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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 118
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-01-02/0124
Im Jahre 1778 führte man eine Schatzungsrenovation durch, bei der auf der
Gemarkung Grenzach rund 140 Jucharten Reben, also etwa 50 ha, festgestellt
wurden. Damit hatte sich im Laufe des 18. Jahrhunderts die Rebfläche fast
verdoppelt, denn 1699 wurden ja nur 26 ha aufgeführt. Im Zuge dieser Erweiterung
wurden vielleicht auch erstmals unten bei den Rheinhäusern Reben
angepflanzt, auf die ein urkundlicher Beleg von 1734 wie folgt hinweist: „reben
. . . Hinden Bey Bärtlichcker wog Im Äeter" (20).

In der erwähnten Schatzungsrenovation von 1778 teilte man die Reben in
sechs Preisklassen ein, wobei erwähnt wird, daß der Grenzacher Wein zu den
„vorzüglichsten in der röttlischen Gegend" zu rechnen sei (21).

Die Preisfestsetzung für den Markgräfler Wein erfolgte zwischen 1451 und
1804 durch die Basler Zunft der Rebleute zusammen mit einigen Beauftragten
der Markgräfler Rebbauern, und schon damals kannte man die Wertung der
Ortslagen nach Klassen. Im Jahre 1798 gehörten zur 1. Klasse Grenzach, Tüllingen
, Weil, Otlingen, Haltingen, Efringen, Blansingen, Kleinkems und Auggen,
wobei 20 Gulden für den Saum festgesetzt wurden. Im Jahre 1802 zählten dann
nur noch Weil, Grenzach und Otlingen zur 1. Klasse, und für einen Saum dieses
Weines mußte man 27V2 Gulden bezahlen (22).

Der junge österreichische Graf Niklas Galler, der im Jahre 1785 das badische
Oberland bereiste, schreibt in seinem Bericht, daß „hier fast durchgehends besserer
Wein als in den Unterlanden und an einigen Orten z. B. Weil, Efringen, Haltingen
, Grenzach, Tüllingen etc. ein vorzüglich guter Wein gezogen wird, der
unter dem Namen Markgräfler-Oberländer eben so beliebt als bekannt ist und
häufig in die Schweiz und Oberschwaben verführet und teuer bezahlt wird. Er
ist nicht so stark als der Rheinwein, aber angenehm, haltbar und in Absicht
auf die Gesundheit einer der vorzüglichsten . . . Der Grenzacher rote Wein
passiert häufig für Burgunder" (23).

Auch Johann Peter Hebel schätzte den „Grenzacher" sehr, denn in seiner
Erzählung „Lange Kriegsfuhr" lobte er ihn als einen der besten Weine. Einen
weiteren bekannten Verehrer fand dieser dann in Josef Victor von Scheffel, der
ihn im „Trompeter von Säckingen" wie folgt pries:

's ist ein alter

Auserlesner Wein von Grenzach.
Glänzend blinkt er im Pokale,
Schwer, gediegen, lauterm Gold gleich,
Und er haucht ein Düftlein, feiner
Als die feinste Blum' im Treibhaus.
Angestoßen, Herr Trompeter!

Auch der „badische Hauptbummler" Jacob Burckhardt war ein großer Liebhaber
des Grenzacher Weins. Seine erste Bekanntschaft mit den Reben am Horn
machte der damals Sechsundzwanzigjährige im Jahre 1844, worüber er in einem
Brief wie folgt berichtet: „Gestern Abend spazierte ich mutterseelenallein nach
Deutschland, d. h. nach der badischen Grenze, wo nahe über dem Zollhaus
einer der letzten Ausläufer des Schwarzwaldes in Gestalt einer Felswand gegen
den Rhein abstürzt. Unten ringsherum auf tausendjährigem Felsschutt wuchern
und wachsen die schönsten Reben, von steilen Pfaden durchkreuzt. Ach wie lieby
reich streckten sie ihre Ranken nach mir aus. Ich war drauf und dran, Versehe
zu machen (24). Fünf Jahre später hat Burckhardt dann in dem Gedichtzyklus
..Aussichten aus einem Fenster" die Reben am Horn humorvoll besungen:

Überm Rheine, bei den Reben
Regt sich's in der Mittagsstille
Aufwärts durch die steile Halde —
Kinder eine ganze Fülle.

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