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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 315
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0137
einer Kiesgrube im Gewann »Stockacker« an der Ritterstraße auf Skelettgräber, und
schon in den Jahren zuvor sollen dort Urnen mit Leichenbrand gefunden worden sein.
An der Südseite der Kiesgrube befand sich auch eine mehrere Meter breite Stückung von
aufrechtgestellten Bruchsteinen, worauf Mörtel und einzelne Ziegelstückchen lagen.

Leider wurden diese Gräber damals nicht näher untersucht, und außerdem liegen sie
fast 1 km von der unteren Rheinbrücke entfernt, so daß es auch Martin vorläufig offenläßt
, ob sie zu einem größeren Augster Gräberfeld gehören.123' Gegen diese Hypothese
spricht allerdings auch, daß unter dem 1534 erstmals erwähnten Rittersträßlein noch
kein einwandfreier römischer Straßenkörper festgestellt werden konnte. Zwei übereinanderliegende
Straßenfundamente sind nach F. Moog eher als mittelalterlich anzusprechen
. 126>

Die Gemarkungsgrenze Wyhlen/Herten fällt durch ihren seltsamen Verlauf auf, denn
sie beginnt unmittelbar beim spätrömischen Brückenkopf von Wyhlen und zieht sich
dann nach Norden bis zur Bundesstraße 34. Von dort bildet diese Straße nach Westen
hin etwa 800 m lang die Grenze, bis diese dann kurz nach dem Schnittpunkt der B 34 mit
der Bahnlinie wieder nach Norden zum Markhof abzweigt. Somit reicht die Gemarkung
Wyhlen nur mit einem schmalen, zwischen der Bundesstraße und dem Rhein gelegenen
Streifen zum spätrömischen Brückenkopf. (Abb. 41)

F. Kuhn hat diesen seltsamen Verlauf geklärt, indem er sich auf bekannte württembergische
Beispiele stützte, wonach die Alemannen nach der Eroberung des rechtsrheinischen
Landes römische Trümmerstätten als Fixpunkte für die Festlegung ihrer Gemarkungsgrenzen
verwendeten.127^

Nach Kuhn sollte mit der Festsetzung der Grenze beim spätrömischen Brückenkopf
sowohl für Herten als auch für Wyhlen der Anschluß an den donigen Flußübergang
nach Kaiseraugst gewonnen werden. Einen weiteren Fixpunkt sah er dann bei der Kreuzung
der Bundesstraße mit der Bahnlinie, denn dort waren 1936/37 ausgedehnte römische
Baureste entdeckt und ihre Grundmauern vermessen worden. Dabei fiel besonders
ein Mauerquadrat auf (etwa in der Mitte des Planes), das Kuhn damals als galloromani-
schen Vierecktempel deutete.1281 (Abb. 42) Nachdem man aber 1963 beim Bau der
schweizerischen Nationalstraße unmittelbar südlich von Augusta Raunca und beim Zusammentreffen
der einstigen Straßen von Aventicum (Avenches) und Vindonissa (Windisch
bei Brugg) umfangreiche Gebäudereste eines römischen Unterkunftshauses, einer
sogenannten mansio, gefunden hatte, hielt Kuhn eine solche Deutung des Mauerquadrats
an der Gemarkungsgrenze Herten/Wyhlen für wahrscheinlicher. Dafür spricht
auch seine Lage unmittelbar an der rechtsrheinischen Römerstraße, die Kuhn hier bei
den Grabungen von 1936/37 gefunden hatte. Im Jahre 1943 stellte sich dann beim tiefen
Umpflügen des Ackers unmittelbar östlich des damaligen Bahnwarthauses heraus, daß
die Mauerreste bei dem quadratischen Bau doch weiter nach Osten reichten als man nach
der Vermessung von 1937 ursprünglich angenommen hatte. Dazu kommen dann noch
die Gebäudereste, die im Winter 1936/37 etwa 60 m oberhalb des Schnittpunkts der Bundesstraße
mit der Bahnlinie festgestellt worden sind, so daß wir es hier wohl tatsächlich
mit einer römischen Straßenstation und ihren Nebengebäuden zu tun haben.

Beim Umpflügen des Ackers östlich des genannten Schnittpunktes wurde 1943 eine
etwa 6 m breite Schüttung von Kies getroffen, bei der es sich nach Kuhn wohl um die
Fortsetzung der Römerstraße gehandelt hat. Damit wäre diese von hier geradlinig nach
Osten weitergegangen, während die heutige Bundesstraße in südöstlicher Richtung verläuft
.12*'

Obwohl diese Fundstellen schon auf der Gemarkung Herten liegen, mußten sie bei
dieser Darstellung natürlich berücksichtigt werden, da sie ja den Verlauf der Gemarkungsgrenze
zwischen Wyhlen und Herten bestimmt haben.

Doch auch im »Spitzacker« neben der Straße zum Markhof, also auf der Gemarkung
Wyhlen, wurden 1931 im umgepflügten Ackerfeld einzelne römische Ziegel und Bruchsteine
gefunden.I30) 1940 meldete dann Kuhn die Auffindung weiterer Bruchsteine und

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