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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 218
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0040
bis zur Gegenwart die sozialen Schwächen des großkapitalistischen Betriebes in wenig
erfreulicher Weise geäussert«. 1 Was mit 'sozialen Schwächen' gemeint ist, wird vielleicht
deutlich, wenn im folgenden versucht wird, die Arbeitsbedingungen in den Fabriken
Lörrachs und seiner Umgebung auf der Grundlage des spärlichen Quellenmaterials
darzustellen.

5.2.3 Arbeitszeit, Arbeitsplatz und Arbeitslohn

Nach Wolfram Fischer betrug die durchschnittliche tägliche Arbeitszeit in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts in Baden 12 bis 14 Stunden.154j Vielfach wurde die Arbeit um
5 Uhr morgens aufgenommen und um 20 Uhr abends beendet, wobei sie in der Mittagspause
um eine, in den Vesperpausen vor- und nachmittags jeweils um eine halbe Stunde
unterbrochen wurde, so daß die effektive Arbeitszeit ca. 13 Stunden betragen haben
dürfte.

In der Textilindustrie des badischen Oberlandes lag der durchschnittliche Wert allerdings
teilweise erheblich darüber. Die Baumwollspinnerinnen und -Spinner in Haagen
beispielsweise arbeiteten zeitweise bis zu 18 Stunden am Tag. Fritz Schülin gibt als tägliche
Arbeitszeit für das Jahr 1837 in dieser Branche 17 Stunden an. Erst bis zum Jahre
1861 habe sich die Stundenzahl auf 13 verringert.13" In den späten vierziger Jahren war
die Arbeitszeit am niedrigsten in der Druckerei Koechlins. Hier wurde im Sommer 11,
im Winter 10 Stunden lang gearbeitet.

Die längste Arbeitszeit ist 1850 für die Firma Merian in Höllstein zu registrieren. Die
Norm soll hier 15 Stunden betragen haben, und die Firmenleitung ist nicht davor zurückgeschreckt
, bei Bedarf, d.h. bei dringenden Geschäften, auch Kinder bis zu 18
Stunden täglich zu beschäftigen.1'6 Die durchschnittliche tägliche Arbeitszeit verringerte
sich ab etwa 1850 nur sehr langsam. Noch 1861 wurde bei Sarasin u. Heusler in Haagen
im Sommer von 6-12 und 1 - 8,

im Winter von 5-12 und 1 - 7 gearbeitet.157'

Darüber hinaus ist beim Problem Arbeitszeit zu bedenken, daß es in der frühen Phase
der Industrialisierung noch keinen Erholungsurlaub gab und auch an den Samstagen
kaum weniger als an Werktagen gearbeitet wurde. Man kann also davon ausgehen, daß
die Arbeiter jährlich ca. 300 Tage eine solche Arbeitsleistung zu vollbringen hatten.

Aber nicht nur die überlange Arbeitszeit stellte für den menschlichen Organismus eine
enorm große Belastung dar. Es müssen auch die in vielen Fällen katastrophalen Arbeitsplatzbedingungen
mitberücksichtigt werden. Uberheizte Räume, vor allem in den Spinnereien
, ungesunde Luft, völlig unzureichende sanitäre Anlagen, fehlende Sicherheitsvorkehrungen
an den Maschinen und vieles mehr beeinträchtigten die Gesundheit des
Arbeiters und wirkten sich ebenfalls negativ auf die durchschnittliche Lebenserwartung
aus.

Auch hinsichtlich des Arbeitslohnes ist es schwierig, gesicherte und eindeutige Daten
zu erhalten, da zumindest für die frühe Phase der Industrialisierung auf statistisches Material
nicht zurückgegriffen werden kann. So ist man wiederum auf Einzelaussagen verwiesen
, um eine - wenn auch nur annähernde - Vorstellung von den Lebensbedingungen
zu erhalten. Auch den damaligen Behörden fiel es schwer, das Verhältnis von Verdienst
und Lebenskosten exakt zu bestimmen, »da selbes durch Fleiß, Sparsamkeit und Bedürfnisse
jedes einzelnen Arbeiters bedingt«l*S) sei.

Man weiß z. B., daß von der Firma Geigy, Steinen - vormals Filiale der Lörracher
Druckerei - im Jahre 1840 folgende Löhne gezahlt wurden:

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