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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 180
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-01-02/0186
Fortschritt und Tradition am Batzenberg

von Renate Liessem-Breinlinger
30 Jahre Rebumlegung 1949—1979

1979 ist ein Jubiläumsjahr am Batzenberg: Vor dreißig Jahren begann die
Flurbereinigung, durch die der bekannte Rebberg, der wie ein gewaltiger Brotlaib
in der Rheinebene liegt, sein jetziges Gesicht erhielt. Am 22. November 1949
wurde auf Gemarkung Schallstadt der erste Spatenstich getan. Der mutige Entschluß
der gesamten Winzerschaft hatte die Eröffnung des Verfahrens ermöglicht,
an dem sich in den folgenden Jahren auch die anderen Batzenberggemeinden
Scherzingen (1950) und Pfaffenweiler, Norsingen, Wolfenweiler und Kirchhofen
(zwischen 1953 und 1957) beteiligten.

Die Rebumlegung am Batzenberg hatte von Anfang an Vorbildcharakter:
zuerst in der Landwirtschaftspolitik des Landes Baden (französische Besatzungszone
, Südbaden), dann ab 1952 in der des Landes Baden-Württemberg. Sie zog
sogar bundesweite Aufmerksamkeit auf sich: 1954 besuchte Dr. Heinrich Lübke,
der spätere Bundespräsident, damals in der Eigenschaft als Landwirtschaftsminister
im Kabinett Adenauer, das Umlegungsgelände am Batzenberg. Finanzielle
Zuwendungen von Seiten des Bundes waren das Ergebnis des Besuches.

Die Subventionierung durch das Land Baden-Württemberg hatte schon 1953
eingesetzt. Sie war einer Besichtigungsfahrt durch den Landwirtschaftsausschuß
des Stuttgarter Landtages gefolgt. Die Vertreter aller Fraktionen hatten sie
befürwortet. Hermann Person und Anton Dichtel (CDU), Friedrich Vortisch und
Georg König (FDP) und Josef Matt (SPD) seien als persönlich besonders engagierte
„Zugpferde" genannt. Damals wurde erreicht, daß unter dem Stichwort
„Reblausbekämpfung" im Haushalt des Landes auf Dauer ein Titel zur Förderung
von Rebumlegungsverfahren ausgewiesen wurde.

Mit diesen Erfolgen gehörten die größten Schwierigkeiten des Projektes Umlegung
Batzenberg der Vergangenheit an. Sie überwunden und gemeistert zu
haben, war das große Verdienst der Männer der ersten Stunde von der Teilnehmergemeinschaft
Schallstadt mit ihren Sprechern Friedrich Konrad Stork und
Wilhelm Sulzberger, aber auch der Fachleute von der Verwaltung, die das Verfahren
leiteten, Oberregierungsvermessungsrat Karle vom Flurbereinigungsamt
Freiburg, Oberlandwirtschaftsrat Muser vom Staatlichen Weinbauinstiut Freiburg
und Weinbauoberinspektor Köbele, der zuständige staatliche Weinbauberater.

Im Vertrauen auf die finanzielle Unterstützung vom 50 DM pro Ar, die von
der Regierung Wohleb (Baden = Südbaden) zugesagt war, hatten die Schall-
stadter Winzer 1949 begonnen, ihre alten Rebstöcke am Batzenberg abzuräumen,
deren Pflege nicht mehr rentabel war: Reblausbefall, ein Übel, das um 1900
erstmals aufgetreten war, minderte den Ertrag; die Anbaufläche war als Ergebnis
der Realteilung stark parzelliert — es gab Grundstücke von ganzen einhundert
Quadratmetern; völlig unzulänglich war das Wegenetz.

Die Umlegung begann hoffnungsvoll: Wenige Tage nach Eröffnung des
Verfahrens kamen 26 000 DM von der badischen Regierung, das waren etwa zehn
Prozent der insgesamt für Schallstadt zugesagten Summe. Dann flössen die Zuschüsse
aber nur noch tropfenweise, bis sie schließlich ganz versiegten. Die
badische Regierung war am Ende ihrer Möglichkeiten. Die Schallstadter Winzer
gerieten in Bedrängnis. Mindestens die Hälfte der Lasten hatten sie ohnedies
selbst zu tragen, wovon sie allerdings das meiste durch Eigenarbeit ableisteten,
in der Form von „Hand- und Spanndiensten". Maschineneinsatz, wie wir ihn
heute bei Flurbereinigungsverfahren kennen, gab es damals noch nicht: Pferde-

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