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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 219
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-03-04/0013
Wandel im Dorf
Chancen und Aufgaben für die Zukunft

von H. R. Güdemann und Georg W. Lang
Zeichnungen: Ferdinand Bader

/. Die Wiederentdeckung des Dorfes

Ein tiefes Unbehagen befällt uns gegenwärtig bei der Betrachtung der Leistungen
der Wirtschaftswunder- und Industrieepoche.

Das Ergebnis dieser Leistungen dokumentiert sich am offensichtlichsten in der
gebauten Umwelt. Unsere Städte sind zu großflächigen, vielschichtigen Siedlungsgebilden
zusammengewachsen. Die Grundfunktionen jeder Besiedlung — Wohnen
— Arbeiten — Erholen — können in dem Durcheinander nur noch mit hoch komplizierten
und anfälligen Infrasturktureinrichtungen nebeneinander mühsam aufrecht
erhalten werden.

Von den alten in sich geschlossenen Stadtbildern ist nichts mehr übrig geblieben,
und es ist nicht gelungen, der neuen Stadt ein menschengerechtes Gefüge zu geben.

Der ländliche Raum muß deshalb als Erholungs- und Ausgleichspotential für die
Verdichtungs- und Ballungsräume wiederentdeckt werden. Die Landflucht, welche
mit dem Industriezeitalter zur Entleerung der ländlichen Räume führte, hat sich
umgekehrt in die Stadtflucht. Der Stadtbewohner sucht seinen Wohnstandort weit
draußen auf dem Land, und die Mobilität der Bevölkerung führt den Stadtbewohner
übers Wochenende oder im Urlaub auf der Suche nach Ruhe und Natur bis in
die hintersten Winkel bisher wenig berührter Landschaften und ihrer noch bäuerlichen
Siedlungen.

Die Wiederentdeckung des ländlichen Raumes erfolgt nicht nur durch den er-
holungssuchenden Stadtbewohner, sondern auch durch die Marktanalytiker, Immobilienhändler
und Baulöwen, die bereits begonnen haben, den ländlichen Raum zu
vermarkten.

Bekannte Beispiele der Land- und Landschaftszerstörung haben zu politischen
Zielsetzungen zur Erhaltung des ländlichen Raumes geführt, die in der Landesund
Regionalplanung verankert werden.

Von der Entwicklung in den Ballungsräumen überschattet, hat das Dorf tiefgehende
Veränderungen erfahren, die sich nur nicht so spektakulär und ohne die
großen öffentlichen Förderungen vollzogen, wie sie den Verdichtungsräumen zuteil
wurden.

Architekten und Stadtplaner haben begonnen, sich mit dem ländlichen Raum
und den ländlichen Siedlungen zu beschäftigen. Sie haben schnell erkannt, wie vorbildlich
das Dorf von seiner Größe und Struktur her als Siedlungseinheit sein kann.
Es repräsentiert in vollkommener Weise die einer kleinsten Grundeinheit des Lebensraumes
entsprechenden Gestaltwerte.

Auf der Suche der Städtebauer nach einer lebensfähigen Siedlungseinheit im allgemeinen
Siedlungsbrei hat die Entdeckung des Dorfes bereits Auswirkungen auf
die Gestaltung neuer Siedlungsstrukturen und auf die Umgestaltung bestehender
Wohnviertel und Stadtkerne bewirkt.

Bei der Dorfplanung selbst kann nur die Auseinandersetzung mit der ganzen
Dorfstruktur, mit den Bewohnern und ihren Lebensgrundlagen helfen, das Dorf in
den fortlaufenden Veränderungen zu verstehen, zu begreifen und für neue Funktionen
vorzubereiten und weiter zu entwickeln.

Das Dorf wird zum Orientierungswert für Architekten und Planer — für jeden,
der sich um das Wohnumfeld Gedanken macht.

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