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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 196
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0018
Als besonders geeignetes Rezept zur Erreichung dieser Ziele schien sich Markgraf
Karl Friedrich und Landvogt Wallbrunn die Förderung von Industrieanlagen anzubieten
. Nutznießer solcher Förderungsmaßnahmen war u.a. auch Küpfer mit seiner In-
dienne-Fabrik in Lörrach.

2.4 Zusammenfassung weiterer wichtiger Voraussetzungen

Zum Schluß dieses Kapitels sollen weitere, ebenfalls eine bedeutende Rolle spielende
Bedingungen für die in Gang kommende industrielle Entwicklung zumindest genannt
werden, wenn hier auf sie auch nicht näher eingegangen werden kann.

örtliche Zunftverfassungen waren in der oberen Markgrafschaft so gut wrie keine vorhanden
, da in diesem Gebiet größere Städte fehlten, in welchen 'zünftige' Verhältnisse
hätten entstehen können. Hauptzweck der Zunftverfassung ist es nach Gothein gewesen
, der »drohenden Umwandlung des Gewerbes vorzubeugen«,46' d.h. die Ausdehnung
der kapitalistischen Wirtschaftsweise zu verhindern. Alle möglichen Zwänge und
Beschränkungen, welche von der Organisationsform der Zünfte ausgehen konnten, existierten
aber in den Orten des Lörracher Raumes nicht und konnten so die industrielle
Entwicklung nicht an ihrem Entstehen und Wachsen hindern. Diese Tatsache mag von
manchem Fabrikanten bei dem Entschluß, sich hier niederzulassen, mit einkalkuliert
worden sein.

Bürgerliche Freiheiten wurden den Lörracher Einwohnern und ausländischen Interessenten
durch die Bestätigung der Stadtrechte im Jahre 1756 gewährt.47' Durch diesen
Vorgang wurde vor allem jede Form der Leibeigenschaft beseitigt.

Große Waldbestände und die Wasserkraft der Wiese als Energiequelle sind ebenfalls
als bedeutende Faktoren für den Industrialisierungsprozeß anzusehen, wobei das Wasser
der Wiese nicht nur als Energieträger von Interesse war, sondern sich aufgrund seiner
Kalkarmut besonders gut zur Behandlung von Textilien (z.B. zum Bleichen) eignete und
die Gewebe dabei nicht angriff.

Zölle spielten in den Anfängen der Industrialisierung nur eine untergeordnete Rolle.
Sie waren so bedeutungslos, daß der Handel durch sie praktisch keinerlei Einschränkungen
erfuhr, denn in der 2. Hälfte des 18. Jahrhundens bestand zwischen Baden und der
Schweiz als seinem wichtigsten Handelspartner fast vollständige Zollfreiheit.

Darüber hinaus hielt sich die erhobene Gewerbesteuer in den allerbescheidensten
Grenzen, so daß sie für die bestehenden Unternehmen und deren Entwicklung kaum eine
Belastung dargestellt haben konnte.

Nicht zuletzt sollte noch darauf hingewiesen werden, daß die obere Markgrafschaft
über ein ansehnliches Potential an mit dem Spinnen und Weben vertrauten Arbeitskräften
verfügte, was bei der Standortwahl für Industriebetriebe sicherlich auch mit ins Gewicht
fiel.

3. Die frühindustrielle, nicht-maschinelle Phase am Beispiel der Manufaktur Kupfers

(1752-1803/4)

Vor dem Hintergrund dieser eben dargestellten, den Beginn der Industrialisierung bestimmenden
Voraussetzungen, welche einander teilweise ergänzten oder wechselseitig
bedingten, soll im folgenden die Entwicklung des ersten konzentrierten Manufakturbetriebes
in der Textilindustrie des Lörracher Raumes verfolgt werden. Gleichzeitig wird
jeweils versucht, einzelne Elemente einiger dieser Faktoren in den konkreten Ereignissen
sichtbar werden zu lassen, indem hierzu als Belege Auszüge aus Originalquellen herangezogen
werden sollen.

3.1 Oberkampf und Küpfer als Pioniere der Wiesentäler Textilindustrie

Im vorhergehenden Kapitel wurde bereits angedeutet, daß die Ursprünge der Industrialisierung
in der Lörracher Region u. a. zurückgehen auf Bemühungen des damaligen

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