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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 348
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-03-04/0152
von Hattstatt, besaßen auch die Markgrafen von Baden Liegenschaften in Basel,
und ihre Beziehungen zur Stadt sind die längsten und dauerhaftesten gewesen.
Schon in den Jahren 1376 und 1379, also in jener Zeit, da Basel seinen zweiten,
äußeren Mauerring baute, kaufte Markgraf Rudolf von Hochberg die späteren
Häuser Nr. 17 und 19 an der Augustinergasse; hier wurde sogar 1490 ein Markgräfliches
Gericht installiert, das die Befugnis hatte, alle Klagen von Baslern um
Handschulden, das heißt laufende, unversicherte Schulden, gegen Markgräfler
anzunehmen und die Schuldner mit Gerichtszwang nach Basel zu laden. Diese
Liegenschaften wurden 1522 an die Artistenfakultät verkauft. Mitten im Dreißigjährigen
Krieg, 1639, kaufte Markgraf Friedrich V. die Liegenschaft Rheinsprung
24, den sogenannten alten Markgräfischen Hof — sie heißt heute noch so.
Hier fand der aus seinem Land vertriebene Fürst Zuflucht, und von hier aus
zog er wiederholt aus, um sich an den Kriegszügen der Franzosen und Schweden
gegen die Kaiserlichen zu beteiligen. Zur selben Zeit fanden auch zahlreiche
seiner Untertanen in Basel Zuflucht. In den Jahren 1635 bis 1638 hielten sich
je nach Kriegslage zwischen 2000 und 7500 Flüchtlinge in Basel auf, in der überwiegenden
Zahl Markgräfler, und dies bei einer Stadtbevölkerung von etwa 10 000
Personen!

Im alten Markgräfischen Hof befand sich in den Jahren 1674 bis 1678, als
Louis XIV. die Markgrafschaft bedrohte, auch die Residenz der Markgrafen,
ihr administratives Zentrum. Durch den Kauf von zwei Liegenschaften in der
Neuen Vorstadt, der heutigen Hebelstraße, legte Markgraf Friedrich V. schon am
Ende des 30jährigen Kriegs die Grundlagen für den umfangreichen späteren Besitz
an diesem Ort. Sein Sohn Friedrich Magnus, dessen Land immer wieder durch
die Eroberungskriege Ludwigs XIV. in Mitleidenschaft gezogen wurde, verlegte
seine Basler Residenz anno 1694 endgültig vom Rheinsprung in die Neue Vorstadt
, und als sein dortiger Sitz im Jahre 1698 abbrannte, angeblich wegen eines
Feuerwerks zur Feier des Friedens, ließ er in den Jahren 1698 bis 1705 jenen
prächtigen Bau erstellen, der den Auftakt zum Basler Barock bildet und noch
heute den Namen Markgräflerhof trägt. Baumaterial und Handwerker stammten
fast ausschließlich aus der Markgrafschaft. Friedrich Magnus war in Basel so
beliebt, daß man ihm, wie Peter Ochs in seiner „Geschichte der Stadt und Landschaft
Basel" berichtet, die Errichtung einer Reitbahn auf dem Petersplatz,
„diesem Spaziergang der Bürgerschaft", gestattete.

Durch den Kauf weiterer Liegenschaften und die Anlage eines großen Gartens
entstand nun an der Neuen Vorstadt eine für Basler Verhältnisse weiträumige
Anlage, die auch der fürstlichen Kunstkammer, der Bibliothek und dem Archiv
einen sicheren Hort bot. Freilich erwuchs dieser Basler „Residenz", obschon sie
recht häufig genutzt wurde, bald Konkurrenz durch das von Markgraf Karl
Wilhelm, dem Sohne von Friedrich Magnus, gegründete Karlsruhe, das 1715
offiziell die Residenz anstelle von Durlach wurde. Aber erst in den 1760er und
1770er Jahren wurden Kunstkammer, Bibliothek und Archiv endgültig von Basel
nach Karlsruhe verlegt, so daß der „Markgräflerhof" seine wichtigsten Funktionen
einbüßte. 1808 wurde der ganze Komplex von der Stadt Basel, die ohnehin
schon Hypothekargläubigerin war, gekauft; 1836 wurde beschlossen, das Bürgerspital
auf dieses große und erweiterungsfähige Areal zu verlegen. Und wie die
Mustermesse ihren Standort dem einstigen Badischen Bahnhof verdankt, geht der
vieldiskutierte und oft auch kritisierte zentrale Standort des heutigen Basler
Kantonsspitals auf die Vorliebe der badischen Markgrafen für großzügige Bauten
und weiträumige Gartenanlagen zurück. Die letzten Reste der markgräflichen
Gemäldesammlung, die in Basel geblieben waren, wurden als „schlechte Waar"
1808 versteigert, darunter immerhin der Heilspiegelaltar von Konrad Witz!

Für die badischen Fürsten trat Basel nun mehr und mehr in den Hintergrund,
nicht aber für die Markgräfler, und besonders die Wiesentäler. Für sie war Basel

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