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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 255
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0077
mit einer durchgehenden Mauer abgeschlossen. Die schräge Anordnung des Maschinenhauses
zur Kanalachse war bedingt durch die notwendige Baulänge dieses Gebäudes.

Nach eingehenden Studien wurde für die endgültige Ausführung die zu gewinnende
Wasserkraft mit etwa 16000 PS ermittelt. Für deren Erzeugung war die Aufstellung von
20 Turbinen von je 840 PS mit einer Schluckwassermenge von rund 28 m~7s und für ein
mittleres Nutzgefälle von etwa 5 m in stehender Anordnung vorgesehen. Sie wurden
über eine Welle mit Generatoren entsprechender Leistung gekuppelt. Die von der Firma
Escher, Wyss gebauten Reaktions-Francis-Turbinen bestanden aus zwei übereinander
angeordneten Laufrädern mit je vier Schaufelkränzen und drehten mit 55 Umdrehungen
pro Minute.

In zehn Generatoren wurde Drehstrom mit 6600 V erzeugt, als Frequenz wählte man
50 Perioden, was in den 90er Jahren durchaus noch nicht selbstverständlich war, jedoch
in den folgenden Jahren zur allgemeinen Anwendung kam. Die restlichen 10 Generatoren
erzeugten Gleichstrom niederer Spannung zur Versorgung der benachbarten Elektrolyseanlage
der chemischen Industrie.

Das Kraftwerk kam 1898 in Betrieb mit einer Jahreserzeugung von 70 Mio. kWh. Der
schnell ansteigende Bedarf an elektrischer Energie erforderte schon nach wenigen Jahren
die erste Erhöhung der Erzeugungskapazität. So wurde 1902 durch den Bau von Wehrpfeilern
und beweglichen Schützen und von drei Grundablässen die Möglichkeit zum
Höherstau um 100 cm geschaffen. Durch Aufsetzen hölzerner Stauladen auf diese Wehrschützen
wurde 1915 eine weitere Stauerhöhung um 90 cm erzielt. Ab 1908 bis 1939 erhöhte
sich die Werksleistung auf 32000 PS, indem die Maschinensätze schrittweise umgebaut
oder erneuert wurden. Daraus ergab sich ein ständiger Anstieg der Jahresproduktion
, sie erreicht heute bis zu 180 Mio. kWh.

Der Betrieb in den ersten Jahren muß nicht immer eine reine Freude gewesen sein.
Nach dem, was uns überliefert wurde, war bei jedem Gewitter, das über der Basler Ecke
heraufzog, im Werk Alarmbereitschaft und anschließend war eine Kolonne von festengagierten
Spulenwicklern mit der Reparatur von mindestens einem Generator beschäftigt
. Das Durchbrennen der offenen, armdicken Bleisicherungen soll auch recht imposant
gewesen sein. Wie vorsichtig und respektvoll man mit der Elektrizität umging, zeigt
das Bild des Schaltwärters, der auf einem Isolierschemel stehend, mit Handschuhen,
Mütze und Brille ausgerüstet, sich einer Schalthandlung zuwendet. (Abb. Seite 260)

Überrascht wurde man auch von unerwarteten Kiesmengen, die die Schleppkraft des
Stromes in den Werkskanal transportierte und regelmäßige Baggerungen notwendig machte
. Dies fand sein Ende, als neu gebaute Kraftwerke den Kiesnachschub unterbanden.

Bei Hochwasser verstopfte das Geschwemmsei die Rechen am Kanaleinlauf und am Maschinenhaus
. In mühevoller Handarbeit - die Rechenreinigungsmaschinen kamen erst später
— mußte es mit Haken hochgezogen und mit Weidlingen abtransportiert werden.

Gab es gar Eisgang, so konnte man sich kaum helfen. Die Grundeisbildung trat im
strömenden Rhein schnell ein, es fehlten damals die vorgeschalteten Stauhaltungen, die
heute mit ihren geschlossenen Eisdecken die Auskühlung des Wassers merklich verzögern
. Trotz Einsatzes von bis zu 250 Mann - wie dies im Jahre 1905 geschah - konnten
die Rechen nicht freigehalten werden und so erstarrte das Wasser im Werkskanal zu einem
Eisstrom. Die Zentrale lag für Tage still und Kälte zog in die sonst so warme Maschinenhalle
ein.

Diese wenigen Angaben sollen zeigen, welche Schwierigkeiten bei dieser Erstausführung
einer großen Laufwasserkraftanlage zu überwinden waren. Mit einigen betrieblichen
Verbesserungen arbeitet die Anlage heute noch in der ursprünglichen Konzeption
und mit bemerkenswerter Zuverlässigkeit.

Bei der stetigen Zunahme des Stromabsatzes sah man sich bald genötigt, die unständigen
Kräfte des Rheines durch die Errichtung eines Kohlekraftwerkes in Rheinfelden zu ergänzen
. Es wurde zunächst für 2000 PS ausgelegt und erreichte im Jahre 1904 die Leistung von
6000 PS. Es wurde weiter notwendig, mit der Schweiz Vereinbarungen zu treffen, nach wel-

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