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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 68
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über früheren Verhältnissen liegen leider nicht vor. Doch eine Untersuchung de:
Weinhandelsverbandes von 1961 zeigte, daß von den rund 2400 Mitgliedsunter
nehmen nur 1200 Firmen über eine eigene Kellerwirtschaft verfügen 132), so daf:
nur rund 50 0 o als ausbauende Weinhandelsfirmen bezeichnet werden können und
die Daten der Weinbauerhebung bezweifelt werden dürfen. Nur noch 5 °/o dei
Weine der kollektierenden Weinhändler stammen aus Eigenerzeugung 133). Lediglich
in den Anbaugebieten Rheingau und Mittelrhein sind diese Anteile höher. In
dieser Gegend haben sich die Weinhandlungen vielfach aus Weingütern entwickelt.
Hervorzuheben sind hier vor allem die Sektkellereien dieser Anbaugebiete. In diesen
gebietsmäßigen Unterschieden deuten sich auch hier die unterschiedlich starken
Marktstellungen der Winzergenossenschaften in den deutschen Weinbaugebie
ten an.

Wichtigster Beschaffungsweg des kollektierenden Weinhandels und bedeutsam
für die deutschen Weinbauern ist der Weinankauf vom Winzer. Im Bundesdurchschnitt
kaufen die Weinhandelsunternehmen zl* ihrer Vermarktungsmenge direkt
vom Winzer "**). Der Weinhandel setzte 1965 23% seiner Ware von insgesamt
1 118 000 hl Wein an die Gastronomie ab und ist für sie der wichtigste Geschäftspartner
. 76 •/« der Gastronomen beziehen den Wein durch den Weinhandel.
Doch geben die Zahlen keine Auskunft darüber, ob es sich um einen Wein deutscher
Herkunft handelt. Wenn man davon ausgeht, daß der Importanteil beim kollektierenden
Weinhandel 5° o beträgt und bei distributiven 10 "o, so kann man schätzen
, daß 1965 rund eine Million hl deutscher Wein vom Weinhandel ausgebaut, angekauft
und verteilt wurde. Diese Tatsache demonstriert die große Bedeutung des
Weinhandels für den deutschen Weinbau.

Bevor die Winzergenossenschaften ihre heutige Stellung inne hatten, waren es
im Markgräflerland Weingüter und Weinhändler, die den „Markgräfler" vermarkteten
. Die Winzer verkauften den größten Teil ihrer Ernte als Maische oder Most
an die Weinhändler. Doch bestanden keine festen Preisrichtlinien, und die Weinbauern
hatten auch keine Möglichkeit zur Preismitbestimmung. Das war ein weiterer
Grund, der die Winzer zu Schutzmaßnahmen zwang und letztlich dazu führte
, daß es im Markgräflerland heute so gut wie keinen ausbauenden Weinhandel
mehr gibt. Zur Zeit sind lediglich noch zehn Weinhandelsbetriebe zu verzeichnen,
die sämtlich auch im Besitz von Rebland sind. Der größte Teil der selbstmarktenden
Betriebe befindet sich im mittleren Markgräflerland, im ehemaligen Landkreis
Müllheim. Genaues Zahlenmaterial über die Anzahl der Weingüter und Weinhandelsunternehmen
in früheren Zeiten war nicht zu bekommen, doch wird der Rückgang
dieser Betriebsarten als beträchtlich bezeichnet, von Fritz Schlumberger aus
Laufen, Vizepräsident der Badischen Selbstvermarkter, aber als Gesundschrumpfung
gesehen 136). Er nennt noch 134 Betriebe im Markgräflerland, was jedoch vom
Bezirksvorsitzenden des Badischen Weinbauverbandes als viel zu hoch bezeichnet
wird 13T). Er bezifferte die Anzahl der selbstvermarktenden Betriebe im Markgräflerland
auf höchstens 50, Weinhandelsbetriebe inbegriffen.

5.5.2. Die Winzergenossenschaften

a) Entstehung und Entstehungsgründe

Zur Darstellung der soziologischen und strukturellen Gründe zur Bildung der
Genossenschaften soll hier zunächst kurz die ökonomische und soziale Situation
der Bauern und hier vor allem der Weinbauern zur Zeit der Bauernbefreiung beschrieben
werden.

Bis zu den Stein- und Hardenbergschen Reformen 1807 1811 befanden sich in
weiten Teilen Deutschlands die Bauern in wirtschaftlicher Abhängigkeit von ihren
geistlichen und weltlichen Feudalherren, die sich in Frondiensten, Pacht- und Zins-

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