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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 308
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0130
n. Chr. zu stammen. Daneben fanden sich noch Tonscherben, die z. T. aus schön ornamentierter
Terra sigillata und aus Terra nigra bestanden, sowie eiserne Nägel verschiedener
Größe, ein eiserner Ring, eine etwa 30 cm und 10 cm breite Bleiplatte mit darinstek-
kenden kurzen Nägeln sowie einige Münzen. Darunter befand sich auch eine kleine Silbermünze
, die leider verlorengegangen ist.

Vor dem Haus Steingasse Nr. 5 (Abb. 34) traf man in etwa 2 m Tiefe auf drei Säulenstücke
aus weißem Sandstein, die einen Durchmesser von etwa 40 cm aufwiesen, und auf
viereckige Sandsteinplatten. Eines dieser Säulenstücke lag bis vor einigen Jahren im Garten
der Schreinerei Oertlin (Schloßgasse Nr. 12) und wurde mir dann übergeben. (Abb.

36) . .

Hinter dem Haus Steingasse Nr. 5 hörten die Fundbelege ganz auf, so daß wir also etwa
60 m östlich der Hauptstraße die Grenze dieser römischen Siedlung anzunehmen haben
. Dabei lassen die Kalksteinsäulen in einem der Gebäude auf besonderen Reichtum
der Besitzer schließen.

In der Hauptstraße wurde bei den Kanahsationsarbeiten von 1927/28 in unmittelbarer
Nähe des Ochsenbrunnens ein noch 3 m hoher und mindestens ebenso breiter Rundoder
Halbrundbau getroffen, der aus Kalksteinen und z. T. aus Sandsteinbrocken gemauert
war. Um dieses Mauerwerk herum und noch etwa 10 m nördlich davon lagen
vereinzelte römische Tonscherben sowie zahlreiche Reste von Hohl- und Flachziegeln,
von denen einer der letzteren mit einem dreieinhalb Zentimeter großen X versehen war.

Weiter südlich, beim Haus Hauptstraße Nr. 31 (bei C der Abb. 34), stieß man auf eine
schräg über die Straße laufende gemauerte Dole (bedeckter Abzugsgraben) sowie auf
Mauerschutt und Ziegelreste. Vor dem Haus Hauptstraße Nr. 36 (bei E der Abb. 34) traf
der Kanalisationsgraben die Nord- und Südmauer eines Gebäudes, dessen römischer
Ursprung durch die Reste breiter Plattenziegel, einen steinernen Knauf und den spitzen
Fuß einer Amphora bewiesen ist.

Beim Haus Hauptstraße Nr. 40 (bei D der Abb. 34) fand man in etwa 2 m Tiefe ein viereckiges
Becken aus rotem Sandstein, das später am Talweg als Brunnentrog aufgestellt
worden ist. Als im Jahre 1951 an diesem Weg Ausbesserungsarbeiten durchgeführt wurden
, riß man das Sandsteinbecken wegen seines schlechten Zustandes und in Unkenntnis
seiner Herkunft leider weg und zerschlug es.

Auf der Suche nach dem Verbleib dieses Beckens stieß ich im Winter 1970 im Hühnerhof
des ehemaligen Anwesens Ries (Hauptstraße 42) auf einen bis zum Rand in die Erde
eingegrabenen römischen Mörser, der dort als Wasserbecken diente. Die aus schönem
Quarzsandstein bestehende Schale besitzt einen Durchmesser von 57 cm, ihre Höhe beträgt
20 cm und die Tiefe des ausgemeißelten Teils 11 cm. Nach Augenzeugenberichten
wurde dieser Mörser 1928 in einer Tiefe von etwa 2 m in der Nähe des obengenannten
viereckigen Steintrogs gefunden. (Abb. 37)

Professor Laur-Belart hat diesen Fund als einwandfrei römisch gedeutet. Seiner Ansicht
nach handelt es sich dabei um einen Mörser, in dem Korn zu kleieartigem Mehl zerstoßen
wurde. Dafür spricht auch die aufgerauhte Innenfläche dieser überraschend großen
Steinschale. Der Quarzsandstein dürfte nach Laur-Belarts Meinung bei Degerfelden
gebrochen worden sein.

In der Schloßgasse kamen bei Ausgrabungsarbeiten nur vereinzelte Reste von Dach-
und Bodenziegeln zum Vorschein, so daß wir also folgenden Schluß ziehen dürfen:

Diese römische Siedlung umfaßte etwa ein Gebiet, das im Osten bis zum Haus Nr. 5 in
der Steingasse und im Süden bis zum Haus Nr. 46 in der Hauptstraße reichte. Die heutige
Hauptstraße scheint ungefähr die westliche Grenze gebildet zu haben, und im Norden
wird sich die Siedlung kaum weiter als 10-20 m über die Steingasse hinaus erstreckt
haben. Sie wies nach den bisherigen Fundstellen also etwa eine Länge von ca. 100 m und
eine Breite von ca. 60 m auf.

Etwa 1 km westlich dieser Siedlung, beim heutigen Burgackerweg, befand sich eine
weitere römische Villa.

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