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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 160
(PDF, 39 MB)
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also nicht feilschte, mußte zuviel bezahlen. Ein Geschäftsgebaren, das mir
durchaus nicht paßte, da wir in der Lehrstelle in Kandern feste Preise hatten.
Deshalb suchte ich mir eine andere Stelle."

So weit er selbst. Nach 8 Monaten Tätigkeit im Zollausschlußgebiet in Jestet-
ten kam er als Commis zu einem Kaufmann Flad in Lörrach mit 200 Gulden
Jahresgehalt. Darüber berichtet er:

„In Lörrach kam ich vom Regen in die Traufe. Abends 8 Uhr wurde das
Geschäft geschlossen. Dann mußte ich ausgehen und um 10 Uhr der Frau
am Laden klopfen. Dann gab sie mir den Hausschlüssel zum Laden heraus.
Dann mußte ich aber zu Bett gehen. Der Grund war der, weil die Dienstmädchen
durch mein Zimmer mußten, das eigentlich nur ein Gang war. Die
Kost war gut, aber wenig, die Frau gab jedem das Fleisch heraus. Oft kam
so wenig auf den Tisch, daß das ganze Essen für mich allein langte. Ich ging
abends deshalb oft in ein Bierhaus, wo ich für 4 Kreuzer das größte Stück
Brot und das schönste Stück Limburger Käse erhielt und dazu V4 Liter
Bier trank. — Im Februar 1866 bekam ich Halsweh, welches auch noch auf
den Jahrmarkt fiel. Der Arzt aus der Nachbarschaft brannte mir den Hals
mit Höllenstein aus und gab mir ein Abführmittel. Was ich da mitmachte,
ist gar nicht zu sagen. Ich sollte den Leuten freundlich tun und bedienen
und konnte den Kopf nicht aufrecht halten. Es war dies offenbar eine bestellte
Sache von F., denn als er mir den Monatslohn zahlte, sagte er mir,
der Arzt sage, daß sich das Halsweh wiederhole, die Wiesentäler Luft sei
zu rauh für mich, ich solle eine andere Stelle in milderem Klima suchen.
In Wirklichkeit hatte der Schuft bereits vor mir einen Commis eingestellt,
der aber erst nach einem Vierteljahr eintreten konnte. So war ich als
Lückenbüßer auf die Straße gestellt und schämte mich vor der ganzen Welt."

Die neue Stelle fand er in Müllheim. Hier trat er am 10. April 1866 bei den
Brüdern Eduard und August Thommen als Commis ein. Für den Anfang erhielt
er 150 Gulden Jahresgehalt. Die Thommens führten Kolonialwaren, Farben,
Porzellan, Klein- und Grobeisen, Mehl, Petroleum und Tafelglas. Daneben bestand
ein bescheidenes Weingeschäft, für das er im Spätjahr 1866 zum ersten
Mal auf Verkaufsreise geschickt wurde. Von da an war er, weil erfolgreich, überwiegend
und später ausschließlich mit dem Weingeschäft befaßt. Seine Verkaufsreisen
dehnten sich über das Wiesental und das Hochrheingebiet hinaus meist mit
der Postkutsche nach und nach immer weiter aus. Es war die Zeit, in der die
alten Weine die beliebtesten waren, in der noch 1802er, 1811er und 1834er
Reggenhager als Spitzen in den Kellern lagerten. Es war die Zeit, als die Wälder
auf ihren Saumrossen Getreide vom Müllheimer Markt durch das alte Klemm
über die Sirnitz nach dem Wiesental brachten. — 1869 erhielt er für seine
erfolgreichen Reisen ein Pferd und eine Chaise. Darüber nun mehr mit seinen
eigenen Worten:

„Es war ein nettes Gespann. Ein Pferdchen so fein wie ein zweijähriges
Füllen und ein ebenso dazu passendes Chais'chen! Alles beneidete mich
wegen meines schönen Fuhrwerks. Das Pferd war kugelrund, fett und fromm.
Ich hielt dasselbe auch gut, morgens aus dem Bett, in den Stall, um zu
sehen, ob der Gaul gut besorgt ist.

Thommen fuhr immer bis Auggen mit. Dort wurde im „Prinzen" ein Abschiedsschoppen
getrunken. Dann ging es los über Schliengen, Kandern,
Hauingen ins Wiesental und ins Rheintal. Ich hatte Kunden, die 10, 20
oder 30 Ohm auf einmal bestellten. Der Bächle vom Rebstock in Laufenburg
alle 14 Tage 2 Ohm. Wir wurden so gute Freunde, daß er mich
einlud, auf die Brautreise zu gehen, um eine Frau für ihn zu finden, die
er dann später ohne mich in Säckingen gefunden hat . . .

Im Jahr 1870 war der Sommer heiß, der Wein gut, aber wenig. Im Juli

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