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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 314
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0136
Hauptwort »fundus« trat. »Fundus Carantiacus« bedeutete soviel wie »Gut des Caranti-
us«. Wie schon erwähnt, fiel das Hauptwort »fundus« dann weg, und Carantiacus wurde
die neutrale Form Carantiacum gegeben. Diese so gebildete Bezeichnung liegt auch
zahlreichen französischen Ortsnamen zugrunde.119'

Infolge der althochdeutschen Lautverschiebung und des i-Umlauts veränderte sich
dieses Carantiacum lautgesetzlich zu Cherentzach und dann zu Chrenzach (gesprochen
Chränzech). Die unrichtige G-Schreibung kam sicher durch die spätere Lage des Dorfes
an der Schweizer Grenze zustande.

Welche der beiden römischen Villen hat nun Carantiacum geheißen? Ich glaube, daß
hierfür die Villa am Burgackerweg nicht in Betracht kommt, da sie zu weit von der späteren
alemannischen Siedlung entfernt war, um für diese noch namengebend zu wirken.
Die Villa an der Steingasse liegt dagegen beim Dorfkern, wo sich die Alemannen nach der
Eroberung des Landes niedergelassen haben, wie auch die fünf oder sechs Gräberreihen
beim Ochsenbrunnen beweisen. Dieses quellenreiche und relativ windgeschützte Gebiet
am Südhang des Dinkelbergs war ja auch die günstigste Stelle für eine Niederlassung. Mit
Sicherheit müssen die neuen Herren hier bei uns noch auf Reste der gallo- oder keltoro-
manischen Bevölkerung gestoßen sein, die ihnen den Namen der römischen Villa Carantiacum
vermittelt haben. Dieses in ihre Sprache aufgenommene Won wurde dann entsprechend
der oben aufgezeigten Entwicklung zum mundartlichen Chränzech.

Römische Funde auf der Gemarkung Wyhlen

Wie wir weiter oben gesehen haben, war Wyhlen schon sehr früh durch eine und später
durch zwei Brücken mit Augusta Raurica verbunden (vgl. S. 305). Vor dem älteren
Flußübergang beim späteren römischen Brückenkopf vermutete Kuhn dann aufgrund
des von ihm gefundenen Terra sigillata-Geschirrs aus claudischer und neronischer Zeit
(41-68 n. Chr.) und des angeschnittenen Spitzgrabens einen militärischen Stützpunkt
aus frührömischer Zeit. (vgl. S. 301). Max Martin hält diese Vermutung für sehr wahrscheinlich
und hat deshalb ein solches Kastell - wenn auch noch mit Fragezeichen - in
seinen Plan von Augusta Raurica aufgenommen.120' Dieses hätte dann einem möglichen
Gegner von rechts her, also auf dessen ungeschützter Seite, den Zugang zur Brücke versperren
können.121^

Schon Laur-Belart hat in seinem Aufsatz über die beiden Römerbrücken von Äugst/
Wyhlen die Frage gestellt, ob nicht bereits in augusteischer Zeit das Territorium der Co-
lonia Raurica über den Rhein hinausgereicht hat.122; Auch nach M. Martin könnte die
Siedlungsstelle östlich des Brückenkopfes, wo Kuhn die etwa 10 römischen Gruben mit
Terra sigillata-Geschirr gefunden hatte, zu einer frühen rechtsrheinischen Vorstadt von
Äugst gehört haben. Für möglich hält er aber auch, daß sie als Teil des vielleicht vor dem
Flußübergang gelegenen Kastelldorfes angesehen werden kann.123' Nach der Eroberung
des rechtsrheinischen Decumatenlandes in den Jahren 73/74 n. Chr. wäre dann das hier
vermutete Kastell nicht mehr wichtig gewesen, da unser Gebiet römisches Binnenland
wurde, so daß man es wohl aufgegeben hat. Damals ist dann nach Laur-Belart auch die
zweite römische Brücke über die Insel Gwerd gebaut worden, von der die rechtsrheinische
Fernstraße über Grenzach und Kembs in die Oberrheinische Tiefebene führte. Diese
zog nach Martin den Verkehr immer mehr an sich, da sie gegenüber der um das Basler
Rheinknie herumführenden linksrheinischen Straße um einige Kilometer kürzer war.
Aus diesem Grund wurde das an der linksrheinischen Straße bei Äugst gelegene Gräberfeld
vom Ende des 1. Jahrhunderts bis etwa 300 n. Chr., als der Rhein durch den Alemanneneinfall
wieder mehr oder weniger Grenze wurde, nur noch selten benutzt. Martin
fragt sich nun, ob vielleicht im 2. und 3. Jahrhundert einer der bevorzugten Augster
Bestattungsplätze an der rechtsrheinischen Ausfallstraße lag. Bei dieser Hypothese
stützt er sich auf eine Mitteilung Kuhns.1241 Danach stieß man im Jahre 1930 beim Abbau

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