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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 323
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0145
Nach der Erfindung der Buchdruckerkunst konnten solche Phantasien ins Vorstellbare
umgesetzt und somit die Ängste geschürt werden, die die Triebfedern auch der mittelalterlichen
Verfolgungen waren. Da sah man sie dann auf Kupferstichen und Holzschnitten
: die Strigen als weibliche Wesen, die Kindern Schaden zufügen; die Lamien, jene
schönen gespensterhaften Frauen, die sich von Jünglingsblut ernähren; die Harpyien,
weibliche Ungeheuer, halb Raubvogel, halb Jungfrau, die zum nächtlichen Wodankult
durch die Luft reiten; das alles sind die vorchristlichen Schwestern unserer Hexen, die
zum Hexensabbat flogen, um dem Satan zu huldigen...

Die christliche Botschaft hatte den Sieg über die Macht des Teufels verkündet, doch
konnte sie die Angst vor seinen Dämonen und Helferinnen nicht bannen. Als man begann
, statt von vielen, nur von einem Teufel zu reden, der, wie Gott, seinen Anteil an der
Welt forderte, war man überzeugt von des Satans Möglichkeit, auf Erden zu herrschen.
Unter anderem waren es die menschenfressenden Pestepidemien, die diese Vorstellung
nährten. Und so galt es, diese Gefahr, wo immer man sie anzutreffen meinte, hart zu bekämpfen
.

*

Von altersher gehörte zu den Hexen unter anderem als Attribut auch der Ziegenbock.
Auf Böcken oder auf von Böcken gezogenen Wagen fuhren die Hexen zu ihren Versammlungen
; der »Bocksfuß« wurde mit dem Teufel assoziiert in den zeitgenösssischen
Bildwerken und in der Literatur. - Wenn die Pest ausbrach, wurden die jeweils erreichbaren
Minderheiten als Sündenböcke »zur Verantwortung gezogen«: Kranke, die man
für »verhext« oder »besessen« hielt; Aussätzige; Sekten und immer wieder die Juden.
Der Hexenwahn ist vergleichbar dem ihm unmittelbar vorangegangenen Judenhaß, der
gerade auch am Oberrhein zu ähnlichen Verfolgungen und Vernichtungen geführt hatte.
(Darüber berichtet in meinem Buch Johannes Werner.)

*

Unmittelbare Vorläufer der Prozesse gegen Menschen, die sich angeblich einließen mit
der bösen Macht und für die man später den Ausdruck 'Hexen' prägte, waren die gegen
Ketzer; so bezeichnete man Personen (zum Beispiel die Albigenser und die Templer), die
sich einzeln oder als Gemeinschaft in irgendeiner Form in Gegensatz zur herrschenden
Meinung der Kirche stellten. Die Kirche übrigens hat lange den Glauben der Hexerei
mißbilligt und auch bestraft. Seit dem zwölften Jahrhundert änderte sich diese Einstellung
und es wurde sogar strafbar, die Existenz ketzerischer Zaubersekten zu bezweifeln.

Papst Gregor IX. schuf im Jahr 1231 die Inquisition und übertrug sie den Dominikanern
und Franziskanern. Papst Innozenz IV. bestimmte 1252 die Tortur zum rechtmäßig
einzusetzenden Ermittlungsinstrument; die starke Verminderung der Rechte von Angeklagten
wurde begründet mit der Schwere solcher »Sonderverbrechen« wie Ketzerei und
Zauberei.

Wenigstens andeutungsweise sei auf den Umgang mit dem Satan im Zusammenhang mit
der Magie hingewiesen: An Versuche, sich den Satan und seine Dämonen dienstbar zu
machen, war man gewöhnt. Man bedenke nur, wie begehrt die angeblichen Künste des
Doktors Johannes Faust waren. Es gab u. a. Lehrstühle der Weißen Magie, der Nekro-
mantie ; man suchte legal in der Verbindung von Magie und Chemie den »Stein der Wei-

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