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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 244
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0066
Wo heute das 8stöckige Laborgebäude steht, stand am Eingang zur Fabrik ein einstök-
kiges Holzhaus mit Portierwohnung. Im geräumigen Kesselhaus wurden zunächst nur
zwei Flammrohr-Kessel für 5 bar (damals atü) Dampfdruck aufgestellt. Daneben war eine
große offene Halle zur Lagerung von Rohmaterial. Im Maschinenhaus stand die Eismaschine
, die bis vor einigen Jahren noch gebrauchsfähig war. Die Werkstätten müssen
im Anfang einen großzügigen Eindruck gemacht haben im Gegensatz zu der Enge, die
dort vor dem Umzug der Handwerker in das 1966 in Betrieb genommene Werkstattgebäude
herrschte.

Der Produktion diente ein großer Shedbau, bestehend aus 4 Abteilungen für die Farbstoffe
Auramin, Eno, Safranin und Indigo. In einem Anbau wurde getrocknet und gemahlen
. Im benachbarten Magazin wurden die Farbstoffe gelagert und versandfertig gemacht
. Ein einstöckiges Gebäude enthielt im Anfang nicht nur Büros und Laboratorien,
sondern auch einen langen Baderaum mit 50 ovalen Holzbadewannen und 50 Ankleidekabinen
. Außerhalb der Fabrik stand die erste in einer Baubaracke eingerichtete Kantine
, wo man für 40 Rappen zu Mittag essen konnte, und der Roßstall mit Wagenremise
und Kutscherwohnung. Wenn wir noch die 8 Doppelwohnhäuser an der Koechlinstr.
und das zugehörige Waschhaus erwähnen, dann haben wir unseren Rundgang durch die
bis 1900 errichteten Bauten beendet.

Erste Ausbauperiode 1901 - 1917

Die Firma Geigy hatte 1888 das Glück, in Traugott Sandmeyer einen außerordentlich
begabten wissenschaftlichen Mitarbeiter zu gewinnen. Ihm verdankt sie die meisten
Farbstoffe, die damals in Grenzach fabriziert wurden. Mit großen Hoffnungen ging man
in das neue Jahrhundert.

Aber es gab auch Rückschläge. Beispiel hierfür ist das Indigo, das damals als der »König
der Farbstoffe« galt. Sandmeyer hatte ein elegantes Verfahren zur Herstellung von
künstlichem Indigo ausgearbeitet. 1902 wurde hierfür eine Einrichtung geschaffen, die
jedoch am 1. November 1903 einem Brand zum Opfer fiel. Da der Indigopreis infolge
eines erbitterten Konkurrenzkampfes sehr stark gefallen war, mußte man auf einen Wiederaufbau
des Indigobetriebes verzichten.

Inzwischen war ein neuer Stern am Farbstoffhimmel aufgegangen: Eriochrom-
schwarz. Auch hierbei war Sandmeyer ganz wesentlich beteiligt. Für diese Farbstoffgruppe
wurde 1905 das ausgebrannte Indigolokal neu aufgebaut und eingerichtet. Das
Schwarz schlug ein und wurde das erste Großprodukt der Firma, das heute noch einen
wesentlichen Bestandteil unserer Farbstoff-Produktion bildet. 1908 mußten hierfür ein
Trockenkanal und die Schwarzmühle gebaut werden.

Für die feuergefährliche Herstellung von Zwischenprodukten für die Eriofarben war
1901 ein »Spritlokal« in Betrieb genommen worden. Das benachbarte Lokal mit einem
freistehenden Kamin diente zur Chromregeneration im Zusammenhang mit der Safra-
ninfabrikation.

Die 1906 von Dr. Alfred Conzetti erfundenen lichtechten Azurolfarben wurden zunächst
im Erio-Betrieb fabriziert. Die Produktion entwickelte sich jedoch rasch, so daß
1910 ein Azurol-Lokal mit Trocken- und Mahlanlagen gebaut wurde. Die zugehörige
Chlorhütte hatte Fenster bis zum Boden, weil die Chlorierung nur bei Lichteinwirkung
vor sich geht. Damals wurde in großen Glasflaschen chloriert.

Dem Wachstum der Fabrik mußte die Infrastruktur folgen. Es entstanden

- 1904 und 1911 je ein weiterer Flammrohrkessel für einen Dampfdruck von 5 bar,

- 1907 und 1910 in zwei Bauabschnitten ein Badlokal,

- weitere Laboratorien und Büros an der Stelle der früheren 50 Holzbadewannen,

- 1909 drei Reihenhäuser mit je sechs Wohnungen an der unteren Koechlinstraße,

- 1912 östlich des Maschinenhauses und der Werkstätten ein großer hölzerner ehemaliger
Lokomotivschuppen für Roh- und Betriebsmaterial, der 1921 abgebrannt ist.

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