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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 1.1981
Seite: 91
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-01/0093
Neue Untersuchungen zum römischen Heilbad

in Badenweiler

von Werner Heinz

/. Bedeutung der Ruine und Anlaß zu neuen Untersuchungen

In kaum einer Gesamtdarstellung römischer Architekturgeschichte fehlt ein Hinweis
auf die Thermenruine von Badenweiler am westlichen Rande des Schwarzwaldes
(Abb. 1). So bedeutsam ist dieses Bauwerk, so exzeptionell gut - verglichen in unseren
Breitengraden - auch die Erhaltung, daß Minister Freiherr v. Edelsheim, der die Ausgrabung
im Jahre 1784 beobachtete, der Ruine einen höheren Rang als den Titus-Thermen
in Rom zugestand", im gleichen Satz aber auch auf die Bedeutung der Entdeckung für
den örtlichen Fremdenverkehr hinwies2'. Der Vergleich des Badenweiler Heilbades mit
den großen Kaiserthermen Roms fällt anders aus, denkt man an so gewaltige Bauwerke
wie die Caracalla- oder Diokletiansthermen31. Dabei darf man jedoch nicht übersehen,
daß es sich hier um verschiedene Typen römischer Bäderbauten handelt. Die Kaiserthermen
, so riesig und imponierend sie sein mögen, entsprechen dem Reihentyp. Das heißt,
daß die Haupträume Kaltbad - Ubergangsraum - Heißbad entlang einer Achse fluchten4
. Diesem Typus gehören auch die meisten römischen Militärbäder in Südwestdeutschland
an3'. Die Thermenruine von Badenweiler zählt aber zur Gattung der Heilbäder
. Diese sind typologisch viel schwieriger zu fassen, da ihre Architektur vornehmlich
von der Beschaffenheit und der Art und Weise möglicher Ausnützung des örtlichen
Thermal- oder Mineralwassers bestimmt wird, als von einem vorgegebenen Schema6^.
Badenweilers Thermenruine ragt aus der Gruppe der bekannten römischen Heilbäder
heraus durch die klare Anordnung des Raumgefüges, durch wirksam eingesetzte Mittel
architektonischer Wand- und Fassadengliederung und die künstlerisch überraschende
Formulierung der Verdoppelung der Räumlichkeiten unter Einbeziehung zweier senkrecht
aufeinanderstellender Svmmetrieachsen7'.

J

Neue Untersuchungen an diesem Monument wurden notwendig durch die bevorstehenden
Konservierungsarbeiten. Das jetzige Schutzdach konnte 1952 nur über die
Haupträume gezogen werden; im Osten, Westen und Norden liegen Raumtrakte frei8).
Auch dichtet das Dach nicht mehr ab; Tropfwasser schlägt allenthalben durch. Die Schäden
, die der Ruine durch Regen und Frost in nicht einmal ganz drei Jahrzehnten zugefügt
wurden, lassen sich am besten aus der Gegenüberstellung zweier Ansichten beurteilen
(Abb. 2-3), die jeweils die gleiche Raumecke im Nordvorbau zeigen (Südostecke von
Oo; vgl. Abb. 7). Doch trotz der offensichtlichen Dringlichkeit, mit der Maßnahmen
zur Erhaltung ergriffen werden müssen, entschloß sich das Landesdenkmalamt als zuständige
Behörde zu einem behutsamen Vorgehen, um nicht durch unüberlegte Eingriffe
in die historische Substanz für mögliche unabsehbare Schäden zu sorgen. So wurde zunächst
eine exakte Vermessung, verbunden mit einer archäologischen Beschreibung und
einem einleitenden Konservierungsvorschlag, vom Denkmalamt in Auftrag gegeben (s.
u.). Bei diesen Voruntersuchungen, durchgeführt im Jahre 1979, zeigte sich bereits ohne
Grabungen, daß völlig neue Gesichtspunkte zur archäologischen Ausdeutung des Bestandes
zutage kamen. Vor den näheren Ausführungen hierzu sei zur Skizzierung des
Hintergrundes die Frage gestellt, wie man den Befund früher interpretierte.

II. Zur Forschungsgeschichte

Freiherr von Edelsheim, Minister im markgräflichen Kabinett, ein gebildeter Mann,
der Italien mit seinen Antiken aus eigener Anschauung kannte, hinterließ eine Beschrei-

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