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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 1.1981
Seite: 142
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-01/0144
Die heiligen Jungfrauen im Dreiländereck

Zum Beitrag von Fr. Vortisch sen. »Dreijungfrauenkult am Rheinknie« im Heft 3/4, 1979,

von Chr. M. Vortisch

Der Beitrag von Friedrich Vortisch sen. befaßt sich mit der Geschichte dieses Kults
oder besser dieser Kulte. Ihre historischen Varianten reichen offenbar bis in vorgeschichtliche
Zeiten zurück, deshalb hat sich der Verfasser vor allem auch an sagenhafte
und archäologische Zeugnisse gehalten. Während nun in unserer Dreiländerecke der
Kult der drei Eichseier Jungfrauen historisch gut belegt ist, hat der Versuch des Verfassers
, ähnliche Sagen für einen zweiten solchen Kult unmittelbar um Basel herum zu ermitteln
, zu keinem Ergebnis geführt. Die frühesten schriftlichen Äußerungen dazu reichen
zum Anfang des 19. Jh. zurück, sie sind literarischer Natur und wohl erst von dorther
zur »Sage« stilisiert worden11. Freilich ist der Kirchemer Spruch ganz am Ende des
Beitrages (»jetz lüte d'Jumpfere wider«) recht eigenartig, aber der eine knappe Beleg ist
keine Sage, sondern eine Redensart, die auch kaum älter als 100 Jahre sein dürfte.

Nun kann man aber, abgesehen von den drei Eichseier Jungfrauen, tatsächlich die Verehrung
einzelner Jungfrauen um Basel herum feststellen, und dazu müssen wir endlich
auch die offiziellen kirchlichen Heiligenlexika befragen. Vorab muß gesagt werden, daß
für alle christlichen Konfessionen unserer Region die Hl. Chrischona ein unbestrittener
Begriff und ihr Kult recht gut belegt ist. Das Kirchlein auf dem Berg ob Bettingen (Kt.
Basel-Stadt) war noch nach der Reformation Wallfahrtsort der Alt-Gläubigen. Und
nachdem die Basler Pilgermission 1840 das einsame Kirchlein, fast als Ruine, übernahm2'
und daneben eine eigene Siedlung zu bauen begann, ahnte noch niemand, daß der Ort
einmal Ziel für die Ausbildung unzähliger Missionare der evang. Basler Mission sein
würde, die Chrischona-Schwestern ihm ihren Namen verdanken und der Landschaftspunkt
eines der beliebtesten Ausflugsziele für die Bewohner der ganzen schweizerischen
und deutschen Umgebung werden würde.

Was also berichten die kirchlichen Heiligen-Lexika über St. Chrischona? Sie wird
konsequenterweise im Zusammenhang mit den drei heiligen Jungfrauen von Eichsei gesehen
, da alle vier nach der Legende zu den Begleiterinnen der hl. Ursula gehört haben.
Greifen wir zum vielbändigen Werk der päpstlichen Lateran-Universität (Rom 1969),
der »Biblioteca Sanctorum«, herausgegeben vom Istituto Giovanni XXIII, die nicht wie
nach dem Titel zu erwarten in Latein, sondern in italienisch verfaßt ist. Ebenso wie in
Bd. XII für »Vibranda di Costanza, santa« wird auch für Criscona auf die Vierergruppe
»Cunegonda, Mectonda, Vibranda e Criscona, ss.« verwiesen. Alle vier sind als »di Costanza
« bezeichnet, womit wohl nicht die Herkunft, als vielmehr die Verehrung im alten
Bistum Konstanz gemeint ist. Dann heißt es, sie würden nach einer späten Legende als
Gefährtinnen der hl. Ursula angesehen, die ersten Drei seien »bei Eichsei« begraben
worden, Criscona »fu deposta su un monte a nord di Basilea, detto da lei (nach ihr benannt
) Chrischonaberg. Tutto, perö, e piu o meno incerto e fantasioso«. Dann aber wird
berichtet, daß der Kult der Vier vom päpstlichen Legaten Raimondo Peraudi im Jahre
1505 bestätigt worden ist, nachdem er in Basel »un processo informativo« am 16. Juni
1504 gehalten hatte, die Reliquien aus der Erde geborgen und die der hl. Kunigundis,
Mechtundis und Wibrandis zur Ehre (des Altars) in der Kirche von Eichsei erhoben habe
. Am Tag danach seien die Gebeine der Chrischona zu den Basler Ciarissen des Klosters
Gnadental überführt worden.

Damit hält sich das Heiligen-Lexikon der römischen Kurie an den älteren Text des
»Lexikon der deutschen Heiligen...« hrg. von Jakob Torsy (Köln 1959)und frühere Veröffentlichungen
von E. H. Stückelberg (Zürich 1903), Ch. Schreiber (Berlin 1928) und

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