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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 12
(PDF, 39 MB)
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dieser Gegend eine Zeit mit hohen Verlusten an Mensch und Flur. Die Franzosen
setzten von der Rheinfestung Hüningen nach Deutschland über und schlugen ihre
Heerlager im Markgräflerland auf. Um diese Jahrhundertwende wurden aber
nach langer Zeit erstmals wieder die Flure geschätzt. Die Ergebnisse dienten den
Behörden als Unterlage zur Besteuerung und geben aber auch wertvolle Hinweise
über das Agrarverhalten jener Zeit. Es stellt sich heraus, daß die P.ebfläche im
Markgräflerland noch einen Anteil von 16 Prozent der gesamten bewirtschafteten
Gemeindefläche hatte 24). Seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts ging die Weinbaufläche
im Markgräflerland so gut wie ständig zurück. Zunächst ging der Anbau
von Reben in den flachen Lagen zurück, weil es hier am leichtesten war, Rebgelände
in Ackerland umzuwandeln und dies wurde in großem Umfang bis zum
18. Jahrhundert durchgeführt s). Eine grundlegende Wende und ein Neubeginn
setzte mit der Herrschaft des Markgrafen Karl Friedrich 1746—1811 ein. Er baute
auf ein neues Wirtschaftsdenken und sein Hauptaugenmerk galt der Landwirtschaft
, als der Grundlage eines gesunden Staatswesens. Im Unterschied zum damals
herrschenden Mcrkantilsystem förderte er eine natürliche Ordnung. In Karlsruhe
wurde eine landwirtschaftliche Gesellschaft gegründet, die sich mit allen Erwerbszweigen
erneuernd zu beschäftigen hatte. Ab 1760 durften Äcker und Matten
nicht mehr weiter als bis zu einem Viertel (9 ar) geteilt werden ä6). Daneben führten
die vielseitigen Reformbestrebungen zu Ertrags- und Güteverbesserungen im
Acker-, Wiesen- und Weinbau.

Von einer Reise nach Burgund und an den Genfer-See brachte er die Gutedel-
Rebe mit, welche im Markgräflerland mit ähnlichen Klima- und Bodenverhältnissen
mehr oder weniger zum Anbau befohlen wurde. Die Gutedel-Rebe liefert bis
heute den Standardwein dieser Gegend. Karl Friedrich lernte anläßlich dieser Reise
in den hochentwickelten Weinbaugebieten auch den fortschrittlichen Anbau kennen
und verordnete die geordnete Zeilenführung und das Entfernen der Obstbäume
aus den Rebflächen und den reinen Satz "). Die Bestrebungen des Markgrafen liefen
schon damals in die Richtung des Qualitätsweinbaus. Im Zuge dieser Reformierung
kam es auch zu einer Auslese der klimatisch günstigen Landschaften. Die Weinqualitäten
und ihre Lagen wurden vor 200 Jahren statistisch erfaßt und in vier
Klassen geordnet, danach wurde der Boden wert der Lage veranlagt 28). Dies hatte
im Markgräflerland zur Folge, daß der Weinbau in klimatisch ungünstigen Stellen
aufgegeben wurde, was letztlich zu einer Qualitätsverbesserung in diesem Anbaugebiet
führte. Alle diese Maßnahmen führten im Markgräflerland im 18. Jahrhundert
zu einer Konsolidierung im Weinbau und vor allem dazu, daß der „Mark-
gräfler" früher als die Weine anderer deutscher Weinbaugebiete einen Ruf besaß
und auf den Weinmärkten den durchschnittlich höchsten Preis erzielte 29). Diese
Entwicklung hebt sich von der allgemeinen Entwicklung des deutschen Weinbaus
positiv ab.

3.2. Der Weinbau vom 19. Jahrhundert bis zum zweiten Weltkrieg

Die Erneuerung des deutschen Weinbaus nahm in Baden und in abgabefreien,
unabhängigen Großbetrieben ihren Anfang. Hier sind an erster Stelle die im vorigen
Kapitel beschriebenen Maßnahmen des Markgrafen Karl Friedrich von Baden
zu nennen, sowie die Arbeit der Rheingauklöster Eberbach und Johannisberg.
Von hier aus ging die Umstellung auf Qualitätswein, auf den „reinen Satz", aus.
Weitere Neuerungen waren, eine zeitgerechte Lese, die Auswahl der Rebsorten bei
Neuanlagen sowie eine verbesserte Kellerwirtschaft. So gesehen war die erste
Hälfte des 19. Jahrhunderts trotz weiterer Verluste an Rebflächen eine Zeit des
Wiederaufbaues. In wenigen Kerngebieten des deutschen Weinbaus wirkte sich dies
sogar in einer Erweiterung der Rebflächen aus. Die Politik des deutschen Zollvereins
kam mit seinen Handelserleichterungen nicht allen Weinbaugebieten zugute,

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