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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 187
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0009
Die Anfänge der Industrialisierung
im Lörracher Raum

von Helmut Bertelmann

Einleitung

Die Arbeit versucht darzustellen, wie sich die hochkomplexe industrielle Entwicklung
, welche die überkommenen Wirtschafts- und Sozialformen allmählich, aber von
Grund auf umgestaltete, in der Wirklichkeit einer engumgrenzten Region vollzogen hat.
Besonders berücksichtigt werden in der Darstellung die Gemeinden Lörrach und Röt-
teln-Haagen, weil in diesen Orten die ersten zentralisierten Fabrikbetriebe des Raumes
entstanden sind, für welche darüber hinaus auch hinsichtlich der sozialen Folgen der Industrialisierung
das meiste Quellenmaterial zur Verfügung steht.

Die Betrachtung soll beschränkt bleiben auf die Entwicklung in der Textilindustrie,
dem lange Zeit fast ausschließlich dominierenden Gewerbezweig der Region. Der Industrialisierungsprozeß
innerhalb dieser Branche soll exemplarisch an der heutigen »Manufaktur
Koechlin, Baumgartner & Cie., AG Lörrach« aufgezeigt werden, einmal weil
deren Ursprung 1752 mit dem Beginn der Industrialisierung in Baden überhaupt zusammenfällt
und zum anderen, weil dieses Unternehmen, der »Veteran unter den Firmen«
(Dietsche), noch heute eine herausragende Stellung auf dem Weltmarkt des Stoffdrucks
einnimmt. In der Badischen Zeitung zu Weihnachten 1979 ist zu lesen, daß sich der Jahresumsatz
des Lörracher Unternehmens gegenüber 1978 um 12% auf 350 Millionen
Mark erhöht habe und daß in den letzten 3 Jahren 50 Millionen Mark neu investiert worden
seien. Solche Zahlen verdeutlichen, daß es sich bei der Industrialisierung um einen
permanent fortdauernden, also unabgeschlossenen Prozeß handelt, nach dessen Anfängen
hier gefragt werden soll.

Die Frage nach den Anfängen dieses Prozesses macht zunächst einen kurzen Blick in
die vonndustrielle Zeit und anschließend die Klärung verschiedener, sich teilweise
wechselseitig bedingender und ergänzender Voraussetzungen speziell für die Entwicklung
dieser Region nötig.

Bei der Darstellung der »KBC«-Geschichte soll insbesondere deutlich werden, daß
die Entwicklung eines Industrieunternehmens schon in der frühindustriellen Phase nicht
isoliert von äußeren politischen und ökonomischen Faktoren, bzw. Rahmenbedingungen
, betrachtet werden kann, sondern daß diese permanent Einfluß auf den Geschäftsgang
nehmen, ihn also fördern oder auch hemmen können. Anschließend soll nach den
strukturellen Konsequenzen der fortschreitenden Industrialisierung und den damit verbundenen
sozialen und ökonomischen Folgen für die betroffenen Menschen gefragt
werden.

/. Wirtschafts- und Sozialstruktur in der vorindustriellen Zeit

»Man kann die Neuartigkeit der gesellschaftlichen Verhältnisse im 19. und 20. Jahrhundert
nur aus den Eigenarten der sich auflösenden gesellschaftlichen Struktur erkennen
und daran messen«.1' Dies gilt auch für den hier zu betrachtenden Lörracher Raum,
und deshalb soll zunächst ein kurzer Blick auf seine Wirtschafts- und Sozialstruktur in
der vorindustriellen Zeit geworfen werden.

In dieser Ecke Badens gab es zu Beginn des 18. Jahrhunderts noch keine Städte, die
diese Bezeichnung verdient gehabt hätten; und damit fehlte auch ein starkes, handel- und
gewerbetreibendes Bürgertum. Die Menschen lebten und arbeiteten zum allergrößten
Teil auf dem Lande. Sie bauten Reben an, gingen u. a. der Schafzucht nach, betrieben

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