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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 170
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-01-02/0176
Ulmen und Hainbuchen hinauf" u). Diese Wildreben sind bei uns seit der Jungsteinzeit
nachgewiesen und bis in den Beginn des 20. Jh. einheimisch gewesen.
„Botanisch unterscheiden sich die sehr zahlreichen Formen der „vitis silvestris"
von der Kulturrebe „vitis vinifera" vor allem dadurch, daß sie bis auf sehr
seltene Ausnahmen zweihäusig ist; sie hat rein weibliche und rein männliche
Stöcke. Im Gegensatz dazu ist die Kulturrebe — wieder bis auf sehr seltene
Ausnahmen — einhäusig. Die Vielfalt zeigt sich auch in der Form und
Farbe der Trauben und Beeren. Sie werden beschrieben als bald klein, bald
größer, überwiegend blauviolett, selten gelb, von ungenießbar bis zu feinstem
Wohlgeschmack. Erst die zunehmende „Kultivierung" der Landschaft in der
Moderne und das Auftreten eines Rebschädlings, der phylloxera, bekannt als
Reblaus, hat ihre Bestände vernichtet.

Nach von Bassermann-Jordan 3) kam die Wilde Rebe in Deutschland nur im
Rheintal mit nördlicher Begrenzung etwa bei Groß-Gerau, also südlich von Mainz,
vor. Er hält es nicht für ausgeschlossen, „daß schon zu Caesars Zeiten auf jetzt
deutschem Boden Rebkultur begonnen wurde. . .", womit (1954) wohl hauptsächlich
die Moselgegend gemeint ist, weil er den Rheingau ausdrücklich ausschließt
. Mit Franz Muth12) verweist er auf die ältesten Zeugnisse aus dem
Tertiär, Uberreste der wilden Rebe (Blätter und Kerne). Vor allem finden sich
auch in den Ablagerungen der Pfahlbauten Massen von Traubenkernen. H.Diriet9)
nennt aus dem Gebiet der Schweiz solche Funde in Humusschichten der Höhlenbewohnerzeit
. J. Dreyer ist dazu ausführlicher: er berichtet von größeren Mengen
von Traubenkernen jeweils als gehäufte Reste ausgepreßter Früchte, Funde von
den Ufern des Zürichsees und des Hochrheins, deren Alter auf einige Jahrhunderte
vor Chr. anzusetzen ist. Das ist etwa die Zeit, von der an die Anwesenheit der
Kelten in unserem Gebiet angenommen werden muß. Diese Belege lassen daher
auch die Annahme einer frühen Kultur oder wenigstens Nutzung der Waldrebe
bei uns und zwar bis zum Zürichsee zu 4a). Dreyer bestätigt, daß auch die Bewohner
des Narbonnais und die Gallier die Waldrebe (lambrusque) gekannt
haben. Dabei ist anzunehmen, daß zwar die Beeren, frisch und wohl auch getrocknet
, der süße Saft und der vergorene Most als berauschendes Getränk genossen
wurden, daß aber die Haltbarmachung als Wein erst spät, vielleicht mit der
Kultur der Edelrebe, bekannt wurde.

4. Vom Sprachgebrauch und Wortschatz

Diese wilde Rebe ist namengebend für unser Grundwort „Rebe" in Weinwirtschaft
und Rebbau. Die Frage ist warum? und wie diese Entwicklung zu erklären
ist. Nach Kluge/Goetze 10) ist das Wort von einer indogermanischen Wurzel „rep"
für kriechen abzuleiten. Das althochdeutsche Wort „reba" hat die Grundbedeutung
„Rebe, Ranke, Schlingschößling" und kann sowohl männlich wie weiblich
sein. Der gleiche Wortstamm kommt vor in dänisch „revling", schwarze Rauschbeere
, und schwedisch „winref" Weinranke und „jordref" Gundelrebe, während
schwedisch „reva" lediglich „Ausläufer der Pflanzen" oder „Ranke" bedeutet.
Noch das Deutsche Wörterbuch von 1893 14) hat angenommen: „Das Wort (Rebe)
ist ein nur hochdeutsches", also oberdeutsch und von hier „ins niederdeutsche
eingedrungen". Zwar ist damit der Schwerpunkt der Verbreitung im Deutschen
angedeutet, aber die Verbreitung im Skandinavischen läßt diese Verengung
nicht zu. Das Wort kommt außerdem in mittelniederdeutsch als „wlnrawe"
und im alt-Westfälischen als „Hudrawe" (Hautrebe = Gundelrebe) vor. Ihre
Blätter wurden zur Wundheilung benützt. Auch das Deutsche Wörterbuch von
Trübner lä) führt fürs Althochdeutsche „vvildiu repa" für die heimische Wildrebe
an, wobei offenbar die ganze Pflanze gemeint ist, nicht nur ein Teil davon.

„Oberdeutsch und Fränkisch sind die beiden tragenden Schichten des Althoch-

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