Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 199
(PDF, 36 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0021
Bei Beginn der Produktionsaufnahmen wurden viele ausländische Arbeiter beschäftigt
, welche wohl zum größten Teil von Kupfer selbst mitgebracht worden sind, wie auch
aus dem Privileg hervorgeht. Es konnte anfangs nicht auf sie verzichtet werden, da
kunstvolle Arbeitsgänge wie das Modelstechen oder das Drucken von Einheimischen
nicht von heute auf morgen erlernt werden konnte.

Uber die in der Anfangszeit verwendeten Produktionsmittel ist wenig bekannt. Einer
Quelle können entnommen werden: »Glätte, Walke, Mange, Stampffe, Werkzeug,
Färb- und andere Kessel, Druck-Dische (sowie) Mödel«. Zu diesen Produktionsmitteln
kommt noch hinzu: Matten und Bleichen, samt Wasser-Rechten, ...Pferde, Vieh,
Schiff..., Geschirr...62' Diese und mögliche andere, nicht bekannte Faktoren machten
anfangs insgesamt den Lörracher Manufakturbetrieb aus, in welchem noch ausschließlich
von Hand gearbeitet wurde, der sich aber vom einfachen Handwerksbetrieb dennoch
deutlich unterschied, vor allem hinsichtlich seiner Größe und seines arbeitsteiligen
Produktionsprozesses, welcher untergliedert werden kann in Modelstechen, Bleichen,
Färben, Drucken etc.

Von Anfang an, also seit der Firmengründung schon, war das Basler Handelshaus Me-
rian & Comp., welches früher schon in geschäftlichem Kontakt mit Küpfers Berner Fabrik
stand, finanziell ganz erheblich an dem Unternehmen beteiligt, indem es den weitaus
größten Teil des erforderlichen Betriebskapitals beisteuerte. Darüber hinaus scheint
es auch bei der kommerziellen Leitung der Firma in beträchtlichem Maße beteiligt gewesen
zu sein, während sich Küpfer selbst vorwiegend technischen Fragen und damit dem
Produktionsprozeß zuwandte. Zum Leidwesen seiner Kapitalgeber widmete ersieh aber
nicht nur der Produktion, sondern in zunehmendem Maße anderen - außerbetrieblichen
- Liebhabereien, insbesondere Versuchen der Goldmacherei, in welcher er immer größer
werdende Summen steckte. Er vernachlässigte dadurch mehr und mehr die betriebliche
Arbeit, während gleichzeitig sein Schuldenkonto beträchtlich anwuchs. Dies veran-
laßte J. R. Merian 1757/58 zu der Äußerung: »...Es mischten sich aber so viele Nebenausgaben
von Goldmacher- und sonstigen Intrigues darzwischen, Küpfer lebte solchermaßen
in den Tag, daß, was man auf einer Seite ersparen konnte, auf der andern Seite
wieder fortgienge.

fl. 3000 - wurden ihme für Unterhalt ausgesetzt, und er verbrauchte noch
fl. 3000 - für Goldmacherei und Galanterie«.63'

Küpfer muß, allen Quellen zufolge, im Besitz reicher Kenntnisse auf den Gebieten des
Färbens und Druckens gewesen sein; was er aber hier »seinen Geldgebern einbrachte,
verloren diese bald wieder durch seine unselige Liebhaberei«.64'

Der zunehmende Verfall der Firma ist auch keineswegs auf Absatzschwierigkeiten zurückzuführen
, denn es scheint gleich zu Beginn gut verkauft worden zu sein. Die Hauptmärkte
lagen in der Anfangszeit in Italien und Frankreich, wo die Produktion von bedruckten
Stoffen zu der Zeit noch verboten war. Zinzendorf weist in seinem Reisebericht
daraufhin, daß die Druckerei Küpfers größer gewesen sei, als die »ansehnlichen In-
diennes-Fabricken« von Basel, weshalb er deren Konkurrenz auch nicht zu fürchten
brauchte.65'

Auch hierin ist also der Grund dafür nicht zu suchen, daß J. F. Gaupp - wie er es später
in einem Schreiben an die Regierung formulierte - die »dermahl aufrecht stehende In-
dienne Fabrique, welche auf dem äußersten Punkt ihres Untergangs gestanden«66', 1761
bei der Firma Merian auslösen mußte, bei welcher sie zu diesem Zeitpunkt mit 32.000
Gulden verpfändet war.

3.2 Die »Societät« von Gaupp, Küpfer und Breitenbach

Gaupp, ein ehemaliger Hauptmann in britischen Diensten, ist - aus heutiger Sicht - eine
ebenso bizarre und fast romanhaft anmutende Figur wie J. F. Küpfer, welcher jetzt

199


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0021