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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 193
(PDF, 36 MB)
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sollte die Entwicklung langsam, stetig, aber nicht überhastet voranschreiten. »Man muß
gehen lernen, ehe man laufen will«,2 ' soll Gemmingen in diesem Zusammenhang gesagt
haben. Dennoch wurden Handel und Industrie mehr und mehr gefördert; der Staatshaushalt
sollte nicht weiterhin vorwiegend aus den Erträgen der Landwirtschaft bestritten
werden. Dazu mußten notwendigerweise merkantile Ziele angestrebt werden,
hauptsächlich also die Verminderung der Geldausfuhr und demgegenüber die Erleichterung
der Geldeinfuhr. Denn nur von einer erheblichen Steigerung des inländischen
Geldvorrates konnte man sich einen entscheidenden Aufschwung des Staates erhoffen.
Es mußte also - modern gesprochen - eine »aktive Handelsbilanz« zum Hauptziel erhoben
werden. Nötiges Kapital als Grundvoraussetzung für die Errichtung von Manufakturen
fehlte im Inland und mußte deshalb von der Schweiz und später auch vom Elsaß
her ins Land hereinströmen.

Schon früh bemühen sich der Markgraf und der Lörracher Landvogt darum, Industrie
in die obere Markgrafschaft hereinzuziehen. Am 30. Okt. 1752 wird beispielweise ein
sog. »Patent«33' in Umlauf gebracht, welches als Aufforderung zur Gründung von Manufakturen
, bzw. Fabriken verstanden werden kann. Darin werden interessierten, fremden
Unternehmern »Privilegien«, d.h. markgräfliche Genehmigungen zur Errichtung
von Manufakturen in Aussicht gestellt. Mit diesen Privilegien seien die Gewährung landesfürstlichen
Schutzes, diverse bürgerliche und religiöse Freiheiten, vor allem auch für
Leute des reformierten Glaubens, verbunden, ist sinngemäß in dem Patent zu lesen.
Auch das darin enthaltene Angebot der Befreiung von verschiedenen Abgabepflichten
sollte Interessenten zu Firmengründungen animieren.

Diese staatlich gelenkte Werbeaktion schuf schließlich die Basis für die Errichtung der
Vorgängerin der heutigen Firma KBC Lörrach, wie an späterer Stelle noch zu zeigen sein
wird.

Im Rahmen der Erneuerung der Lörracher Stadtrechte (1756) wird eine sog. »Benachrichtigung
die Stadt Lörrach betreffend«31^ bzw. ein »Avertissement« in deutscher und
französischer Sprache in der Region verbreitet, wobei die markgräfliche Verwaltung in
Karlsruhe wiederum als Absender zeichnet. In diesem Schriftstück werden der Lörracher
Raum und seine Umgebung in den schönsten Farben dargestellt und die mannigfachen
Vorzüge und Möglichkeiten dieser Gegend in den höchsten Tönen gepriesen.

Im einzelnen wird darin betont, daß Lörrach nur »zwey kleine Stunden von der
schweizerischen Stadt Basel« entfernt sei und sich damit in der Nähe des Rheins befinde,
was die Zufuhr und Versendung von Gütern natürlich begünstige. Auch Messestädte
wie z.B. Zurzach seien recht nahe gelegen. Daneben handele es sich bei dem Wiesental
um ein fruchtbares, feldreiches Tal, wobei die Wiese selbst sehr fischreich sei. Das Tal habe
die beste Viehzucht, die »allerhand Häute zum Leder und Pergamente (giebet)«. In
markgräflichen Eisenwerken, welche »nicht mehr als 3, 4 und respective 6 Stunden von
Lörrach entlegen seynd, wird das beste Eisen... geschmolzen und geschmiedet, auch guter
Stahl verfertiget, welches denen jenigen, so dessen zu ihren Gewerberen nöthig haben
, zu großem Vortheile gereichet.« Unweit von Lörrach befänden sich auch »vortreffliche
Brüche und Bausteine, wie dann die Stadt Basel seine Haussteine, als von daher bis-
hero genommen hat, auch keine nähere bekommen kan«. Auch käme Flachs und Hanf
vor, »so daß alle Fabriken von Leinen an solchem Orte ihren guten Plaz finden«. Dann
wird auf die nahegelegene Schopfheimer Bleiche aufmerksam gemacht und im Anschluß
daran betont man, daß »die Unterthanen auf dem Lande« bereits seit vielen Jahren an die
Baumwollspinnerei gewöhnt seien, weshalb »alle diejenigen so in Baumwollen fabrici-
ren wollen, darzu allschon die erwünschte Bereitschaft in der Spinnerei und Bleiche (finden
)«. Anschließend wird z.B. noch auf den guten Holzbestand hingewiesen, die Bienenzucht
gelobt und den Reformierten verspricht man »in allem gleiche Rechte und
Freyhelten« wie den Evangelisch-Lutherischen. Zum Schluß wird mitgeteilt, daß einige
»ansehnliche Fabriken« bereits bestünden, »wobei etliche hundert Menschen ihr Brot
finden« würden. Es sei »daselbst aber noch Plaz genug vor Hände, so sich nähren wol-

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