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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 11
(PDF, 39 MB)
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und Bodenverhältnissen wirklich sauer gewesen sein müssen, kann nur im Hinblick
auf die Geschmacksrichtung dieser Jahrhunderte gesehen werden. Saure
Weine wurden gewürzt und mit Honig gesüßt, denn die guten eingeführten Weine
aus dem Süden waren als Volksgetränk zu teuer.

Wein war auch im Markgräflerland die beste Einnahmequelle für Zins- und
Zehntherren und aus diesem Grunde wurde seinem Anbau größte Beachtung nach
Güte und Menge geschenkt, doch wurden dem Rebbauern nicht gleichzeitig die
erforderlichen Hilfen und Ratschläge für bessere Kulturen geboten. So blieb die
Entwicklung des markgräfler Weinbaus trotz einiger landwirtschaftlicher Fortschritte
im Grunde auf dem gleichen Stand wie zur Zeit Karls d. Gr. 20). Der Elb-
ling war im Markgräflerland der weiße Mengenwein von geringer Güte, daneben
mußte aber laut Zins- und Zehntabgaben auch Roter (blauer Spätburgunder) angebaut
werden

3. Der Rückgang des Weinbaus

3.1. Der Verfall des Weinbaus bis zum 19. Jahrhundert

Der Rückgang der Rebfläche seit Beginn des 17. Jahrhunderts ist zurückzuführen
auf die normale Belastungen des Weinhandels durch hohe Zölle und andere
Abgaben "). Die Landesherren sahen nämlich nicht nur in der Erzeugung von Wein
sondern auch in dessen Besteuerung ein lohnendes Geschäft. Außerdem stieg der
Bierkonsum auf Kosten des Weinverbrauchs, denn während in der ersten Hälfte
des 16. Jahrhunderts der Bierpreis noch über dem Weinpreis lag, änderte sich dies
in der zweiten Hälfte 2;J). Eine weitere Konkurrenz erwuchs dem Wein im Obstmost
Südwestdeutschlands und im Branntwein. Mitte des 17. Jahrhunderts kamen noch
bis dahin unbekannte Getränke hinzu, wie Kaffee, Tee und Kakao, und taten das
Übrige zum Rückgang des Weinverbrauchs und der Rebfläche bei.

Daß dieser Rückgang jedoch so rapide einsetzte, war trotz der oben angeführten
Gründe natürlich eine Folge des 30jährigen Krieges. Die damit verbundene Dezimierung
und Verarmung der Bevölkerung entzog dem Weinbau sowohl Arbeitskräfte
als auch Konsumenten. Kriegssteuern und die Zinsen und Zehnten führten
zu einem Quantitätsweinbau, der den deutschen Wein in Verruf brachte und den
Weinexport zur Bedeutungslosigkeit absinken ließ. Audi die Auflösung zahlreicher
Klöster im Verlauf der Reformation trug zur Verminderung der Rebfläche bei, vor
allem in der Pfalz und Württemberg.

Die westdeutschen Gebiete, die sich noch am ehesten hätten erholen können, wurden
aber Ende des 17. Jahrhunderts in den Raubkriegen Ludwigs XIV. erneut und
systematisch von seinem Feldherrn Melac verwüstet (Zeugnis davon geben heute
noch das Heidelberger Schloß und die zahlreichen Burgruinen in der Pfalz und in
Rheinhessen ab).

Es war letztenendes der mehr oder weniger andauernde Kriegszustand der viel
zum Rückgang der Rebflächen beitrug. Die veränderte Absatzlage verringerte die
Rentabilität des Weinbaus und vor allem an der Peripherie der deutschen Weinbaugebiete
, Nord-, Ost- und Mitteldeutschland, sowie in Alt-Bayern wurde der
Weinbau ganz aufgegeben bzw. auf einen Bruchteil seines früheren Umfangs eingeschränkt
.

Im 30jährigen Krieg begann auch im Markgräflerland ein Niedergang ohnegleichen
, besonders schwerwiegend war hier der Einfall der Schweden (1633/34)
und der Franzosen (1638). Die Bewohner flüchteten in den Schutz der Wälder und
der Stadt Basel. Mit den wenigen Überlebenden, die zurückkehrten und die verödeten
Fluren wieder rekultivierten, kamen aus den überbevölkerten Gebieten der
Schweiz Jungbauern die mithalfen und dabei ansässig wurden. Nach kurzer Aufbauarbeit
kam mit den Kriegen Ludwigs XIV. zwischen 1672 und 1714 auch in

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