fricktal, alle zu Vorderösterreich gehörig, blieben beim alten
Glauben, ebenso das Fürstbistum und Solothurn. Erst als die Markgrafschaft
Baden-Durlach auf Geheiß ihres Herrschers, des Markgrafen Karl IL, 1556 den
Glauben wechselte — cuius regio, eius religio —, erhielt Basel einen protestantischen
Nachbarn, einen lutheranischen freilich, was nach 1580, im Zeitalter des
Konfessialismus und der Hochorthodoxie, auch im evangelischen Bereich eine
deutliche Trennlinie schuf.

Trotz diesen Umständen war Basel noch keine typische Grenzstadt, wenn man
von seiner heiklen Lage als neutraler Ort während des Schwaben- oder, wie
man in Deutschland sagt, Schweizerkrieges absieht. Die Erkenntnis, eine Grenzstadt
zu sein, ist wohl erst im 17. Jahrhundert richtig in das Bewußtsein der-
Basler eingedrungen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Gegend rings um Basel
Kriegsschauplatz der großen Mächte; mehrmals zogen Armeen vom österreichischen
Fricktal über Basler Territorium und unter Verletzung der schweizerichen Neutralität
ins Fürstbistum Basel. Die Stadt mußte kostspielige militärische Schutzmaßnahmen
treffen, sie war jäh von ihren natürlichen Versorgungsgebieten abgeschnitten
und hatte größte Mühe, sich mit Getreide, Wein, Fleisch und Salz zu
versorgen. Jahrhundertelang hatte der habsburgische Staat über den Rheinstrom
hinweg weite Landschaften miteinander verbunden. Dem setzte der Westfälische
Friede ein Ende: der ganze linksrheinische Besitz Österreichs fiel an Frankreich,
und seither war Frankreich, mit Ausnahme der Jahre 1871 —1918 und 1940—1944,
ein Nachbar Basels. Und am Oberrhein grenzten nun zwei Großmächte aneinander,
auf der linken Seite des Rheins Frankreich, auf der rechten Vorderösterreich als
Teil des habsburgischen Reichs. Die an Basel direkt angrenzende Markgrafschaft
Baden-Durlach war der kleinste, aber auch gemütlichste ihrer ausländischen Nachbarn
. Frankreich, das die für Basel lebensnotwendige Kornausfuhr jederzeit sperren
konnte, blieb der überragende und zuweilen auch bedrohliche Nachbar von 1648
bis zum Ende des Napoleonischen Reichs.

Nach den großen Veränderungen der napoleonischen Zeit und dem Wiener
Kongreß stabilisierte sich die Lage an der Dreiländerecke eher zugunsten Basels.
Denn im Südwesten Deutschlands stand nun, an Stelle des früheren Vorderösterreichs
, der vereinigten Markgrafschaften Baden und anderer einstmals autonomer
Staaten, wie zum Beispiel der Abtei St. Blasien, als neuer, einziger Nachbar
das Großherzogtum Baden, das seinerseits ein Teil des deutschen Bundes war
und zu dem die Beziehungen Basels in der Regel ausgesprochen freundlich waren.
Durch die französische Revolution und die Bereinigungen auf deutscher Seite
wurden allerdings viele alte Bande zerrissen und damit die Grenzen akzentuiert.
Die alten Zehnten und Bodenzinse, die Basel, vor allem sein aus dem alten
Klosterbesitz erwachsenes Kirchen- und Schulgut im Elsaß und in Baden noch
besessen hatte, wurden aufgehoben oder abgelöst; dadurch wurde die wirtschaftliche
Integration Basels im oberrheinischen und süddeutschen Raum stark abgeschwächt
, und die Zollschranken des 19. und 20. Jahrhunderts haben diese Entwicklung
in vielen Bereichen noch beschleunigt.

Nach diesen Bemerkungen allgemeiner Natur ist es an der Zeit, die Beziehungen
dieser Grenzstadt Basel zum Markgräflerland etwas zu beleuchten. Träger der
politischen Beziehungen waren in erster Linie die Markgrafen, die bekanntlich
ein speziell enges Verhältnis zu Basel hatten. Dessen war sich der Basler Rat
bewußt, als er in der Mitte des 18. Jahrhunderts durch den Historiker und
Kanzleibeamten Daniel Bruckner aus den vorhandenen Urkunden und Akten
eine Zusammenstellung dieser Beziehungen schreiben ließ; sie liegt, bis heute
ungedruckt, im Basler Staatsarchiv. Sie beginnt mit einer umständlichen „Erzeh-
lung dessen, was eine Stadt Basel für öffentliche Verträge mit dem fürstlichen
Haus Baaden-Durlach errichtet hat", und diese hebt an mit dem Hause derer
von Rötteln, wobei Bruckner nicht zu erwähnen vergißt, daß Bischof Lüttold
aus dem Hause Rötteln „um das Jahr 1290 den Burgeren verschiedene Zünfte

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