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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 59
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5.3.2. Die landwirtschaftliche Nutzfläche der Betriebe

Das organisatorische Gefüge der Weinbaubetriebe wird sowohl durch den Umfang
der Rebflächen, als auch durch das Verhältnis von Rebfläche zur landwirtschaftlichen
Nutzfläche bestimmt.

Der Umfang der Rebflächen entscheidet vor allem darüber, inwieweit der Weinbau
als Erwerbsgrundlage für den Betrieb ausreicht.

Legt man die landwirtschaftliche Nutzfläche für die Gliederung der Erwerbsweinbaubetriebe
nach Größenklassen zugrunde (siehe Abb. 46), so ergibt sich, daß
heute allein 62 884 (61 •/•) aller Erwerbsweinbaubetriebe weniger als 2 ha landwirtschaftliche
Nutzfläche bewirtschaften. Weitere 2C °A> der Betriebe bearbeiten
2 — 10 ha landwirtschaftliche Nutzfläche und nur knapp 10 0 o der Weinbaubetriebe
gehören zur Gruppe der mittel- bis großbäuerlichen Betriebe, die im Laufe der
letzten Jahre zahlenmäßig zunahmen, weil sie den herrschenden Wirtschaftsbedingungen
am besten entsprachen. Aus der Tatsache, daß die Masse der Weinbaubetriebe
zu den Kleinbetrieben gehört, die zahlenmäßig im letzten Jahrzehnt in der
übrigen Landwirtschaft stark zurückging, kann man folgern, daß der Weinbau
kleineren Betrieben eine bemerkenswerte wirtschaftliche Stabilität verleiht, weil
die Erlöse aus der Rebfläche im Schnitt 5 — 6 mal größer sind als bei üblicher
landwirtschaftlicher Nutzung, sofern diese aufgrund der Böden und Hangneigungen
überhaupt möglich wäre. Zunächst überrascht die Zunahme der Größenklasse
unter 2 ha. Doch ist hier keine Unterscheidung getroffen in Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe
. Im Vorgriff auf das nächste Kapitel kann jedoch zur Erklärung
dieser Entwicklung angeführt werden, daß bei Abnahme der Größenklasse von
2 — 10 ha und mehr eine Konzentration in Bezug auf das Rebland stattgefunden
hat und der Stand 1972/73 weitgehend übereinstimmt mit der Zahl der Haupterwerbsbetriebe
. Viele Weinbaubetriebe haben in der Zeit von 1949 — 1972/73 die
Landwirtschaft entweder aufgegeben oder sich vergrößert, im Falle der Betriebsaufgabe
das Rebstück aber weiter bewirtschaftet. Daraus kann geschlossen werden,
daß es sich bei den restlichen 60 °/o in der Größenklasse unter 2 ha ausschließlich
um Zu- und Nebenerwerbsbetriebe handelt, für die der Weinbau eine lohnende zusätzliche
Einnahmequelle darstellt. In der Mehrzahl ist auch heute noch der Weinbau
nur einer neben anderen Betriebszweigen. Hierin ist nach Scheuten auch kein
Nachteil zu sehen. Es ist dem Weinbauern z. B. dadurch möglich, sofern er Vieh-
wirtschaft betreibt, den hohen Düngerbedarf für die Reben zum Teil aus dem eigenen
Betrieb zu decken, was auch heute noch in großem Maße geschieht 1I8). Viel
wichtiger ist aber mit den übrigen Betriebszweigen, etwa Obstanbau, in arbeitswirtschaftlicher
Hinsicht einen Ausgleich für Saisonspitzen zu schaffen. In Deutschland
ist eine differenzierte Betriebsstruktur von Anbaugebiet zu Anbaugebiet festzustellen
. So wird zum Beispiel in Rheinland-Pfalz in den Weinbaubetrieben 46 °A»
der Fläche mindestens zur Hälfte weinbaulich genutzt oder gar im Rheingau, wo
auf 71 0 o der landwirtschaftlichen Nutzfläche zur Hälfte Erwerbsweinbau betrieben
wird 119). Im Bundesdurchschnitt zeigen sich diese Extrema nicht so deutlich.
Die grundlegend andere Betriebsstruktur wird aber sichtbar, wenn man das Verhältnis
von landwirtschaftlicher Nutzfläche und Rebfläche bei Weinbaubetrieben
insgesamt graphisch darstellt (siehe Abb. 48). Hier wird deutlich, daß im Bereich
Markgräflerland die Verhältnisse etwas anders liegen. Das Verhältnis von landwirtschaftlicher
Nutzfläche zu Rebfläche von 8:1 ist darauf zurückzuführen, daß in
diesem Bereich weit mehr Quantitätsböden vorhanden sind, also z. B. im Rheingau
oder an den Hängen von Mosel, Rhein und Ahr, so daß hier durch einen physischgeographischen
Faktor die weinbautreibende Landwirtschaft dieses Bereichs mehr
die Möglichkeit hat auch andere lukrative Sonderkulturen zu betreiben.

Die strukturelle Entwicklung des Weinbaus in diesem Gebiet weist die gleiche
Tendenz auf, doch ist die Intensität verschieden. Die Unterschiede des aktuellen

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