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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 89
(PDF, 39 MB)
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wurden. Die Herbstzeit oder die Weinlese, wie wir sie nennen, ist im Winzerjahr
der wichtigste Abschnitt. Während in früheren Jahrzehnten der Herbsttermin
im wesentlichen bereits Wochen vorher feststand und der Reifezustand nicht die
entscheidende Rolle spielte, so ist der Winzer heute bestrebt, die optimale Reife
abzuwarten. Und gerade hier beginnt der Unterschied zur früheren Weinbereitung
mit allen Folgerungen, der hier einmal im einzelnen näher darzustellen und
allgemein verständlich zu machen ist. Dazu ist es unerläßlich, daß wir hier auf
anderen Gebieten der Natur zum Zwecke des Vergleichs ausweichen. Wenn wir
einige Jahrzehnte zurückblicken, so finden wir im Markgräflerland nur die
Traubensorten Elbling und Gutedel, daneben die Spätburgundertraube für die
Rotweinbereitung. Heute kennen wir neben dem Gutedel und Spätburgunder im
Markgräflerland weitere wertvolle Sorten, wie Müller-Thurgau, Ruländer, Nob-
ling, Riesling, Kerner, Muskateller, We/ßburgunder und Gewürztraminer und
einige Nachzüchtungen, die noch auf ihren qualitativen Wert und die Marktgängigkeit
zu überprüfen sind. Wie wir heute wissen, ist die Sorte Elbling nicht
mehr im Anbau und eine Wiederanpflanzung wegen dem großen Mengenertrag,
kleinem Mostgewicht und übermäßiger Säure verboten. Der Gutedel als Dominante
des Markgräflerlandes — was auch bleiben sollte — ist gerade für den
Weintrinker die richtige Sorte, welche neutral und bekömmlich sich für jede
Gelegenheit eignet und besonders den „Markgräfler" ausmacht. Noch vor wenigen
Jahren war der Gutedel kaum über die Grenzen seines Produktionsgebietes
bekannt und somit außerhalb Badens kaum zu vermarkten. Mit dem intensiv
betriebenen Weinbau, der aufwärtsstrebenden Kostenentwicklung, dem Lebensstandard
der Winzer und den sich neu bildenden Vermarktungsstrukturen kam
auch die Notwendigkeit der Anpassung der erzeugten Qualitäten an den Markt.
Es soll hier keine negative Aussage über die Winzer und Kellermeister der
Vergangenheit gemacht werden, sondern die Ursachen und Zusammenhänge der
enormen Entwicklung auf diesem Gebiet aufgezeigt werden, die gleichzeitig zum
besseren Verständnis führen kann. Mit dem auf höhere Qualität gezielten
Hängenlassen der Trauben bis oft in den November hinein verbindet sich eine
Entwicklung, die wir unter dem Begriff Reife kennen. Die hier mögliche Steigerung
hängt natürlich ab von den jahrgangsbedingten Voraussetzungen, verbunden
mit den richtig getroffenen weinbaulichen Maßnahmen. Die Lage und
der Boden hat hier eine nicht zu unterschätzende Bedeutung, wenn auch aufgrund
des unterschiedlichen Vegetationsablaufs durch Einwirkung von Kälte, Wärme,
Nässe und Trockenheit die Bodenstruktur mit guter oder schlechter Versorgung
mit Humus, Bakterien und den zur Ertragssicherung notwendigen Mineraldünger
einen wesentlichen Ausschlag geben. Zum Zeitpunkt der Traubenlese kennen wir
vorrangig die wichtigsten Steigerungen: Reife, verbunden mit gesundem Lesegut
und durchschnittlichen Öchslegraden, als zweite Stufe die Vollreife mit hohen
öchslegraden und sehr dünner Traubenhaut, als dritte und wichtigste Stufe die
Edelreife mit bereits vom Botrytispilz befallenen Beeren, die eine Verdunstung des
Wassers begünstigt und zu höchsten Qualitäten führt. Daneben kennen wir die
ungewollte Fäule unreifer bzw. reifer Trauben mit ihren teils negativen Folgen
auf die spätere Qualität. Die hier aufgeführten, wichtigsten unterschiedlichen
Ausgangsstufen der Qualität bringen wieder sortenspezifisch gesehen für den
Kellerwirt andere Ergebnisse mit sich. Hier muß mit Kenntnis, Überlegung und
Sorgfalt jede Sorte nach Qualitätsstufe und Beschaffenheit gesondert gesehen
und entsprechend behandelt werden. Würde der Kellermeister das ihm anvertraute
Traubengut, wie vielfach gefordert, sich selbst überlassen, so würde hier
in den seltensten Fällen reintönige, saubere, bekömmliche und vom Markt geforderte
Weine sich entwickeln. Wir müssen hier den großen Unterschied zu den
in früheren Jahrzehnten geernteten Sorten und Qualitäten mit wesentlich weniger
öchsle und der überschüssigen Säure aufzeigen. Hierbei sind auch die Zusammen-

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