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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 169
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-01-02/0175
Nun weiß man zwar, daß eine botanische Entsprechung unseres Gutedels in
einer ägyptischen Oase gefunden wurde, man weiß aber nicht, auf welchen
Wegen diese Art dorthin und nach Europa gefunden hat, ob sie durch nahöstliche,
ägyptische oder andere Söldner direkt oder über lange Umwegstationen zu uns
gekommen ist. Man möchte nach dem Vorausgesagten annehmen, daß das letztere
der Fall war. Die letzte seiner Veredelungsstationen hat unser Gutedel, der
Vivicer, danach am Genfersee gehabt, es scheint aber, daß die eben besprochenen
schweizerischen Rebsorten ihrerseits vom Rhein, aus dem Elsaß dorthin kamen:
Die Elben oder Elbling, Rieslinge, Rhin und Petit Rhin, der Tribiano, der schon
vom Wort her nach alemannischer Herkunft klingt, und der Päien. Dieser letzte
Name deutet auf ein sehr hohes Alter, vielleicht auch auf die Herkunft aus
einer Gegend, die noch mit dem Heidentum identiziert wird, also auch aus
dem Norden gekommen sein könnte, wobei uns allerdings jeder zeitliche Anhaltspunkt
fehlt.

Diese vergleichenden Feststellungen sind für die Beantwortung unserer Fragen
schon von einigem Interesse, wenngleich sie wohl nur wenige Jahrhunderte in die
Vergangenheit zurückführen. Die Wanderungen über verhältnismäßig kurze Entfernungen
bestätigen das, was von Anton Hauch oben zitiert worden ist. (Vgl.
bei Anm. 5).

Der mehrfach schon zitierte Elsässer Dreyer ist in der Lage, für einige Rebsorten
im Elsaß genaue Daten ihrer ersten Erwähnung zu nennen. Es sind der
Riesling 1477, der Muskat 1523, der Traminer 1551, danach die weißen, roten
oder grauen Pinots burgundischer Herkunft, meist Klevner genannt, schließlich
um 1700 der Tokay d'Alsace. Erst am Ende des 18. Jh. erscheinen die Namen
der Silvaner im Unterelsaß und der Chasselas (oder Gutedel) im Oberelsaß.

Diese letzte Datierung läßt uns stocken nach dem, was oben von Kohler 1869
über Namen und Herkunft der Reben in den Anbaugebieten der Schweiz gesagt
war. Er, Kohler, berichtet etwa 3 Generationen nach dem „Ende des 18. Jh."
über Rebsorten, die als Gutedel, Fendant, Chasselas und als Elsasser und rauher
weißer Elsasser nach ihrer Herkunft bezeichnet wurden. Und um 1780 herum
wurde der Viviser, der Markgräfler Gutedel, vom Genfer See bei uns eingeführt.
Beides wäre zeitlich und von der Namengebung her nicht möglich, wenn diese
Sorten nicht lange vorher schon im Elsaß kultiviert worden wären. Offenbar
fehlt es einfach an früheren Belegen, und spätere Auffrischungen alter Bestände
erscheinen am Ende des 18. Jh. als Neueinführung dieser Sorten.

Wir sollten deshalb noch etwas über die mengenmäßige Bedeutung des elsässi-
schen Weinbaus in den früheren Jahrhunderten sagen, womit auch deutlich wird,
daß einzelne Angaben aus einem Ort nicht für das Ganze genommen werden
können. Sie geben eher einen Anhaltspunkt für den spätesten Zeitpunkt des Anbaues
einer Sorte, als für den frühesten. Schon im 15. Jh. exportierte Colmar
im jährlichen Durchschnitt etwa 100 000 hl. Die Rechnungen des viel größeren
Straßburger Marktes sind 1870 bei der deutschen Beschießung vernichtet worden.
Für das gesamte Elsaß muß man jedenfalls ein Mehrfaches dieser Menge allein
für den Export annehmen, zumal auch Mülhausen und das Bistum Basel mit
seinen elsässischen Besitzungen dabei keine kleine Rolle gespielt haben dürften.

3. Uber die „vitis silvestris"

Bisher haben wir uns mit der Herkunft und Verbreitung der Edelrebe „vitis
vinifera" in Gallien und nördlich der Alpen befaßt und mit der Bedeutung des
Rebbaus am Oberrhein, insbesondere im wichtigsten Anbaugebiet, dem Elsaß.
Es gab aber in den Auwäldern des Oberrheingrabens auf beiden Seiten zahlreiche
Varianten der „vitis silvestris Gmelin" 10), „eine Liane des feuchten Auwaldes;
im Rheintal schlingt sie sich ... bis 20 m hoch in die Wipfel der Erlen, Eschen,

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