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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 3/4.1980
Seite: 338
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-03-04/0134
Starb die heilige Christiana (Chrischona) zwischen
Grenzach und Wyhlen?

von Erhard Richter

Früher stand an der südlichen Seite der Bundesstraße und etwa auf halbem
Weg zwischen Grenzach und Wyhlen ein steinernes Feldkreuz. Dieses wurde im
Zuge der Straßenerweiterung zunächst entfernt und vor kurzem wieder am
Straßenrand aufgestellt, wobei man aber leider den ehemaligen Standort nicht
mehr berücksichtigte und ihn um etwa 200 Meter nach Osten verlegte.

Dieses Feldkreuz trägt die Jahreszahl 1771, doch die urkundlichen Belege
zeigen, daß schon sehr viel früher zwischen Grenzach und Wyhlen ein solches
Kreuz gestanden hatte. In einem Güterverzeichnis des Basler Klosters Sankt Peter
werden die dort gelegenen Flurstücke nämlich bereits im Jahre 1313 durch die
Angabe „bi dem krüze" näher bezeichnet.*)

Diese Steinkreuze gehen in ihren Ansätzen wahrscheinlich in heidnische Zeit
zurück und geben ursprünglich die Stelle an, wo ein Mensch durch Unglücksfall
oder Mörderhand einen jähen Tod erlitten hat. Mit ihnen wollte man einen Platz
schaffen, an dem die umherirrende Seele des Toten Ruhe finden sollte und wo
die Sippengenossen den Pflichten des Totenopfers nachkommen konnten. In ver-
christlichter Form dienten diese Kreuze dann zur Verrichtung der Gebete und
der Fürbitte für die Seele des hier Erschlagenen oder Verstorbenen.2) Das Kreuz
zwischen Grenzach und Wyhlen wurde nun stets mit dem gewaltsamen Tod
des Abts Heinrich II. von der Himmelspforte im Jahre 1372 oder 1373 in
Verbindung gebracht. Aus einer zeitgenössischen Notiz erfahren wir, daß Heinrich
„wegen der Erbauung dieser Kirche durch feindliche Bauern im Dorf
Krenzach getötet worden ist", („pro edificacione huius ecclesie mortuus est de
iniquis rusticis in villa Krenchach). 3)

Im „Pfarrführer durch die Pfarrgemeinde Wyhlen" von 1940 bringt auch
Pfarrer H. Lang dieses Kreuz mit jener Mordtat in Verbindung, indem er
schreibt: „Nach der Überlieferung soll es jene Stelle bezeichnen, wo am 29. September
1372 oder 1373 Abt Heinrich II. vom Kloster Himmelspforte (1364—72
□der 1373) von den Bauern von Grenzach, die zum Bau der Klosterkirche
Frondienste leisten sollten, ermordet wurde. Vielleicht haben einst die Mönche
des Klosters zur Sühne für diesen Frevel ein Kreuz an dieser Stelle errichtet".
Auf Grund des oben erwähnten historischen Beleges von 1313 („bi dem krüze")
läßt sich aber nun diese vielleicht schon jahrhundertealte Überlieferung nicht mehr
halten. Abt Heinrich wurde ja erst 1372 oder 1373 erschlagen, während schon
1313 an jener Stelle ein Kreuz erwähnt wird. Außerdem heißt es ja in der
Urkunde auch, daß er „in villa Krenchach", also „im Dorf Krenzach" getötet
worden sei.

Mit wem können wir aber nun dieses Kreuz in Verbindung bringen, nachdem
Abt Heinrich nicht in Frage kommt? Ich glaube, daß uns bei der Suche nach
einer anderen dort verschiedenen Person eine Urkunde aus dem Jahre 1538
entscheidend weiterhelfen kann. Darin wird jenes Kreuz nämlich als „sant
Christianen chrütz" bezeichnet. Schon im Jahre 1397 heißt auch ein unweit davon
gelegenes Geländestück „sant Cristianenbette". Dieser Flurname ist in den Urkunden
und Berainen fast 500 Jahre überliefert, denn jene Stelle wird noch
1864 „Krischone Bettle" genannt. (Die älteren Wyhlener Bauern kennen diesen
Namen sogar heute noch.) Daß das Kreuz unmittelbar bei dieser Flur stand,
beweist folgender Beleg von 1570: „bey sanct Chrischionen Bettlein zum Creütz".4)

Wer war nun diese hier erwähnte heilige Christiana? Nach der Legende soll
sie zusammen mit den drei anderen heiligen Jungfrauen Cunigundis, Mechtundis

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