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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 190
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gen Krieges verschont geblieben ist und die ökonomische Entwicklung daher ziemlich
kontinuierlich fortschreiten konnte.

Auch die recht günstige geographische Lage Basels am Eintritt des erst von hier an
schiffbaren Rheines in die oberrheinische Ebene und am Schnittpunkt wichtiger Verkehrslinien
haben hierzu beigetragen. Basel wurde so zu einer der bedeutensten binnenländischen
Handelsstädte Mitteleuropas. Im Verlauf der verschiedenen Glaubenskriege
gewährte die Stadt zahlreichen protestantischen Flüchtlingen vor allem aus Italien und
Frankreich Asyl, welche in der Folgezeit der Wirtschaft ebenfalls spürbaren Aufwind
geben konnten, wobei es allmählich zu einer Verschmelzung der »einheimischen Patrizier
mit den eingewanderten Fabrikanten zu einer neuen Geldaristokratie«1?l kam. In deren
Händen konnte sich die kapitalistische Industrie rasch entwickeln.

Der Industriezweig, in welchem sich die Entwicklung am schnellsten vollzog und
welcher später den größten Einfluß auf die grundlegende Umgestaltung des unteren
Wiesentals in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht ausüben konnte, war die Textilindustrie
. In der Schweiz entstanden in den Städten schon sehr früh konzentrierte Fabrikanlagen
(vor allem Veredelungsbetriebe im Färberei- und Appreturbereich), während die
Spinnerei und die Weberei sich auf dem Lande - besonders auch in den engen Tälern des
Südschwarzwaldes - als Hausindustrie etablierte und von Kaufleuten (Verlegern) organisiert
wurde. Das obere Wiesental stellte so für die Schweizer schon seit 1740 einen festen
Arbeitsmarkt dar.16; Die dortigen Spinner und Weber arbeiteten für äußerst geringen
Lohn, weil die kargen und zum großen Teil unfruchtbaren Böden bei weitem nicht
genug für die stark zunehmende Bevölkerung abwarfen.

Dagegen erlangte die Hausindustrie im vorderen Talabschnitt nicht annähernd die Bedeutung
wie im oberen Tal, welches damals politisch noch den österreichischen Vorlanden
angegliedert war, während es wirtschaftlich eher stark zu Zürich und der Schweiz
hin tendierte. Im vorderen Wiesental werden im Zuge der - zunächst noch — stark mer-
kantilistische Züge tragenden Wirtschaftspolitik der Markgrafschaft Baden-Durlach
schon relativ früh große Bestrebungen sichtbar, dem Schweizer Vorbild nachzueifern,
indem man sich, insbesondere auch der Lörracher Landvogt Wallbrunn, intensiv um Industrieansiedelungen
bemühte und sich dadurch allmählich von dem fortschrittlicheren
Nachbarn zu emanzipieren hoffte, welcher jahrhundertelang - in kultureller und wirtschaftlicher
Hinsicht - auch die umliegenden deutschen Landschaften dominierte und
für die hohen Beamten der Markgrafschaft eine vorbildhafte Stellung einnahm. Es kann
überhaupt, hinsichtlich der Wirtschaft und der Kultur, von einer Einheit des Tales mit
Basel als seinem Zentrum gesprochen werden. G. Müller konstatiert eine enge Verwandtschaft
in bezug auf Religion, Sprache und Sitte1' und sieht an anderer Stelle in der
Nähe Basels den Grund dafür, daß der Charakter des Markgräflers offener, lebhafter
und beweglicher erscheint, als der des oberen Wiesentälers.18' Er steht im direkten Einflußbereich
einer Großstadt, die mit mancherlei Anregungen und Möglichkeiten aufwartet
, andere Mentalitäten und Lebensformen kennenzulernen.

Abschließend soll noch ein Historiker der zwanziger Jahre zitiert werden, der die engen
Beziehungen Basels zu der Markgrafschaft in poetisch verklärter Sprache so schildert
: »Ein nie nachlassendes, stets wachsendes, tausendfach geartetes Zusammenleben
städtischer und markgräflicher Bevölkerung, in wirtschaftlichen und persönlichen Berührungen
sich bezeugend, vom Derbleiblichen bis zum Allergeistigsten, wogte unaufhörlich
über die Grenze hin und her«.19)

2.1.2 Schweizerische Intoleranz gegenüber politisch Andersdenkenden

Gewährte die Schweiz im 16. bzw. 17. Jahrhundert vielen Glaubensflüchtlingen noch
großzügig Asyl, so verhielt sie sich im 18. Jahrhundert gegenüber politisch Andersdenkenden
, welche die damals bestehenden politischen Verhältnisse kritisierten, äußerst intolerant
.20^

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