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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 313
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-03-04/0109
Kreislauf einer Völkerwanderung

von Sepp Folberth

Die folgenden Ausführungen waren ursprünglich als Beitrag zu meiner Familiengeschichte
gedacht. Je mehr ich mich mit den mir unbekannten Fragen beschäftigte, wuchs
das Interesse am Thema. Ich habe aus den mir zugänglichen Literaturquellen und Gesprächen
alles mosaikartig zusammengetragen, was mir wichtig erschien. Diese Zeilen
erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie wollen Interessierten einen Einblick
in schwere Zeiten unserer Geschichte gewähren und Fragen dur Genealogie, der teilweisen
Abstammung und Familienzusammcngehörigkeit, uns Alten und der Jugend erleichtern.
Ich habe bewußt von einem wissenschaftlichen Bericht abgesehen und vielmehr einen
erzählenden Ton gesucht.

Völkerwanderungen hat es seit grauen Vorzeiten gegeben, und sie dauern auch
heute noch an. Früher waren es wohl meistens ungezielte und planlose Züge, die
im Mittelalter und der Neuzeit bewußter wurden.

Die Ursachen waren fast immer die gleichen und entsprangen Nöten, denen
sich Menschen durch Verlagern ihrer Wohnstätten zu entziehen versuchten, um
die Lebensmöglichkeiten zu verbessern.

Die Hauptgründe zur Auswanderung waren vielseitig. Zu ihnen gehörten
Kriege, Mißernten, Hungersnöte, Klimaverschlechterungen, Bedrohung des Lebens
aus politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kirchlichen Unterdrückungen, Drang
nach Freiheit, Leibeigenschaften und andere mehr.

Unter den zahlreichen Völkerwanderungen im mitteleuropäischen Raum zogen
Volksgruppen aus deutschen Landen in alle Welt, so auch nach Siebenbürgen.

Es sollen hier im wesentlichen Volksbewegungen besprochen werden, die uns
Heutigen und besonders der Jugend nicht mehr bekannt sind oder nicht als
solche erkannt werden. Es handelt sich um Ereignisse des 18. Jahrhunderts, um
Wanderungen aus dem „Badischen" nach „7-bürgen" und in der Jetztzeit in
die deutsche Heimat zurück. Die Folgen der vielen Nöte brachten veränderte
Lebensverhältnisse, die die Völker auf die Straßen zwangen.

In unserer Heimat Siebenbürgen waren die Lebensverhältnisse durch jahrelange
Kriege, Einfälle von fremden Völkern, vom Mongolensturm bis zu den
Einbrüchen der Türken 1420, 1432, 1433, 1436, 1438 und bis zur Schlacht
von Mchäcs (1526). dem Kurutzenkrieg mit jahrelangen Plünderungen, dazu die
vielen Pest- und Cholerazüge 1695, 1739/40'41 so schlecht geworden, daß das
Weiterleben aufs äußerste gefährdet war. Die Bevölkerungszahl war derartig ge-
runken, daß Land- und Viehwirtschaft kaum mehr betrieben werden konnte,
und es kam zu Elend und Hungersnöten. Die Städte und Dörfer wurden
menschenleer und verarmten. In einzelnen Gemeinden fanden die Jugendlichen
keine Ehepartner, und da sah man sich genötigt, die früher verbotene Heirat
zwischen Geschwisterkindern wieder zu erlauben. Auch wurde die Eheschließung
mit Angehörigen anderer Konfessionen geduldet. Damit kamen Wechsel der
Glaubensbekenntnisse immer häufiger vor. Dieser Wandel im familiären Leben
war zur Erhaltung des Volkes nötig geworden. Auch die Kirchenschätze v/urden
geplündert, und die Geistlichen konnten aus Mangel an Talaren den Gottesdienst
nicht mehr wie gewohnt versehen. Wohl hatten sich die Wehrkirchen vielerorts
hewährt und deren Einwohner geschützt, doch wurden Städte wie Broos, Mühlbach
, Schäßburg, Mediasch und sehr viele Dörfer teilweise oder ganz zerstört.
Die Not war im Lande unbeschreiblich geworden. Dazu kamen Raubzüge durch
rivalisierende Heere, so daß das Fürstentum Siebenbürgen ausgeblutet war.
Besonders arg soll es im Unterwald um Siebenbürgen gewesen sein. Das wäre
dem Untergang geweiht gewesen, wenn nicht von außen Hilfe gekommen wäre.

Im folgenden werden die Wanderbewegungen besprochen, die im 17., 18. und
20. Jahrhundert stattgefunden haben.

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