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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 313
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0135
Aus diesen Funden zog nun Laur-Belart den Schluß, daß die eigentliche römische Villa
südlich der Straße zwischen dem Haus Nr. 7 und dem Haus Nr. 2 gestanden hatte,
während die nördlich davon gefundenen Mauern zum Badegebäude gehörten. Diese
Vermutung erfuhr eine Bestätigung durch die Ausgrabungsarbeiten für den Neubau
Burgackerweg Nr. 5 im Jahre 1967, denn damals stieß man ebenfalls auf römische Ziegelplatten
. Die Villa scheint also eine beträchtliche Größe gehabt zu haben, wie auch die
Ausdehnung der Badegebäude beweist. Gegen Osten reichten diese nämlich mit Sicherheit
bis zum Haus Schmiedel, denn als 1944 K. F. Schmiedel dort einen Luftschutzkeller
anlegte, traf er auf Mauerzüge, die in den Berg führten. Friedrich Kuhn gelang dann die
Freilegung eines Raumes, den er als Teil der dortigen Badeanlage ansah.113'

Die Herkunft des Ortsnamens Grenzach

Die beiden römischen Siedlungen auf dem Boden der heutigen Gemarkung Grenzach
weckten natürlich die Vermutung, daß auch dem heutigen Namen Grenzach eine römische
Bezeichnung zugrunde liegen könnte. Zwar wird unser Ortsname erst im Jahre
1275 urkundlich erwähnt,'14) also etwa 1000 Jahre nach der Römerzeit, aber dennoch
kann er unmittelbar von der Benennung einer der beiden römischen Siedlungen abgeleitet
werden, wenn man die in der alemannischen Sprache seit dem 5. Jahrhundert durchgeführten
lautlichen Veränderungen berücksichtigt.

Da die weitaus meisten deutschen Ortsnamen auf -ach von germanisch aha (= Gewässer
) abzuleiten sind, brachte man früher unseren Ortsnamen stets mit dieser Endung in
Verbindung. Deshalb stößt man immer wieder auf Deutungen wie »Bach des Granzo«
oder gar »Bach an der Grenze«. Diese Ableitungen sind aber aus folgenden Gründen
völlig abwegig: Grenzach liegt an keinem größeren Bach, und der etwa 50 cm breite ehemalige
Talbach kommt für die Namengebung nicht in Betracht, da althochdeutsch aha
nur größere Hauptbäche bezeichnete, während die kleineren Nebengewässer stets Bach
genannt wurden.

Grenzach kann auch nicht mit Grenze in Verbindung gebracht werden, da dieses
Wort erst im 16. Jahrhundert aus dem russisch-polnischen Granica gebildet wurde,115'
unser Ortsname aber schon 1275 erstmals urkundlich erwähnt ist. Außerdem wird
Grenzach im Anlaut mundartlich mit Ch gesprochen, was nur von einem ursprünglichen
K herrühren kann. Bis in jüngste Zeit hinein wurde übrigens der Ortsname auch
fast immer mit K geschrieben.

Da aus diesen Gründen eine Ableitung von germanisch aha nicht in Frage kommt,
kann unserem Ortsnamen nur ein keltisch-römischer acum-Name zugrunde liegen.

Viele Ortsnamen im ehemaligen römischen Gebiet gehen auf diese Namen zurück, die
heute im Deutschen zumeist auf-ach enden, wie z. B. Breisach oder Kreuznach. Dieses
-acum ist die neutrale Form von -acus (aus keltisch -akos), das fast ausschließlich an keltische
Personen- oder römische Familiennamen angehängt wurde, wodurch diese den
Charakter eines Eigenschaftswortes bekamen. Zusammen mit dem Hauptwort »fun-
dus« bezeichnen die so gebildeten Namen ein Gut als zum Besitz der betreffenden Person
gehörig. »Fundus Noniacus« heißt also soviel wie »Gut des Nonius«. Das dazugehörige
Hauptwort »fundus« wird dann im allgemeinen weggelassen und dem gekürzten
Namen neutrales Geschlecht gegeben. »Noniacum« steht also dann für »fundus Noniacus
«.116' In Frage kommt also nur eine Ableitung vom keltisch-römischen -acum, wobei
nun allerdings ein keltischer oder römischer Personenname gefunden werden mußte, der
sich dann zusammen mit -acum zu der heutigen mundartlichen Form Chränzech lautgesetzlich
weiterentwickelte. Glücklicherweise fand sich nun in keltischen Personenverzeichnissen
ein solcher Name, nämlich Carantos.11 ! Dieser Personenname wurde von
den Römern übernommen und über Carantus zu Carantius latinisiert.118'Aus Carantius
bildete man nun durch die Endung -acus das Eigenschaftswort Carantiacus, das zu dem

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