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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 213
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0035
Einfuhrzoll für 100 Pfund bedruckter Baumwollware anführen: Mußten für diese Menge
bisher 6 fl. 40 kr. Zoll entrichtet werden, so sah das Zollvereinssvstem für die gleiche
Menge nun 85 fl. vor, also fast das 15-fache.I33)

Was politische Bedenken anbelangt, so wollten besonders Rotteck und seine liberalen
Kollegen keine Gemeinschaft mit Preußen eingehen, welches von ihnen als absolutistisch
regierter Staat eingestuft wurde und dessen schlechten Einfluß auf das politische
Klima Badens man befürchtete.Ll4 Aber die zu dem umstrittenen Beitritt vom zuständigen
Ministerium angehörten Fabrikanten und Kaufleute äußerten sich 1834 in einer Art
'Wirtschaftsparlament', dem auch Peter Koechlin aus Lörrach angehörte, recht positiv.
Koechlin gehörte zu den heftigsten Befürwortern eines Beitritts und gab offen zu verstehen
, daß er selbst nur Vorteile von einem Anschluß habe, da insbesondere sein freies Absatzgebiet
erheblich vergrößert werde. Außerdem werde die Ausfuhr durch den Zollverein
nicht mehr erschwert, als sie es bisher schon durch die in vielen anderen Ländern bestehenden
Schutzzölle gewesen sei. Schließlich war Koechlin auch der Ansicht, daß die
Schweiz - hart getroffen durch die um ein Vielfaches gestiegenen Zollsätze - »beinahe
gezwungen werden wird, einen Teil ihrer Etablissemente... in unser Land überzutragen,
um ihren gewöhnlichen Absatz in Deutschland zu behaupten«. ' Diese Prophezeihung
Koechhns sollte sich nur wenige Jahre später voll erfüllen.

Am 12. Mai trat Baden schließlich dem Zollverein bei und hatte mit Wirkung vom
1. Januar 1836 teil an einem erheblich vergrößerten und geschlossenen Markt. Der von
nun an vereinheitlichte deutsche Wirtschaftsraum war die Basis für einen sofort einsetzenden
immensen wirtschaftlichen Aufschwung, was die Zunahme der badischen Fabriken
von 231 im Jahre 1835 auf 294 im Jahre 1838 verdeutlicht. Gleichzeitig nahm die Pro-
duktionssumme um 3 Mill. fl. auf insgesamt 14 Mill. fl. zu.1"6

Es wird nun im folgenden versucht, die strukturellen Konsequenzen und sozialen Begleiterscheinungen
dieser 'revolutionären' Entwicklung am Beispiel des Lörracher Raumes
, bzw. des vorderen Wiesentales, aufzuzeigen.

5. Die Folgen der fortschreitenden Industrialisierung für den Lörracher Raum

5.1 Strukturelle Veränderungen

Koechlins Prognose, wonach sich viele Schweizer Firmen durch die Zollvereinsgründung
und die damit verbundenen stark erhöhten Zollsätze gezwungen sehen würden,
sich in Baden niederzulassen, um sich den deutschen Markt zu sichern, erfüllt sich voll.
Schon während der Diskussion um Badens Beitritt, aber vor allem nach 1835/36 kommt
es im Wiesental zu einer Welle von Neu- bzw. Fihalgründungen Schweizer Textilunter-
nehmen. Das Tal stieg Karl Stiefel zufolge nach dem Anschluß zum Mittelpunkt der badischen
Textilindustrie auf, und Lörrach galt in diesen Jahren als Badens erste Industriegemeinde
, die 1842 bereits 2303 Arbeiter aufwies, von denen ein großer Teil sicher in der
Kattundruckerei arbeitete.1. Bei der Standortfrage spielte natürlich auch das reichlich
vorhandene Wasser der Wiese eine Rolle, welches sich zur Energiegewinnung,aber auch
hervorragend zur Behandlung der Textilien eignete. Außerdem standen genügend billige
, im Textilgewerbe erfahrene Arbeitskräfte zur Verfügung. Einige der bedeutendsten
neu entstandenen Firmen sollen nachstehend mit Hilfe von ein paar wichtigen Daten
kurz skizziert werden :I3Si

1835: Sarasin u. Heusler (Basel); Baumwollfabrik in Haagen; Spinnerei und Weberei
; ab 1852 Filiale in Rötteln; 1861: insgesamt 600 Beschäftigte.

1834/35: Geigy - Lichtenhahn (Basel); Baumwollfabrik in Steinen; ab 1840 Pacht der
Koechlinschen Filiale; 1841: 157 mechanische Webstühle; ab 1843 Filialweberei
in Maulburg; 1859: 450 Beschäftigte; 1861: 600 mechanische Webstühle.

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